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Antifaschismus

Der 8. Mai in Brandenburg/Havel

Anlässlich des 65. Jahrestag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus ver­anstal­tete das Antifaschis­tis­che Net­zw­erk: Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow [AFN] ab 11.00 Uhr eine Kundge­bung am sow­jetis­chen Ehren­mal in Bran­den­burg an der Hav­el und legte dort einen Kranz zum Andenken an die Opfer des Naziter­rors nieder.

 

In einem Rede­beitrag ging ein Vertreter der AFN vor den unge­fähr 50 Kundgebungsteilnehmer_innen auf die his­torische Bedeu­tung des Tages ein. Die Geschichte Bran­den­burgs während der NS Zeit wurde beleuchtet, an die tausend­fach in der städtis­chen Anstalt ermorde­ten psy­chisch Erkrank­ten sowie den in die Ver­nich­tungslager ver­schleppten Mitglieder_innen der jüdis­chen Gemeinde in der Stadt erin­nert und den hun­derten, im Zuchthaus Bran­den­burg hin­gerichteten Wider­stand­skämpfern gedacht. 

 

Gle­ichzeit­ig wurde angesichts der (neo)nazistischen Pro­voka­tio­nen zum Jahrestag der Befreiung – im Stadt­ge­bi­et sowie in den Nach­barorten waren Plakate mit dem Titel „8. Mai – Wir kapit­ulieren nie“ ange­bracht und im Inter­net zu einem Auf­marsch der NPD mit dem Mot­to „Frieden, Frei­heit, Selb­st­bes­tim­mung“ aufgerufen wor­den – an die Teilnehmer_innen appel­liert, dies nicht ein­fach nur hinzunehmen, son­dern sich über die Gefährlichkeit der braunen Ide­olo­gie bewusst zu wer­den, sich gemein­sam mit weit­eren Inter­essierten und Engagierten zu find­en und entschlossen gegen die Etablierungsver­suche der (Neo)nazis zu handeln.

 

Dass dies in Bran­den­burg an der Hav­el dur­chaus notwendig ist, bezeu­gen die jüng­sten Dro­hun­gen des sich für die Stadt zuständig füh­len­den NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe, der hier den Auf­bau eines Ortsver­ban­des plant. „Für volks­feindliche Akteure“, werde dann „die Luft … dünn“, so die Partei auf ihrer Internetseite.

 

Einen weit­eren Ver­such sich hier fest zu etablieren demon­stri­erte der NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe dann am Nach­mit­tag des 8. Mai durch einen polizeilich abgeschirmten Auf­marsch im nördlichen Stadt­ge­bi­et. Dabei zogen unge­fähr 200 (Neo)nazis aus Bran­den­burg, Berlin und Sach­sen-Anhalt, aus­ge­hend von der Bahn­hal­testelle Bran­den­burg-Alt­stadt, durch das Neubau­vier­tel Hohen­stück­en, hin zur Bahn­hal­testelle Bran­den­burg-Gör­den und forderten dabei immer wieder nach „national(en) Sozial­is­mus“ als Alter­na­tive zur Demokratie der Bundesrepublik.

 

Bei zwei Zwis­chenkundge­bun­gen sprachen unter anderem der stel­lvertre­tende bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende der NPD, Ron­ny Zasowk aus Cot­tbus, der Vor­sitzende der JN Sach­sen-Anhalt, Andy Knape aus Magde­burg, sowie Beat­rice Koch aus Nauen/Neuruppin für den NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe. Alle Red­ner ver­sucht­en dabei die Geschichte zu ver­drehen und darauf auf­bauend ihre völkischen, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Aktiv­itäten und ihr Engage­ment gegen die Bun­desre­pub­lik und ihre ver­fas­sungsmäßige Grun­dord­nung zu rechtfertigen.

 

Zeit­gle­ich ver­sam­melte sich das bürg­er­liche Bran­den­burg weit ab, ver­steckt in einem kleinen Park am Stadtkanal um sich dort gegen „Extrem­is­mus“ zu posi­tion­ieren. Zuvor hat­te das Bünd­nis ab 13.00 Uhr eine Kundge­bung am sow­jetis­chen Ehren­mal sowie einen Fahrrad­ko­r­so durchge­führt, der die (Neo)nazis fern der Innen­stadt hal­ten sollte.

 

Doch dies gelang nur teil­weise. Nach der offiziellen Beendi­gung des NPD Auf­marsches an der Bahn­hal­testelle „Bran­den­burg – Gör­den“ fuhren die (Neo)nazis getren­nt, zum einen mit der Region­al­bahn aus Rathenow und zum anderen mit der Straßen­bahn Rich­tung Bran­den­burg­er Haupt­bahn­hof. Die (Neo)nazis, die mit der Straßen­bahn fuhren, ver­ließen diese jedoch bere­its in der Ste­in­straße und marschierten von dort spon­tan durch die Innen­stadt, über die St Annen­straße bis zur Bahn­hal­testelle „Bran­den­burg – Hauptbahnhof“. 

 

Am Haupt­bahn­hof war zuvor bere­its die Region­al­bahn aus Rathenow mit den anderen (neo)nazistischen Veranstaltungsteilnehmer_innen angekom­men und von unge­fähr 30 Antifaschist_innen mit Ban­nern, Fah­nen und den Rufen „8.Mai – Naz­ifrei“ emp­fan­gen wor­den. Obwohl diese Aktion abso­lut friedlich und gewalt­frei ver­lief, drängten eiligst zusam­menge­zo­gene Mannschaften der Bere­itschaft­spolizei die Antifaschist_innen äußerst rabi­at ab und ris­sen auf Befehl des örtlichen Polizeiführers deren antifaschis­tis­che Ban­ner nieder. Die Staat­srä­son stand hier ein­mal mehr über dem Gewissen.

 

Neben den Ver­anstal­tun­gen in Bran­den­burg an der Hav­el fan­den auch in Prem­nitz und Rathenow Ver­anstal­tun­gen anlässlich des Tages der Befreiung statt. In Prem­nitz fand um 10 Uhr eine Kundge­bung am Denkmal der Opfer des Faschis­mus statt, in Rathenow legten Vertreter_innen der Stadtverord­neten­ver­samm­lung und der Parteien um 14.00 Uhr Kränze am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof nieder. Eine Kranznieder­legung der Antifa West­havel­land am sel­ben Ort fol­gte, wegen der Über­schnei­dung mit den Ver­anstal­tun­gen in Bran­den­burg an der Hav­el, dann um 18.00 Uhr.

 

Zahlre­iche weit­ere Fotos gibt es hier.

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