Nachtrag vom 30.August:
Ein
Auswertungstext zum Camp erschien am 30.8. Zuvor gab es schon einen Auswertungsstext auf Indymedia. Ganz neu und superinteressant: Die gerade ins Netz gestellten Audio-Dateien vom Camp.
Am heutigen Sonntag, den 11.08.02 endete das 1. CrossOver Summercamp in Cottbus. Cirka 350 Menschen aus verschiedenen euopäischen Ländern diskutierten eine Woche lang über das Zusammenwirken verschiedener Macht- und Herrschaftsverhältnisse wie Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus etc. In unterschiedlichen Workshops wurden diese Thematiken auf theoretischer Ebene behandelt, woraus sich verschiedene symbolische Aktionen in und um Cottbus entwickelten.
So beschäftigten sich die TeilnehmerInnen des Camps mit dem rassistischen Überfall auf einen Kubaner, der am 03.08.02 an einer Cottbusser DEA-Tankstelle attackiert worden war. Dort treffen sich regelmäßig Gruppen von Neonazis — auch die mutmasslichen Täter. Freitag Abend wurde die Tankstelle in einer erfolgreichen Aktion von etwa hundert CampteilnehmerInen besetzt, wobei mit Flugblättern auf die Hintergründe der Aktion aufmerksam gemacht wurde. Hier gibt es Fotos von der Aktion. Mit der Besetzung der Tankstelle wurde ein seit zwei Jahren von Neonazis okkupierter und terrorisierter Raum — symbolisch und temporär- zurückerobert, um gegen die gesellschaftliche Akzeptanz von Naziorten und rassistische Gewalt zu protestieren.
Einige Tage zuvor gab es Workshops zum Thema “Konstruktion von Geschlechtern”. Um zu zeigen, dass die Aufteilung in “männlich” und “weiblich” sozial konstruiert ist und um auf die Geschlechternormierungen, die sich z.B. in geschlechtsspezifischen Dresscodes ausdrücken, aufmerksam zu machen, wurde am nächsten Tag bei der Modekette H&M eine öffentlichkeitswirksame Aktion veranstaltet. Die Frauen- und Männerabteilung wurden vertauscht, indem die Kleidung von der einen in die andere gebracht wurde. Männer zeigten gegenüber FachverkäuferInnen Interesse für Frauenkleidung und Frauen für Männerkleidung. Weiterhin liessen sich bei der Drogeriekette “Müller” nackte Menschen über Parfüm und Nagellack beraten. Damit wurde einerseits die Sexualisierung menschlicher Körper angesprochen, andererseits wurde auf die gesellschaftliche Kodierung der nachgefragten Artikel als weibliche Artikel verwiesen und vorherrschende Schönheitsideale kritisiert.
Das Camp hatte den Anspruch, Herrschaftsverhältnisse bewußtzumachen und in die öffentliche Diskussion einzubringen, gerade auch durch kreative, symbolische Aktionen. Obwohl das Camp von der günstigeren Lage in der Stadt zum Stadtrand verlegt wurde und somit viel von seiner Aktionsfähigkeit einbüssen mußte, konnten dennoch viele Aktionen in die Stadt getragen werden. Leider schienen die Inhalte trotz guter Vorbereitung nicht immer vermittelbar.
Zum Abschluss des CrossOver Sommercamps versammelten sich am gestrigen Samstag, den 10.08.02, etwa 100 CampteilnehmerInnen auf dem Vorplatz der Stadthalle zu einer Kundgebung mit dem Schwerpunkt “Arbeit, Gender und Migration”. In einem Redebeitrag wurden nocheinmal die damit verknüpften Herrschaftsstrukturen und ihr unweigerlicher Zusammenhang thematisiert. Anschliessend zogen sie demonstrierend durch die Cottbusser Innenstadt und kehrten dann zum Camp zurück, das anschliessend aufgelöst wurde.
Alle Artikel auf einen Blick
Noch mehr zum Camps findest Du beim Webjournal www.xover.asncottbus.org und auf der Mobilisierungsseite summercamp.squat.net.
Der vorbereitende Reader für das Camp enthält viele Informationen zu den stattgefundenen Workshops. Download hier.