Etwas mehr als 100 junge Potsdamer schlossen sich dem Demonstrationszug “Kein Sommer für Bornstedt” am Sonnabendnachmittag in der Innenstadt an. Auf ihrem Weg vom Luisenplatz zum Platz der Einheit skandierten sie gegen Ausländerfeindlichkeit, die aus ihrer Sicht in Bornstedt “grassiert”. Dies sei mit der Diskussion um die Verlegung des Asylbewerberheims von der Michendorfer Chaussee in die Kirschallee zu Tage getreten, so der Tenor der zweistündigen Veranstaltung.
Mit den Flaggen Israels, Großbritanniens, Frankreichs und der ehemaligen Sowjetunion signalisierten die mit Sonnenbrillen, Kappen oder Tüchern getarnten Demonstranten Internationalität. Auf Transparenten war zu lesen “Kampf den deutschen Verhältnissen” oder “Think global, fight local” (“Denke weltweit, kämpfe vor Ort”).
“Von die kann ja nich ma eena Deutsch”, zitierte ein Spruchband den grammatisch fehlerhaften Beitrag eines Bornstedters auf der Bürgerversammlung im März. Bei der damaligen Information zum Umzugsprojekt schlug der Stadtverwaltung Empörung von Bürgern entgegen, die sich einerseits aus nicht genannten Gründen bedroht fühlten, andererseits vor vollendete Tatsachen gestellt sahen. Ablehnend stehen die Bürgerinitiative Bornstedt und Maria Zinckernagel als Leiterin der Karl-Foerster-Schule dem neuen Standort gegenüber. Sie verweisen auf den jetzt schon hohen Ausländeranteil im Stadtteil und an der Schule. Klar auf Distanz gingen sie aber auch zu Flugblättern der rechtsextremen NPD, die mit ausländerfeindlichen Beschimpfungen Stimmung gegen das Asylbewerberheim machen wollte.
Im Juni beschloss die Stadtverordnetenversammlung einen Kompromiss mit den Bornstedtern. Demnach wird die Zahl der Asylbewerber in der Kirschallee um ein Drittel reduziert und ihr Aufenthalt auf zwei Jahre verkürzt.
Der Kompromiss ist für die Veranstalter allerdings ein fauler. Für einen Sprecher des Bündnisses aus antifaschistischen Organisationen, der sich Thoralf Fischer nennt, ist die Stadt “auf Ressentiments eingegangen”. “Aber Dorffrieden mit Rassisten ist mit uns nicht zu machen”, so Fischer.
Ausnahmen unter den “Dorfeinwohnern” wollte er nicht machen. Die Bürgerversammlung habe gezeigt, “dass die Bornstedter nicht zuhören wollten”. Denn Oberbürgermeister Jann Jakobs habe versucht, mit Argumenten die Vorbehalte zu entkräften, so der Sprecher. In der Versammlung hatten sich keine Vertreter der Organisationen zu Wort gemeldet, die am Sonnabend zum Protest aufriefen.
Sie scheuten auch vor einem Zug durch Bornstedt zurück. Dazu habe es bei den Organisatoren “heftige Diskussionen” gegeben, so Fischer: “Wir einigten uns, die Stimmung nicht hoch kochen zu lassen.” Das würde “auf die Flüchtlinge zurückfallen”.
Neben Vorwürfen gegenüber den Bornstedtern erhoben die Demonstranten auch Forderungen nach besseren Lebensverhältnisse für Flüchtlinge in Brandenburg. So sollten Arbeitsverbot, Residenzpflicht und Wertgutscheine abgeschafft werden.