Noch vor knapp drei Monaten brüstete sich der Spreewalder Verband der
„Jungen Nationaldemokraten“ (JN, Jugendorganisation der NPD) in
diversen Foren und auf der Seite des Bundesvorstandes der JN mit
einer „gut besuchten Interessentenveranstaltung“, bei der nach
eigenen Angaben der Eintritt von 16 neuen „nationaldenkenden
Kameradinnen und Kameraden“ verzeichnet werden konnte. Seit einigen
Wochen ist die Internetseite der Spreewalder JN allerdings aus dem
Netz genommen. Die Domain ist nach wie vor auf
NPD-Bundesvorstandsmitglied Frank Schwerdt registriert – die
BesucherInnen der Website bekommen abder nur eine Fehlermeldung zu
sehen. Wie aus internen Stellungnahmen, die Inforiot vorliegen,
hervorgeht, hat der 18-jährige Forster Neonazi Sebastian Seidel, im
JN-Jargon „Stützpunktleiter“ genannt, alle Funktionen in der Partei
niedergelegt. Mit Datum vom 1. Dezember sei der „Stützpunkt“
aufgelöst worden und alle Mitglieder ausgetreten. Alt geworden sind
die „Jungen Nationaldemokraten“ in Südbrandenburg damit nicht,
schließlich hatte sich der „Stützpunkt“ erst im Frühjahr 2007
gegründet. Die Jugendorganisation der NPD verliert mit ihr die
einzige offizielle Dependance in Brandenburg.
Die Wahl von zwei Vertretern der „freien Kameradschaften“ (Norman
Bordin und Michael Schäfer) in den Bundesvorstand der JN im Oktober
scheint eine gewisse Rolle bei der nun erfolgten Selbstauflösung der
Spreewalder JN gespielt zu haben. Die Spreewälder JN hatte sich in
ihren Stellungnahmen teilweise betont von den Freien Kameradschaften
distanziert. Die aufgelöste Gruppe wandte sich nicht zuletzt gegen
die Offenheit gegenüber Jugend- und Subkulturen, wie sie NPD, JN und
„freie Kameradschaften“ an den Tag legen. Das sei „multikulti“ und in
ihrer Lesart nationalsozialistscher Theorie nicht akzeptabel. Selbst
das Verkleben von Aufklebern lehnten Teile der Gruppe aus dem
Brandenburger Süden ab, weil dies die Öffentlichkeit „verunstalte“.
Schon einmal ist die JN in Brandenburg an einem ähnlichen Punkt
zerbrochen: 2004 verließ der gesamte Landesverband um seinen
damaligen Chef Jens Pakleppa die Organisation um (zusammen mit weiten
Teilen des NPD-Landesverbandes eine neue Organisation zu gründen).
Die dann gegründete „Bewegung Neue Ordnung“ (BNO) ist inzwischen
Geschichte. Auch sie zeichnete eine Betonung völkischer Elemente in
Abgrenzung zu popkultureller Jugendkultur aus.
Nach Auflösung der JN Spreewald sind die „Jungen Nationaldemokraten“
nur noch mit zwei Mini-Ablegern im Land präsent. Die im Herbst
gegründete Oranienburger Ortsgruppe, die bisher vor allem durch die
Festnahme zweier Mitglieder bei einem Fackelmarsch auffiel, fällt mit ihren
drei Mitgliedern ebenso wenig ins Gewicht, wie die ebenso
personalschwache JN Oderberg.
Es bleibt abzuwarten, ob durch den JN-Absturz die Aufwärtsbewegung
bei der Brandenburger NPD in Stocken gerät – und ob und wie die
Spreewälder ex-JN-Aktiven weiter politisch aktiv bleiben.