Genmais: Landwirte und Politiker diskutierten über geplanten Anbau
SCHMACHTENHAGEN Der geplante Anbau von gentechnisch verändertem Mais im Kreis
ist weiter umstritten. Oberhavel-Bauernmarkt-Chef Siegfried Mattner setzt
sich mit dem Naturpark Barnim für eine gentechnikfreie Region ein. Im
Kreis-Bauernverband gibt es noch keine einheitliche Position. “Wir werden
dazu eine Versammlung machen”, kündigt Verbandschef Jörg Eickmann an.
Kai Marcus Bickel (CDU) forderte eine Chancendebatte. Der Kreistagsabgeordnete
sieht “keinen Grund”, warum in Oberhavel kein Genmais angebaut werden sollte.
Polen oder andere Länder würden damit nicht lange warten, wenn dadurch höhere
Erträge möglich sind, warnte Bickel am Donnerstagabend in Schmachtenhagen.
Bündnis 90/Die Grünen hatten zu einer Info-Veranstaltung auf den Bauernmarkt
eingeladen. Nach Ansicht der grünen Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm
ziehen beim Einsatz der Gentechnik die wirtschaftlichen Argumente nicht, da
70 Prozent der Verbraucher solche Produkte ablehnen. “Landwirte, die am Markt
bestehen wollen, tun gut daran, auf Gentechnik zu verzichten”, sagte Behm,
die Mitglied im Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
ist.
Bisher ist in Oberhavel nur für Flächen in Neuholland der Anbau von
gentechnisch verändertem Mais beantragt. “Solch einen Anbau lehnen wir ab”,
betonte Detlef Gürgen, Vorsitzender des Verbandes der Nebenerwerbslandwirte.
“Wir brauchen ihn nicht, wenn wir gleichzeitig so viele Flächen stilllegen
und immer mehr Kühe abschaffen.”
Thomas von Gizycki, grüner Kreistagsabgeordneter und Molekularbiologe, warnte
vor unkalkulierbaren Risiken: “Ich setze Pflanzen frei, die es so nicht
gibt.” Ein Beispiel ist der BT-Mais. Er trägt ein Toxin in sich, das auf den
in den letzten Jahren auch in Oberhavel verstärkt auftretenden Schädling
Maiszünsler tödlich wirkt.
Thomas Janoschka, Barnimer Aktionsbündnis gegen Gentechnik, warnte vor dem
Pollenflug. “Eine Koexistenz mit der konventionellen und ökologischen
Landwirtschaft wird nicht funktionieren. Es gibt immer Auskreuzungen. Die
Verunreinigungen werden sich potenzieren.” An den Naturpark Barnim sind
mehrere Landwirte mit der Forderung nach einer gentechnikfreien Zone
herangetreten, informierte Volker Keuchel von der Naturparkverwaltung.
Bauernverbands-Chef Eickmann räumte ein, von der Entwicklung in Neuholland
überrascht worden zu sein. Aber: “Noch ist keine Maissorte für den Anbau
zugelassen”, so Eickmann. Er kann sich durchaus vorstellen, dass ein Anbau in
Oberhavel “lohnenswert” wäre. Prüfen will Eickmann aber ein Argument, das er
am Donnerstag erstmals gehört hat. So soll es durch Genmais langfristig zu
einer Verschlechterung des Bodens kommen.