Am Sonntag den 24.6.2007 fand in Cottbus eine Demonstration unter dem Motto „Gemeinsam gegen Rassismus – United against racism “ statt. Nach offiziellen Schätzungen waren 1000 Menschen anwesend und setzten ein Zeichen gegen die rassistisch motivierten Übergriffe, die in der letzten Zeit wieder überhand genommen haben.
Die Vereinte Linke Lausitz und das Bündnis gegen Rassismus und Antisemitismus Südbrandenburg sahen es als notwendig an, in Cottbus ein Zeichen zu setzen und die Bürger aufzurütteln, damit die wieder zunehmende rechtsextreme Gewalt nicht geduldet wird. Zu diesem Zweck wurde ein breites Bündnis geschmiedet, in dem neben den beiden Initiativen die Studentenvertretung der BTU Cottbus, Jusos, der Cottbuser Aufbruch u.v.a. beteiligt waren.
Gegen 14 Uhr begann die erste Kundgebung auf dem Gelände der Universität, wo darauf hingewiesen wurde, dass die ausländischen Studenten nicht nur für die Universität sondern auch für die gesamte Stadt besonders wichtig sind.
Nach der Kundgebung setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und steuerte den Altmarkt an. Dort hielten das Bündnis gegen Rassismus und Antisemitismus Südbrandenburg, Vertreter der Studenten und der Oberbürgermeister ihre Reden. Besonders wichtig war hier die Rede des Bündnisses, in der klar aufgezeigt wurde, dass die letzten Überfälle auf ausländische Mitbürger keine Einzelfälle waren, sondern fast alltäglich sind.
Nach dieser zweiten Kundgebung marschierte der Demonstrationszug weiter und unterwegs wurde durch Aktivisten der Vereinten Linken Lausitz auf einen Naziladen aufmerksam gemacht, der bisher von den Bürgern toleriert wurde. Am Staatstheater fand die Abschlusskundgebung statt. Dort sprachen unter anderem Vertreter der Vereinten Linken Lausitz und der SDAJ Lausitz. In ihren Reden wurde unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass faschistische Ideologien nicht in einem leeren Raum entstehen, sondern im Cottbuser Klima, wo Massenarbeitslosigkeit herrscht, wo die örtlichen Massenmedien relativierend über rechtsextreme Gewalttaten berichten, wo den Menschen die Zukunftsperspektiven genommen werden und wo durch die Kommune Jugendarbeit vernachlässigt wird, einen fruchtbaren Boden finden. Es wurde aufgezeigt, dass sich erst ein grundlegender Wandel vollziehen wird, wenn das kapitalistische Wirtschaftssystem in Deutschland überwunden wird.
Die Demonstration kam bei den Bürgern gut an, weil sie sich klar von der kommunalen Erklärung abgrenzte, die Tage zuvor vom Oberbürgermeister und Wirtschaftsvertretern verlesen wurde. In dieser Erklärung wurden die Cottbuser Verhältnisse verleugnet, weil man Angst um den Wirtschaftsstandort Cottbus hatte. Aus einer Stadt, in der es offenkundig no-go-areas gibt, wurde eine freundliche und tolerante Stadt, die rechtsextremen Übergriffe zu Einzeltaten heruntergespielt.
Die Demonstration kam so gut an, dass danach alle Parteien dazu aufgerufen haben wollen, obwohl dem nicht so war. So berichtete die Lausitzer Rundschau, dass selbst die Landesregierung und die Cottbuser Parteien zu dieser Demo aufgerufen hatten. Kurios wirkte dieser Bericht, weil sich erstens alle Parteien aus der Demovorbereitung heraushielten oder die Demo sogar ablehnten. So sagte der Geschäftsführer der LINKEN André Kaun, dass er gegen diese Demo sei, weil eine Demo immer so laut ist und den Straßenverkehr blockiere.
Wie es nach dieser Demonstration weitergeht ist noch offen. Zu schnell ist das Bürgerherz beruhigt und bereit, sich wieder zurück in den Sessel zu lehnen. Aber die Zustände sind in Cottbus durch diese Demo noch nicht verändert, wozu noch viel mehr Engagement notwendig wäre.