Zum Schluss wurde W alter Marinovic deutlich: “Wir sind nicht nur in zwei
Kriegen vernichtend geschlagen worden”, so der Österreicher, der nach
eigenen Aussagen 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten war. Es
gehe weiter. Man befinde sich in einem “Kulturkampf”, der von der Ostküste
der USA gesteuert werde. “Lassen wir uns das nicht gefallen!”
Nicht deutlich wurde bei dem Vortag von Walter Marinovic, der auf Einladung
der “Arche” am Mittwochabend im Pater-Bruns-Haus zum Thema “Kunst oder
Anti-Kunst?” referierte, dass es sich nicht um die Meinung eines neutralen
Kunsthistorikers handelte, sondern um die ideologischen Ansichten eines
Ewiggestrigen. Von Marinovic politischem Hintergrund wussten die
Organisatoren der bei der katholischen Peter-und-Paul-Gemeinde beheimateten
“Arche” nichts, wie Arche-Mitglied und Moderator Rainer Roczen im Anschluss
eingestand.
Beim angesehenen Wiener “Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes” (DÖW) ist Walter Marinovic dagegen kein Unbekannter. “Der
zählt zur rechtsextremen Szene”, erklärte DÖW-Experte Wilhelm Lasek auf
Nachfrage. In rechtsextremen Publikationen trete der 1929 Geborene
regelmäßig als Autor auf, so in der vom Parteivorstand der NPD
herausgegebenen “Deutschen Stimme”. In einem Interview vom Januar 2000
spricht er dort von einer “gesamtdeutschen Kultur- und Volksgemeinschaft”.
Und weiter: “Nicht nur Deutschland will man durch schrankenlose Zuwanderung
umvolken, sondern auch Österreich”, so Marinovic, “der Hass der Sieger
schmiedet uns wieder zu gemeinsamem Schicksal zusammen.” Auf eine solche
Schicksalsgemeinschaft zielt nach DÖW-Informationen auch ein am 30. Mai 2004
auf einem Treffen der “Plattform Neue Ordnung”, einer Rechtsabspaltung der
NPD, verabschiedeter Appell “Wir fordern die Volksgemeinschaft”. Danach ist
“das materielle, geistige und biologisch-genetische Erbe des deutschen
Volkes in noch nie da gewesener Form tödlich bedroht”. Marinovic gehört zu
den Erstunterzeichnern. Dieses Engagement ließ er in der “Arche” unerwähnt.
Vielmehr gab er sich als Schöngeist. “Was man als moderne Kunst präsentiert,
was große Preise bekommt, ist Schmarren”, befand er. Den Ex-Direktor des
Wiener Burgtheaters und heutigen Chef am Berliner Ensemble, Claus Peymann,
diffamierte er als “Linksextremen”, Ernst Jandl als “Sprachclown”, die
Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek als “Pornoliteratin”.
Martin Walser dagegen sei ein wahrer Künstler. In der Auseinandersetzung um
antisemitische Klischees seines Romans “Tod eines Kritikers” habe der
deutsche Dichter einen “immensen Sieg” davongetragen, freute sich Marinovic.
“Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Fragen kommen, damit er sich erklären
kann”, sagte Moderator Roczen nach dem 90-minütigen Vortrag, den das
Publikum widerspruchslos hinnahm. Gleichwohl stehe er zu der Einladung des
Wieners. “Wir wollen einen Denkraum bieten.”