Fürstenwalde (MOZ) Der Club im Park in Fürstenwalde steht vor dem Aus. Der Träger, der Fürstenwalder Förderverein für Jugend- und Kulturarbeit (FFJK), hat Insolvenz angemeldet. Die Ursachen liegen offensichtlich in der Politik des kreislichen Jugendamtes, die erst am Montag vom Kreisjugendring heftig kritisiert worden war (MOZ berichtete).
“Die jetzige Politik der Verwaltung des Jugendamtes des Landkreises Oder-Spree kann nicht akzeptiert werden”, hatte der stellvertretende Vorsitzende des Kreisjugendringes, Steffen Adam, am Montag bei einer Pressekonferenz gesagt. Diese Politik hat nun offenbar auch einen Anteil daran, dass ein Mitgliedsverein des Jugendringes, der FFJK, Insolvenz beim Amtsgericht anmelden musste.
Insgesamt 17 Mitarbeiter sind davon betroffen, denn der 1994 gegründete FFJK unterhielt nicht nur den Club im Park. Er kümmerte sich vor allem um Problemfälle unter den Jugendlichen. Je zwei Streetworker beschäftigte er in Fürstenwalde und Erkner, zwei weitere Sozialarbeiter betreuten junge Leute im Rahmen der so genannten ambulanten Hilfe. Zudem betrieb der Verein ein Jugendwohnhaus und die Beratungsstelle “Zilki 21” am Ziolkowski-Ring in Nord.
Wie der Vorsitzende des FFJK, Stefan Wende, gestern der MOZ auf Anfrage mitteilte, laufen zurzeit Gespräche mit der Stadt und dem Kreis, um von dieser Jugendarbeit soviel wie möglich am Leben zu erhalten. “Die Mitarbeiter arbeiten derzeit ohne Gehalt weiter. Denn Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit. Wenn man nicht ständig Kontakt zu den jungen Leuten hält, bricht er ab”, so Wende.
Wie die Lösung der Probleme aussehen könnte, darüber konnte oder wollte Wende sich gestern nicht äußern. Und zu den Ursachen sagte er nur, dass es mehrere gebe. Einige seien auch hausgemacht.
Ausgangspunkt für die Insolvenz war aber offenbar, das bestätigte auch Steffen Adam, das Jugendwohnhaus. Dort wurden Jugendliche betreut, die mit ihrer Familie nicht mehr klar kamen und durch den Wechsel des Umfeldes die Chance für ein geordnetes Leben erhalten sollten. Laut einer Vereinbarung mit dem Kreis mussten dafür hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt werden. Das Jugendamt wies dem Heim jedes Jahr Problemfälle zu und zahlte je nach ihrer Anzahl Zuschüsse. Maximal neun junge Leute konnten untergebracht werden. Noch 2003 war das Haus mehrere Monate ausgelastet, hatte im Jahresdurchschnitt sieben Bewohner. Dann wies das Jugendamt plötzlich weniger Jugendliche zu. Die Belegung sank 2004 auf fünf bis sechs. In diesem Jahr waren es nur noch zwei. “Vielleicht hätten wir schon 2004 reagieren und das Haus schließen müssen”, meinte Wende. Allerdings: Eine Information, warum die Zahlen so zurückgehen, erhielt der FFJK vom Jugendamt nicht. Weniger Problemfälle als in den Jahren zuvor waren garantiert nicht die Ursache, denn die soziale Situation in der Region hatte sich ja nicht verändert. Außerdem unterhielt der Kreis selbst vier solcher Heime. Deshalb hoffte man beim FFJK noch 2004 auf eine Korrektur im folgenden Jahr.
Erst Ende April dieses Jahres ließ der Kreis dann auf einer Fachtagung mit den Freien Trägern der Jugendarbeit die Katze aus dem Sack: Man wolle sich künftig von der “immobilienbelasteten Hilfe” trennen, Jugendwohnheime sind nicht mehr gewünscht. “Wir haben sofort den vier Beschäftigten die Kündigung ausgesprochen und auch den Mietvertrag für das Haus gekündigt”, sagte Wende. Aber die Kündigungsfristen liefen bis Ende August bzw. Oktober. “Diese Kosten waren letztlich nicht mehr zu verkraften. Als Verein konnten wir kaum Rücklagen bilden. Die wenigen reichten für zwei Monate, dann mussten wir zum Amtsgericht”, berichtet Stefan Wende.