Der Schriftsteller Felix Havenstein (1893–1970) grub in Schöneiche bei Berlin Überreste einer bronzezeitlichen Siedlung aus und präsentierte die Funde in seinem Haus an der Dorfaue 8. In dem von ihm verfassten Buch »Schulze Grätz« tauchen Gestalten aus dem Dorf auf. Ein »Tausendsassa«, hört man, dieser Felix Havenstein – und ein Faschist.
Seit Wochen sorgt eine am 9. September eröffnete kleine Ausstellung im Heimathaus für Aufregung. Eine Nichte Havensteins hatte dem Heimatverein einige Dinge aus der Hinterlassenschaft des Onkels übergeben. Der Verein zeigte Manuskripte, Fotos und Bücher jedoch zunächst ohne Hinweis auf das Verhalten des Schriftstellers ab 1933. Aus der Ortschronik und anderen Quellen ist jedoch bekannt, dass Havenstein zu den nationalistisch gesinnten Deutschen Christen gehörte und am 20. April 1934 einen Vortrag über Adolf Hitler als den Mann der kommenden Zeit hielt.
Nach Beschwerden ergänzte der Heimatverein die Schau nur halbherzig um zwei Blätter mit Informationen, die aber mit einer Behauptung Havensteins enden, er sei nie Mitglied der NSDAP oder einer anderen braunen Organisation gewesen. Um dem Spuk ein Ende zu machen, schaute der Gemeindevertreter Artur Pech (Linkspartei) im Bundesarchiv nach und fand die NSDAP-Mitgliedskarte mit der Nummer 2 627 489 und dem Eintrittsdatum 1. Mai 1933.
Das scheint den Heimatverein allerdings nicht zu beeindrucken. Die Frau, die gestern den Einritt für das Heimathaus kassierte und Besuchern die Einrichtung erläuterte, zog doch tatsächlich den Vergleich, in der SED seien ja schließlich auch viele wegen der Karriere gewesen und nicht, weil sie die Ansichten der Partei teilten. Das Agieren Havensteins in der Nazi-Zeit müsse erst noch erforscht werden.
»Diese Ausstellung sollte weg, weil am Ende immer nur eine Würdigung Havensteins rauskommt«, meint Pech. Zwar sei eine kritische Auseinandersetzung mit der Person theoretisch denkbar, aber das funktioniere natürlich nicht mit dem Ansatz: »Wir haben Dokumente von den Erben, die stellen wir aus, weil sie so schön sind.« Übrigens entdeckte Pech auch, dass sich Havenstein in einem 1938 gefertigten Lebenslauf seines »arischen Blutes« und seiner »Beziehungen zur Partei« schon vor 1933 rühmte.
Das Heimathaus befindet sich dort, wo Havenstein gewohnt hatte. Das Gebäude war baufällig, bevor es von 1980 bis 1984 bis auf die Schwarze Küche abgetragen und originalgetreu wieder hergerichtet wurde. Ein Foto Havensteins soll hier noch zu Zeiten der DDR aufgehängt worden sein.