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Plastinator-Vater als SS-Mann enttarnt

(Moni­ka Piotrows­ka, LR, N‑Ost) Ger­hard Liebchen, Vater des Kör­per­wel­ten-Erfind­ers Gun­ther von Hagens, soll
in Sieni­awa (Schön­walde) einen Betrieb zur Plas­ti­na­tion von Leichenteilen
auf­bauen. Nun wurde er als SS-Mann enttarnt. 

Seit Kör­per­wel­ten-Mach­er Gun­ther von Hagens im pol­nis­chen Dorf Sieniawa,
etwa 50 Kilo­me­ter östlich von Cot­tbus, ein altes Fab­rikgelände erwor­ben hat
und dort Teile sein­er Leichen­prä­pa­ra­tion ansiedeln will (die RUNDSCHAU
berichtete), schla­gen in Polen die Emo­tio­nen hoch. Gemein­same Recherchen der
pol­nis­chen Tageszeitung “Rzecz­pospoli­ta” und des «Spiegel» kön­nten nun dafür
sor­gen, dass sich von Hagens Pläne in Luft auflösen. 

Die bei­den Medi­en über­führten Ger­hard Liebchen, der für seinen Sohn derzeit
die Geschäfte in Polen führt, als ehe­ma­li­gen SS-Mann. Wie die Recherchen
aus­sagen, soll der heute 88-Jährige während des Zweit­en Weltkrieges im
dama­li­gen Warthe­gau maßge­blich an der Ver­fol­gung von Polen beteiligt gewesen
sein. 

Ger­hard Liebchen wurde 1916 in der Nähe von Kalisz geboren. Wie die
«Rzecz­pospoli­ta» ermit­telte, begann Liebchen schon als Jugendlich­er im
Geheimen mit den Nazis zusam­men­zuar­beit­en, wurde mehrfach von der polnischen
Polizei festgenom­men. Mit 18 Jahren dann leit­ete er eine lokale
paramil­itärische Vere­ini­gung. Nach dem deutschen Über­fall auf Polen, so
ergeben die dem «Spiegel» vor­liegen­den SS-Akten, habe sich Liebchen dann
auch offiziell der NSDAP angeschlossen, sei wenig später zum
Unter­schar­führer aufgestiegen. Zudem sei Liebchen auch im paramilitärischen
Selb­stschutz Posen organ­isiert gewe­sen, der für Racheak­tio­nen an Polen
berüchtigt war. Die «Rzecz­pospoli­ta» zitiert einen Zeitzeu­gen, der Liebchen
dafür ver­ant­wortlich macht, Depor­ta­tion­slis­ten für deutsche
Konzen­tra­tionslager erstellt zu haben. 

In der Gemeinde Zary, zu der Sieni­awa gehört, hat­te man sich angesichts der
hohen Arbeit­slosigkeit Hoff­nun­gen auf 300 Stellen gemacht. Nun rechnet
Gemein­de­vorste­her Jan Dzy­ga kaum mehr mit ein­er Real­isierung des Vorhabens.
Er ver­mutet, dass sich von Hagens nun von dem Pro­jekt zurückziehen werde.

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