Die ursprünglich vorgesehene Demonstration gegen einen Nazi-Aufmarsch am 10. Dezember in Senftenberg ist abgemeldet. Den Rechtsextremisten nur in einigen hundert Metern Entfernung hinterherzulaufen, waren die Landtagsabgeordneten Gerd-Rüdiger Hoffmann (Linkspartei) und Martina Gregor (SPD) nicht einverstanden.
Sie planen inzwischen einen »Tag für Demokratie und Toleranz« und rufen dazu auf, erst einmal um 10 Uhr ins Bürgerhaus Wendische Kirche in der Baderstraße 10 zu kommen. Man möchte im Stadtzentrum »Gesicht zeigen«. Hier zieht die Demonstration der Neonazis voraussichtlich gegen 11 Uhr vorbei.
Aufmarschieren möchte in Senftenberg ein so genanntes Lausitzer Aktionsbündnis. Dahinter verbergen sich mehrere rechtsradikale Gruppen. Zu den Unterstützern zählen Gliederungen der neofaschistischen NPD und ihrer Jugendorganisation JN und einige Kameradschaften aus Dresden, Hoyerswerda, Guben und Eisenhüttenstadt.
Für Gegenaktionen wirbt ein bereits in einer Auflage von 300 Exemplaren gedrucktes Plakat nach einem Entwurf des Senftenberger Malers Bernd Winkler. Als Vorlage nutzte der Künstler das Ölbild »Der Tanz« – ein im Jahr 1910 entstandenes Gemälde des französischen Expressionisten Henri Matisse (1869 bis 1954). Der Bezug auf Matisse ist nicht zufällig, denn seine Werke galten den Faschisten als »entartete Kunst«. Die Plakate im Format A1 – von den Abgeordneten Hoffmann und Gregor finanziert – sollen demnächst geklebt werden.
Die Neue Bühne Senftenberg will an ihren eigenen Litfaßsäulen, an denen über das Programm des Theaters informiert wird, auf Plakaten ebenfalls das Matisse-Motiv verwenden. Eine der Litfaßsäulen steht am Bahnhof, wo sich die Neonazis treffen wollen. Den Aufruf zum antifaschistischen Protest unterschrieben von der Neuen Bühne der Intendant Sewan Latschinian, der Regisseur und Dramaturg Jürgen Eick und die Schauspielerin Anna Hopperdietz. Unterzeichnet haben auch Pfarrer Martin Schwarz, Martin Walde vom Sorbischen Institut sowie etliche Politiker von Linkspartei, SPD, CDU, Bündnis ’90/Die Grünen und der Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG), außerdem Vertreter des DGB und der Gewerkschaft ver.di.
»Wir brauchen für die Lösung der Probleme im Land, im Kreis und in der Stadt keine Neonazis«, heißt es in dem Aufruf. »Wir wollen zeigen, dass Neonazi-Demonstrationen in der Stadt unerwünscht sind.«
Nach Informationen des Landtagsabgeordneten Hoffmann planen junge Antifas noch eigene Aktionen.