NEURUPPIN Im Kampf gegen rechte Schläger und Parolen können die Polizisten
zwischen Neuruppin und Wittstock künftig auf Unterstützung des
Polizeipräsidiums Potsdam setzen. Das kündigte gestern Potsdams
Polizeipräsident Benno Küpper an.
Küpper nahm zusammen mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher,
dem stellvertretenden Leiter des Amtsgerichts Gerhard Pries sowie
Polizeidirektor Dieter Kahler an der turnusgemäßen Beratung der
Amtsdirektoren und Bürgermeister bei Landrat Christian Gilde teil.
Besonderes Augenmerk müsste bei der politisch motivierten Kriminalität auf
Wittstock und Neuruppin gelegt werden, so Küpper. Der Polizeipräsident
erinnerte an die Schändung des Jerusalemhains in der Fontanestadt sowie an
die Aktivitäten “von Opa Lange”, der rechten Jugendlichen in seiner
Neuruppiner Wohnung Unterschlupf gewähre.
Für Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher bleibt auch Wittstock ein Schwerpunkt
rechter Kriminalität. “Die Täter verbüßen ihre Strafen ohne Läuterung und
finden danach sofort wieder Anschluss in der rechten Szene.” Dieses Problem
bestehe bereits seit Jahren. Dennoch sprach sich Schnittcher gegen eine
Verschärfung der Gesetze aus. “Die Schraube können wir nicht noch mehr
anziehen. Die Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft ist
optimal.” Vielmehr müsse das Problem in den Köpfen gelöst werden. Dazu
müsste mehr Aufklärungsarbeit bei den Eltern sowie in den Kitas und Schulen
betrieben werden, forderte Richter Gerhard Pries. Das Neuruppiner
Amtsgericht setzt weiter auf beschleunigte Verfahren. “Die Strafe soll der
Tat auf dem Fuße folgen, das wirkt gerade bei Jugendlichen und
Heranwachsenden noch am ehesten”, so Pries.
Von den 106 politisch motivierten Straftaten im vergangenen Jahr im
Landkreis entfielen 48 (45 Prozent) auf Neuruppin, 43 auf Wittstock (41
Prozent) und 15 auf Kyritz (14 Prozent). Sechs der sieben gewalttätigen
Übergriffe registrierte die Polizei dabei in Neuruppin, sagte Polizeichef
Kahler. Die Polizei hat deshalb mit Kriminalrat Michael Breitschwerdt einen
Präventionsbeauftragten ernannt. Innerhalb der nächsten zwei Monate will
sich Breitschwerdt in den Ämtern und Gemeinden des Kreises abstimmen. “Wir
wollen wissen, wo welche Hilfe gebraucht wird”, betonte Landrat Gilde.