Zunächst wurde heute der Zeuge Robert Manzke weiterbefragt, dabei gab dieser an in
der Nacht des 18.06.05 bei den Tätern keine Basecaps, Sonnebrillen, Tücher oder
Kapuzen gesehen zu haben, sie wären allesamt mit Sturmmasken vermummt gewesen. Auch
Julia hätte eine solche getragen, an eine Brille konnte er sich in diesem
Zusammenhang nicht erinnern. Manzke hätte sie nach eigenen Angaben danach auch noch
einmal in hellerer Kleidung vor dem Polizeiauto stehen gesehen. Auf Nachfrage der
Anwälte berichtete er, dass er sich mit den anderen Angestellten über den Fall
mehrfach unterhalten hätte.
Hiernach sagte der Zeuge Jörg Jansa aus, er gab an zur Tatzeit am Tresen des Lokals
Seeblick gestanden zu haben und sah von dort aus wie 4–5 dunkel gleidete und
vermummte Personen hinter einer einzelnen Person hinterhergerannt seien. Alle hätten
mit Totschlägern auf das Opfer eingeprügelt, es wäre alles sehr schnell gegangen und
hätte auf ihn- einen ehemaligen Hooligan- sehr durchorganisiert gewirkt. Dann sei
sein Bekannter Manzke hinter den Tätern hergerannt und hätte einen gestellt,
daraufhin seien die anderen Täter zurückgekommen und hätten versucht den
Festgehaltenen zu befreien. Jansa ist nach eigener Aussage seinem Bekannten zur
Hilfe geeilt und hätte die anderen Personen weggeschubst. Daraufhin hätte Julia ihm
mit einem “Teleskoprohrschläger” auf den Oberarm gehauen, dagegen habe er sich dann
gewehrt und diese auf die Brust gehauen. Julia hätte sich dann ihre Skimaske vom
Kopf gerissen und ihn angebrüllt und mit einer Anzeige gedroht. Die ganze Situation
beschrieb er als ein “völliges Durcheinander”. Als schließlich die Polizei eintraf
musste er seine Personalien angeben und einen Atemalkoholtest machen [1 Promille].
Julia hätte er dann auch wieder gesehen, diese wäre vollkommen umgezogen zum
Polizeiwagen geschlendert.
Als letzte Zeugin vor der 1‑monatigen Unterbrechung sagte dann Wenke Müller aus.
Diese war zur Tatzeit Geschäftsführerin der Gaststätten Seeblick und Barokoko und
hätte vor der Tür gesessen als 1 Person um die Ecke des Cafe Heider gerannt kam und
dieser 4–5 weitere Personen gefolgt sind. Letztere seien allesamt mit Skimasken
vermummt und dunkel gekleidet gewesen, sie hätten dann 3–4 Minuten lang sehr heftig
mit Teleskopschlagstöcken auf den Kopf des Opfers eingeschlagen. Danach seien sie in
Richtung Hegelallee geflüchtet. Jansa, Manzke und andere Personen seien dann
hinterhergerannt und hätten mehrere der Flüchtenden gestellt. Im Großen und Ganzen
hätten dann 15–20 Personen ein einziges Tohuwabohu gebildet. Hiernach hätte sie sich
dann in die Gaststätte begeben um die Polizei und den Krankenwagen zu
benachrichtigen.
Am Ende dieses Prozesstages wurde dann von Steffen Sauer ein Beweismittelantrag
eingreicht. Dieser umfasst eine von Julia geschriebene e‑mail in der diese den
Hergang aus ihrer Sicht beschrieb. Am Abend des 18.06.05 sei sie mit den Angeklagten
R.D. und I.K. auf der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Imbiss unterwegs gewesen,
als sie einen Tumult am Nauener Tor bemerkten. In diese Richtung hätten sich die
drei dann begeben, da dort eine recht junge Person von mehreren kräftiger gebauten
Männern maltretiert wurde. Für Julia und die anderen sah dies aus wie ein Übergriff,
weswegen sie versuchten einzugreifen. Dabei wurde Julias Kopf, laut der email, von
Jörg Jansa nach unten gedrückt, während dieser mehrfach mit dem Knie dagegentrat.
Als sie dies der eintreffenden Polizei mitteilen wollte, sei daraufhin nichts
passiert, stattdessen wurden sie und zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen.
Der Prozess wurde heute für einen Monat unterbrochen und wird am
16. November um 9.00 am Landgericht fortgesetzt werden.