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Antifaschismus

Der Dritte Weg – Aufbau Ost

Seit einiger Zeit forciert die neon­azis­tis­che Split­ter­partei „Der III. Weg“ einen Aus­bau ihrer Aktiv­itäten in der Ost­zone. Dabei schreckt sie nicht vor der Abwer­bung von NPD-Man­dat­strägern zurück und konzen­tri­ert sich beson­ders auf die Orte, in denen die NPD in der Ver­gan­gen­heit ver­sagte. Ein Blick auf die Entwick­lung in Berlin und Brandenburg.
Der Dritte Weg – ein Exportschlager?

Der Dritte Weg in Wittstock, Tony Gentsch (2.v.l.), daneben Matthias Fischer (3.v.l.) © Ney Sommerfeld
Der Dritte Weg in Witt­stock, Tony Gentsch (2.v.l.), daneben Matthias Fis­ch­er (3.v.l.) © Ney Sommerfeld
Anfangs war der „Dritte Weg“ noch eine kleine, eher bedeu­tungslose Erschei­n­ung aus Rhein­land-Pfalz und Baden Würt­tem­berg. Aus­ges­tat­tet mit einem10-Punk­te-Plan, der an das „25 Punk­te-Pro­gramm“ der NSDAP angelehnt ist. Die Auf­nahme der mil­i­tan­ten bay­erischen Kam­er­ad­schaft „Freies Netz Süd“ (FNS), im Zuge des Ver­botsver­fahrens dieser Organ­i­sa­tion, sorgte für eine schein­bar plöt­zliche Expan­sion nach Bay­ern. Und für eine deut­liche Zunahme von Aktiv­ität und Wahrnehmung der Partei, in der vier von fünf Mit­glieder des Bun­desvor­standes aus Rhein­land-Pfalz stam­men. Der Außen­seit­er ist das ehe­ma­lige Kreisvor­standsmit­glied der NPD in Berlin-Pankow, San­dor Makai. Seit 2014 drückt sich die Partei, mit einem unüberse­hbaren Hang zur NS-Ästhetik, allmäh­lich gen Nor­den und ver­fügt über Grund­struk­turen in Hes­sen, Nieder­sach­sen, Sach­sen und Thürin­gen. In Sach­sen began­gen vor allem die Aktiv­itäten nach dem Auf­marsch am 01.05.2014 in Plauen. Ähn­lich­es erwartet man für Thürin­gen, wo der III.Weg am 01.05.2015 auf­marschieren will – in Saalfeld.
Der Dritte Weg ist beson­ders inter­es­sant für Struk­turen, die mit Ver­boten belegt sind oder wer­den, da das Parteienge­setz als Schutz ver­standen wird. Ziel ist jedoch nicht, wie bei der NPD, der Kampf um die Par­la­mente. Neben dem „antritt zu Wahlen und dem poli­tis­chen Kampf auf der Straße liegt das Haup­tau­gen­merk der Partei vor allem im Bere­ich des kul­turellen Kampfes und im Kampf um die Gemein­schaft.“ Dabei set­zt die Partei auf „Eliten­bil­dung“. So wird man ohne Prob­leme För­der­mit­glied und somit pas­sives Mit­glied, doch um in den Kreis der Elitekämpfer „für Volk und Heimat“ wer­den, braucht es eine Schu­lung an deren Ende man in ein­er Ehrung Vollmit­glied wird.
Der Dritte Weg in Brandenburg
Der Dritte Weg in Wittstock, Tony Gentsch (2.v.l.), daneben Matthias Fischer (3.v.l.) © Ney Sommerfeld
Der Dritte Weg in Witt­stock, Tony Gentsch (2.v.l.), daneben Matthias Fis­ch­er (3.v.l.) © Ney Sommerfeld

Nach dem Zuzug des FNS-Kaders Math­ias Fis­ch­er aus dem Franken­land in die bran­den­bur­gis­che Uck­er­mark began­nen nun auch in der „Mark Bran­den­burg“ die Aktiv­itäten des III.Weg. Ange­fan­gen mit Flug­blat­tak­tio­nen und inter­nen Stammtis­chen fol­gten schnell Kundge­bun­gen in Brandenburg/Havel, Eisen­hüt­ten­stadt und zulet­zt Witt­stock, bei denen die neue Partei eine maßge­bliche Rolle spielte. Dabei sind es nicht nur zuge­zo­gene Neon­azis, son­dern auch ges­tandene Aktivis­ten, die in die Partei drück­en. Nach außen hin war es vor allem Maik Eminger, Brud­er des mut­maßlichen NSU-Helfers André, der die Partei in den ersten Wochen vor Ort vertreten hat. Er meldete beispiel­sweise die Kundge­bung in Eisen­hüt­ten­stadt an und wurde als Red­ner für die Partei angekündigt. In Witt­stock trat neben ihm der Belziger Pas­cal Stolle als Red­ner auf. Stolle war bis vor kurzem noch für die NPD Man­dat­sträger in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Bad Belzig. In seinem Face­book-Pro­fil gab er zu seinem Wech­sel an, niemals Mit­glied in der NPD gewe­sen zu sein und nun, „nach langem Über­legen und Gesprächen“, entsch­ieden zu haben, in die Split­ter­partei ein­treten zu wollen. Pos­i­tiv kom­men­tierte dies Sascha Lücke, Neon­azi aus Brandenburg/Havel und verurteil­ter Totschläger. Kurze Zeit später berichtet die Partei von „Anwer­bev­er­suchen durch den Ver­fas­sungss­chutz“ in der Havel­stadt. Ob damit Lücke gemeint ist, ist unbekan­nt, aber nahe­liegend, wenn man bedenkt, wie gern sich der Ver­fas­sungss­chutz ger­ade an straf­fäl­lig gewor­de­nen Neon­azis bedient.
Im Zuge der Mobil­isierung zu einem Neon­azi­auf­marsch in Witt­stock sind auch hier Aktiv­itäten des III.Weges auf­fäl­lig gewor­den. Die Prig­nitz war seit der NPD-Spal­tung im Jahr 2004 ein blind­er Fleck für rechte Parteien. Die Freien Kräfte entwick­el­ten sich als Haup­tor­gan­i­sa­tion und bis auf ein, zwei Einzelper­so­n­en kon­nte die NPD kaum Erfolge ver­melden. Wohlwol­lend reagierten in sozialen Net­zw­erken Aktivis­ten der Region auf die Aktiv­itäten der Partei vor Ort. Neben der Beteili­gung am Auf­marsch und dem Auf­stellen von gle­ich drei der fünf Red­ner fan­den auch Flug­blattverteilun­gen in eini­gen Gemein­den der Region statt. Am Auf­marsch selb­st nah­men mehrere Neon­azis teil, teil­weise extra aus Bay­ern angereist.
Im Anschluss an die Demon­stra­tion sollen sich einige Neon­azis, darunter einige Auswär­tige, zu einem „Lieder­abend“ in ein­er ehe­ma­li­gen Gast­stätte in einem Nach­bar­dorf getrof­fen haben. Die Ver­anstal­tung wurde durch die Polizei been­det. Es ist nicht bekan­nt, ob die Ver­anstal­tung in Verbindung mit den Aktiv­itäten des „Drit­ten Weg“ oder mit ein­er Wer­bev­er­anstal­tung zum „Tag der deutschen Zukun­ft“ am 06.06.2015 in Neu­rup­pin, steht.
Der Dritte Weg goes Reichshauptstadt
Franziska G. mit Jacke des III.Weg © Ney Sommerfeld
Franziska G. mit Jacke des III.Weg © Ney Sommerfeld
Bekan­nt dage­gen ist die Grün­dung eines Stützpunk­tes in Berlin, einen Tag nach dem Auf­marsch in Witt­stock (28.03./29.03.2015). Bere­its in Witt­stock fiel Franziska G. mit ein­er Jacke der Split­ter­partei auf. Franziska G. stammt aus dem Umfeld der „Bürg­er­be­we­gung Hellers­dorf“, welche seit 2013 die ras­sis­tis­che Het­ze gegen Asyl­be­wer­ber antreibt. Auch fiel sie beim Fußball auf, als sie beim Berlin­er Lan­despokalspiel Ein­tra­cht Mahls­dorf gegen Ten­nis Borus­sia Berlin gemein­sam mit Hellers­dor­fer Neon­azis eine Drohkulisse gegen den linken Gästean­hang und Jour­nal­is­ten auf­baute. Zwar war ein­er ihrer Wegge­fährten der let­zten zwei Jahre, Kai Schus­ter (1999 Kan­di­dat der NPD in Berlin-Hellers­dorf) eben­falls vor Ort, doch bei­de liefen in ver­schiede­nen Blöck­en. Mit dem seit Jahren schein­bar unsicht­baren San­dor Makai (zulet­zt wurde er 2011 auf Berlin­er Aufmärschen gese­hen) und Franziska G. sind zwei Per­so­n­en aus ver­schiede­nen Berlin­er Lagern mut­maßlich an der Grün­dung der Konkur­renz zur Rumpelka­m­mer der „Recht­en“ und der eventuell in Zukun­ft ver­bote­nen NPD beteiligt. In ein­er offiziellen Ver­laut­barung des III.Weg, gehen sie mit dem „nationalen Lager in Berlin“ hart ins Gericht und stellen fest, dass die Szene „in viele kleine Grup­pen aufgeteilt“ ist, in der „bish­erige nation­al­gesin­nte Parteien […] durch ihr Han­deln in vie­len Bere­ichen ver­bran­nte Erde hin­ter­lassen“ hät­ten. Bei der Grün­dung in Berlin waren, mit Matthias Fis­ch­er – der den Mod­er­a­tor mimte – und Tony Gentsch als Gas­tred­ner, ehe­ma­lige Kad­er des inzwis­chen ver­bote­nen FNS anwe­send und in den Ablauf mas­siv eingebunden.
Der Stützpunkt Berlin ist auf der Partei-Webpräsenz als offizieller Stützpunkt gelis­tet, obwohl er bish­er keine Aktiv­itäten ent­fal­tete. Anders beim Bran­den­burg­er Stützpunkt – er ist nicht offiziell, dafür jedoch dur­chaus öffentlichkeitswirk­sam aktiv.

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