(MAZ, Ekkehard Freytag) LUCKENWALDE Wie sollen wir mit Rechtsextremismus umgehen? Um diese Frage drehte sich
eine Klausurtagung des SPD-Unterbezirks Teltow-Fläming, die am Sonnabend in
der Gaststätte “Halbzeit” in Luckenwalde ausgerichtet wurde. “Am Ende sollte
die Frage sein, ob wir für uns konkreten Handlungsbedarf sehen”, sagte Maria
von Schrötter zum Beginn der Versammlung.
Die Genossen hatten sich kompetente Referenten eingeladen. Wie den Leiter
des Polizei-Schutzbereichs Teltow-Fläming, Gisbert Becker. Der
Polizeioberrat ratterte nicht irgendwelche Statistiken herunter, sondern
versuchte auch, die Ursachen für rechte Tendenzen zu erhellen. So berichtete
er einerseits, dass die Zahl der militanten Rechtsextremen in Deutschland
von 6400 (1992) auf rund 10 000 (2003) gestiegen sei — “und die Hälfte von
ihnen kommt aus den neuen Bundesländern”. Andererseits stellte der Polizist
auch klar: “Es handelt sich hierbei keineswegs um ein temporäres Problem,
das von selbst verschwinden wird und es ist auch nicht nur ein
Ost-Problem.”
Zur Situation im Landkreis Teltow-Fläming erläuterte Becker, dass hier “Gott
sei Dank” keine Region sei, in der ausländerfeindliche Taten mit
Baseball-Schläger oder Messer verübt würden. “Schlimme Ereignisse kann ich
Ihnen aus der letzten Zeit ersparen”, sagte er zum Auditorium. Die
Zusammenarbeit mit dem Landrat oder den Bürgermeistern klappe ausnahmslos
“sehr gut”, lobte Becker. Sich selbst beschrieb er in puncto
Rechtsextremismus als “Mann mit niedriger Einschreitschwelle”.
Dann kam Wolfram Hülsemann, Leiter des Mobilen Beratungsteams gegen
Rechtsextremismus, an die Reihe. Aus seiner Arbeit brachte er einen
Grundsatz mit: “Die Kompetenz zur Bewertung der Umstände liegt bei den
wachen Menschen vor Ort.” Insofern schlug er vor, Beobachtungen zum Thema zu
teilen. Und so berichteten die Anwesenden; auch über Probleme mit
Rechtsextremismus in der Familie oder an der Schule, die ihre Kinder
besuchen.
Es wurde aber auch deutlich, dass Rechtsextremismus nicht immer auf den
ersten Blick zu erkennen ist. Hülsemann berichtete, dass sich Rechte auch in
Protest-Aktionen gegen Abwasserpreise oder auch die Hartz-IV-Reformen
“einschleichen” würden, und so in Zusammenhängen auftauchen, in denen man
sie nicht vermuten würde.
Nach rund vierstündiger Diskussion einigten sich die SPD-Politiker darauf,
eine Arbeitsgruppe zu gründen (in der auch Hülsemann mitwirken wird). Diese
soll Vorschläge erarbeiten. Wo die zu tolerierende Grenze überschritten
wird, machte der Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete Christoph
Schulze klar: “Wo Gewalt ausgeübt, das Dritte Reich verherrlicht oder
Gleichheitsrechte missachtet werden, da müssen wir einschreiten.”