Mahn-und Gedenkkundgebung für die sowjetischen ZwangsarbeiterInnen unter dem
Motto “Nie wieder Faschismus — Nie wieder Krieg”
am 17. November 2002 von 11.00 Uhr — 18.00 auf dem Parkplatz direkt am
Haupteingang des Zentralwaldfriedhof Halbe
Veranstalterin: Bedingungslose Kapitulation 8.Mai e.V. und Bündnis
unabhängiger Antifagruppen
Zum ersten Mal nach 10 Jahren verbotsbedingter Pause wollen am 17.November
2002 sogenannte Freie Nationalisten unter Führung des Berufs-Nazi Christian
Worch in Halbe bei Berlin mit der Parole „Ruhm und Ehre dem deutschen
Frontsoldaten“ einen bundesweiten Aufmarsch durchführen und den „Volkstrauertag“ in
das nationalsozialistische „Heldengedenken“ umwidmen.
Im April 1945 bildeten Panzereinheiten der Roten Armee einen Kessel um die
Reste der geschlagenen 9. Armee des Generals Busse, der auf Anraten General
Wencks – dieser konnte flüchten und war nach dem Krieg unbehelligt als Direktor
der Ferro-Stahl AG tätig — das Kapitulationsangebot der Roten Armee
ablehnte. Somit wurde „Hitlers letztes Aufgebot“, bestehend aus 15jährigen
Jugendlichen, alten Männern, militärischen Halbkrüppeln und den Verbrechern der
Waffen-SS, in den letzten Kriegswochen in den Wäldern um Halbe folgerichtig
zusammengeschossen. Das Gemetzel hinterließ den größten Soldatenfriedhof
Deutschlands, den Zentralwaldfriedhof Halbe.
Hier liegen die „Heldenbilder“ der alten und neuen Nazis begraben — die
„tapferen“ Wehrmachtssoldaten und vor allem die Angehörigen der Waffen-SS.
Halbe ist neben Wunsiedel DER Wallfahrtsort von Alt- und Neonazis.
Schon vor 1989 war der Friedhof eine geheime Kultstätte der Neonaziszene der
DDR die dort auch nach Waffen und Militaria- Gegenständen gebuddelt hatte.
1990 und 91 fanden bis zu deren Verbot alljährlich am Volkstrauertag in
Halbe Nazi-Aufmärsche zum Gedenken an die „Helden“ der Waffen-SS statt. Bis zu
1000 Alt- und Neonazis gedachten und feierten hier mit Fackel- und Trommelzügen
und marschierten teilweise uniformiert über den Friedhof. Alles was in der
Nazi-Szene Rang und Namen hatte gab sich hier ein Stelldichein: FAP,
Wikingjugend, Nationalistische Front (NF), Deutsche Kulturgemeinschaft (DKG) und ihr
Berliner Ableger (BKP), JN, Vandalen etc..
Neben Angehörigen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS liegen an diesem Ort
jedoch auch 57 von der Nazi-Justiz als Wehrkraftzersetzer und Deserteure
verurteilte und hingerichtete Soldaten, sowie ukrainische Zwangsarbeiter und
Zwangsarbeiterinnen, die während des Krieges in den umliegenden Gemeinden
ausgebeutet wurden und an den Folgen von Hunger und Entkräftung starben. Und nicht
zuletzt sind in Halbe Tausende der gefallenen Soldaten der Roten Armee
begraben.
Die Vorstellung, dass das braune Pack ihr faschistisches Heldengedenken auf
den Gräbern sowjetischer Zwangsarbeiter und Rotarmisten zelebriert ist von
einer Widerlichkeit, die den ekelhaften Anblick eines „normalen“
Nazi-Aufmarschs bei weitem übersteigt.
Ebenso wie sich Wunsiedel nach jahrelangem Verbot wieder etablieren konnte,
ist auch in Halbe davon auszugehen, dass Verbote vor den Verwaltungsgerichten
nicht standhalten werden. Nach Halbe wird das gleiche Spektrum wie nach
Wunsiedel kommen. Daher ist mit ca. 2000 Nazis zu rechnen, die bundes- und
€paweit anreisen werden.
Nachdem der antifaschistische Protest gegen den Nazi-Aufmarsch in Wunsiedel
nicht gerade optimal gelaufen ist, sollte Halbe nun doch mit mehr
Aufmerksamkeit bedacht werden. Die regionalen AntifaschistInnen sind bei den geplanten
Gegenaktionen natürlich auf überregionale bzw. bundesweite Unterstützung
angewiesen. AntifaschistInnen können natürlich nicht jede Nazi-Veranstaltung mit
Protesten begleiten. Jedoch muß solchen, die für das Nazi-Spektrum einen hohen
Stellenwert haben, und dazu gehört Halbe, kraftvoll entgegengetreten werden.
Darum müssen am 17. November vielfältige antifaschistische Gegenaktionen mit
massenhafter Beteiligung in und um Halbe stattfinden, um den Nazi-Aufmarsch
zu einem Desaster werden zu lassen.
Achtet auf weitere Ankündigungen !
Weitere Info gibt es unter www.halbe.da.ru. Kontakt: redhalbe@oleco.net