Vor einem Jahr starteten wir die Initiative für die Amadeu-Antonio-Straße in Eberswalde, um die Mahnung an den ehemaligen angolanischen Vertragsarbeiter, der Opfer rassistischer Gewalt wurde, im Alltag zu verankern. Als Zeichen für den weiter nötigen Einsatz zur Überwindung von Rassismus empfahlen wir, einen Teil der Eberswalder Straße zum 50. Geburtstag von Amadeu Antonio am 12.08.2012 umzubenennen.
Wie zur Bestätigung der Dringlichkeit des Anliegens tötete im Juli ein Rechtsterrorist in Norwegen 77 Menschen, Ende 2011 schreckte die Mordserie der Thüringer Nazizelle und das Versagen der Sicherheitsbehörden viele Menschen auf.
In Eberswalde weitete sich derweil die Debatte für und gegen die Straßenumbenennung aus. Die Gegner waren aus unterschiedlichsten Gründen entweder strikt dagegen oder unterbreiteten immer neue Vorschläge, wie und wo das ehrende Gedenken an Amadeu Antonio noch würdiger, noch erfolgreicher, noch gebündelter, noch besser und weniger anstößig platziert werden könnte.
Bürgermeister Boginski suchte ab Ende Februar nach einem für alle Seiten annehmbaren Kompromiss und ab Ende März eine deutliche Mehrheit für die Straßenumbenennung. Diese Suche wurde vor der Sitzung des Fachausschusses am 17.04. beendet – offenbar nach zunehmend ablehnenden Äußerungen und der Formierung einer Bürgerinitiative gegen die Amadeu-Antonio-Straße.
Der Beschluss, der der Stadtverordnetenversammlung am 26.04. vorgelegt werden soll, beinhaltet zwar die Erarbeitung eines Antirassismuskonzepts und einen feierlichen Akt zum 50. Geburtstag, jedoch nicht mehr die Straßenumbenennung. Diese sei „vom Tisch“. Palanca e.V. und die Kampagne „Light me Amadeu“ berieten am 23.04.12 die sich abzeichnende Lage und erklären dazu: Wir begrüßen und unterstützen kommunale Aktivitäten zur Verminderung von Rassismus und zum Gedenken an Amadeu Antonio.
Wir bekräftigen unsere ursprüngliche Initiative, weil wir sie vom Ort und vom Zeitpunkt her für richtig halten. Darum wünschen wir uns und Eberswalde weiterhin die Amadeu-Antonio- Straße. Wir sind gewiss, dass die Umbenennung eines Tages kommen wird. Anders als die Bürgerinitiative gegen die Umbenennung in ihren Unterschriftenlisten bis
heute behauptet, wollen wir nicht die drei Kilometer lange Eberswalder Straße im Stadtteil Finow umbenennen, sondern ein Drittel davon: den Bereich zwischen Heegermühler Straße und Kopernikusring, weil dort die mörderische Hetzjagd auf Amadeu Antonio geschah und die Heime der Vertragsarbeiter standen.