(jl, MAZ) “Den Toten zum Ruhme!” schrieb Friedrich-Karl Grasow 1969 über das Ehrenmal für sowjetische “Arbeitssklaven”, die die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zu Tode geschunden hatten. Von Ruhm ist weit und breit nichts mehr zu sehen auf der Wusterau, wo sich das Ehrenmal für 85 gestorbene Sowjetbürger auf der Spitze einer Düne erhebt. Das Denkmal bietet ein Bild des Grauens, seit Jahren bröckelt es vor sich hin. Der trostlose Zustand soll beendet werden, sobald die Wusterau von den Resten der Pulverfabrik und den Schadstoffen befreit wird, sagt Projektmanager Hans-Joachim Freund.
Immer wenn sowjetische Zwangsarbeiter im Arbeitslager in Kirchmöser zwischen 1941 und 1945 verreckten, verbuddelten die Nazis sie auf der Wusterau — wahllos über die Halbinsel verteilt. Nach Kriegsende wurden die 72 Männer, sieben Frauen und sechs Kinder umgebettet und auf der Anhöhe in einem Massengrab beigesetzt. Die Gemeinde Kirchmöser errichtete einen Obelisken zum Gedenken an die Opfer. Schulkinder halfen, Mauersteine zum Bau des Obelisken mit dem Schlitten auf die Halbinsel zu transportieren. Eingeweiht wurde das Ehrenmal im November 1949. Vier Steintafeln erinnern an die Namen der Toten. Doch auch diese Steintafeln sind verwittert, einzelne sind auf den Boden gebröckelt. “Vor einigen Jahren hat der Bürgerverein Kirchmöser die heruntergefallenen Steinplatten geborgen”, erinnert sich Ortsbürgermeister Magnus Hoffmann. Sie lagern jetzt im Heimatmuseum.
Zu DDR-Zeiten war es gute Übung, einmal im Jahr Kränze am Ehrenmal niederzulegen. Inzwischen ist die Gedenkstätte zugewuchert und verfällt. Der Bund ist verpflichtet, die sowjetische Kriegsgräberstätte zu pflegen, berichtet Museumschef Hans-Georg Kohnke. Doch die Gedenkstätte werde erst dann saniert, wenn die Stadt die Altlasten auf der Wusterau beseitigen lässt.
Wegen des schlechten Zustands müsste das Ehrenmal komplett abgetragen und wieder neu aufgebaut werden.