Der Widerstand, der sich in der Cottbuser Bevölkerung gegen den geplanten
Aufmarsch der extremen Rechten am 13. Dezember formiert, findet eine immer
breitere Basis. Die Organisatoren erwarten für ihre «Besendemonstration, um
den braunen Unrat aus der Stadt zu kehren» , viele 1000 Teilnehmer.
Täglich wächst nach den Worten von Dr. Martina Münch vom Cottbuser Aufbruch
die Liste der Unterzeichner, die den Aufruf gegen Neonazis und Fremdenhass
unterzeichnen — im Internet unter www.cottbuseraufbruch.de. In der
zurückliegenden Sitzung hatten alle Fraktionen der
Stadtverordnetenversammlung gemeinsam zur Teilnahme an der Besendemo
aufgerufen. Unterstützt wird das öffentliche Bekenntnis von der
Brandenburgischen Technischen Universität, den Kirchen, dem Staatstheater
und den anderen Cottbuser Theatern, vom FC Energie, dem DGB und seinen
Einzelgewerkschaften, der IHK, von Schulen, Vereinen und Verbänden, Parteien
und vielen anderen Organisationen und Einzelpersonen.
Als das letzte Mal vor einigen Jahren Rechtsextreme durch Cottbuser Straßen
zogen, demonstrierten 10 000 dagegen, erinnerte sich Dr. Martina Münch. Sie
hofft, dass auch am 13. Dezember eine deutliche Absage gegen Rechts zu
Stande kommt.
Interessenten, die mehr erfahren wollen, sind beim nächsten
Vorbereitungstreffen am Donnerstag, 11. Dezember, 17 Uhr, in der Bibliothek
des Oberstufenzentrums I in der Sielower Straße willkommen.
Die Organisatoren der Besendemonstration sind froh, dass sich wichtige
Repräsentanten der Stadt am 13. Dezember in ihren Reihen befinden werden. So
wird Oberbürgermeisterin Karin Rätzel um 15.30 Uhr bei der Kundgebung vor
der Lutherkirche sprechen, ebenso wie die vor wenigen Tagen mit der
Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnete Erna Etis, die in der Nazizeit unter
hoher persönlicher Gefährdung Cottbuser Juden beistand. Bereits um 14.30 Uhr
wird am 13. Dezember der brandenburgische Generalstaatsanwalt Dr. Erardo
Cristoforo Rautenberg in der Lutherkirche sprechen. Mit dem Thema «Die Liebe
der Deutschen zu den Polen» setzt er einen Kontrapunkt zur
Anti-EU-Demonstration der Rechten.
Zu der Demonstration, die um 16 Uhr beginnt, sollen die Teilnehmer selbst
Besen mitbringen, um die Cottbuser Straßen symbolisch vom braunen Unrat zu
reinigen, empfiehlt Dr. Martina Münch. Die Besendemo soll in sicherem
Abstand hinter den Rechten herziehen. Dr. Münch: «Es ist wichtig, dass sie
gewaltfrei bleibt, und dass Gesicht gezeigt wird — also keine Vermummung!»
Außerdem sollten Lampions angezündet werden — entsprechend dem Motto «Bunt
statt Braun» .
Hintergrund: Der rechte Rand
Auslöser für die Besendemonstration ist der geplante Aufmarsch der
Ultrarechten am 13. Dezember durch Hoyerswerda und Cottbus gegen die
EU-Osterweiterung. Dazu wird seit Monaten bundesweit mobilisiert. Treibende
Kraft ist Christian Worch, Stratege der deutschen Neonazi-Szene, der im
Gefängnis saß, weil er die «Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale
Aktivisten» trotz deren Verbots weitergeführt hatte. Mit von der Partie sind
ferner der Weinheimer Holocaust-Leugner Günter Deckert und Gordon Reinholz,
den der brandenburgische Verfassungsschutz als Neonazi einstuft.