Nachdem der gebürtige Bosnier und deutsche Staatsbürger Safet Babic im Oktober letzten Jahres vom Bundesparteitag als NPD-Kandidat zu den Europawahlen aufgestellt worden war, löste sich nun am 16. Januar 2004 der sehr aktive NPD-Kreisverband Prignitz-Ruppin auf. Außerdem verließ der brandenburgische Landesvorsitzende Mario Schulz zusammen mit vier weiteren Vorstandsmitgliedern des NPD-Landesverbandes Berlin-Brandenburg, darunter auch der Wittstocker Stadtverordnete Mathias Wirth, die Partei. Streitpunkt innerhalb der NPD und ihrer Anhängerschaft ist derzeit die – „gegenwartsbezogene Entscheidung“ der NPD, sich rechtsextremen Kräften nichtdeutscher Herkunft zu öffnen.
Mario Schulz erklärte, die NPD habe dadurch ihr Existenzrecht verloren und reihe sich „bei den Feinden unseres Volkes [ein]“. Sie verabschiede sich „vom Grundsatz ‚Deutscher ist, wer deutschen Blutes ist’“, der dem Parteiprogramm der NSDAP von 1920 entstammt. Dort hieß es: „Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.“ Schulz, damit in direkter Tradition zur NSDAP stehend, und Mathias Wirth wollen ihre Kommunalmandate behalten. Sie firmieren zukünftig als Vertreter der Ende Januar als bundesweite Organisation gegründeten „Bewegung neue Ordnung“ (BNO), die als ein Auffangbecken für aggressiveren, die NPD verlassenden Parteimitglieder dienen kann. Schließlich kam es bereits seit dem Ende des Verbotsverfahrens im März vergangenen Jahres immer wieder zu Austritten, allen voran Horst Mahler, der in der NPD eine „Systempartei“ gesehen hatte. Bundesweit sank seitdem die Zahl der NPD-Mitglieder von 6500 auf 5000, in Berlin von 260 auf 200 und in Brandenburg auf unter 200 Parteigänger.
Wie viel Einfluss die NPD in der rechten Szene tatsächlich verliert bleibt abzuwarten. Zunächst soll das für 180 000 Euro neben der Bundeszentrale in Köpenick erbaute Schulungszentrum für Funktionäre aus ganz Deutschland, so Beier, im April oder Mai eröffnet werden. Außerdem hat die NPD für den diesjährigen 1.Mai eine Großdemonstration in Berlin angemeldet, zu der bis zu 3000 Teilnehmer erwartet werden, stark unterstützt von einer Reihe „Freier Kameradschaften“ und dem Bundesvorstand der „Deutschen Partei“.