INFORIOT Rund 200 AntifaschistInnen haben am Sonnabend in Belzig gegen die örtliche Neonazi-Gruppe “Preußische Aktionsfront” demonstriert. Die Aktion stand unter dem Motto “Die Antifa rockt Belzig”. Neben dem Antinazi-Protest stand die Unterstützung von “linker, progressiver Jugendkultur” im Mittelpunkt der Forderungen. Aufgerufen hatte die Jugend Antifa Belzig sowie verschiedene weitere Gruppen aus Berlin und Brandenburg, darunter das Infocafé “Der Winkel” in Belzig und die Autonome Antifa Nordost Berlin. AUch PDSler liefen im Demozug mit.
Die Straßen, durch die die Antifademo zog, waren fast menschenleer. Dennoch wurden viele EinwohnerInnen, die teils skeptisch, teils zustimmend zuschauten, durch Redebeiträge und Sprechchöre erreicht. Im Neubaugebiet provozierten kurzzeitig einige Neonazis von einem Balkon aus. Unter anderem zeigten sie einen Fußballschal, auf dem “Ian Stuart” (verstorbener Sänger der britischen Neonaziband Skrewdriver) geschrieben stand. Wenig später wurde eine kurze Zwischenkundgebung vor dem Wohnhaus von Pascal Stolle abgehalten. Stolle, der bis vor kurzem wegen eines schweren rechtsmotivierten Überfalls im Gefängnis saß, ist einer der maßgeblichen Köpfe der “Preußischen Aktionsfront”. Zum Abschluß der eineinhalbstündigen Demo wurde an Belaid Baylal
gedacht. Einige Jahre nachdem er Opfer eines rassistischen Übergriffs in Belzig wurde, verstarb der Marokkaner im Jahr 2000 an den Spätfolgen des Angriffs.
Die Demonstration verlief ohne größere Zwischenfälle, auch wenn die Polizei gegen Ende im Spalier am Demorand mitlief.
Allerdings kam es laut AugenzeugInnen zu Auseinandersetzungen, als ein großer Teil der DemoteilnehmerInnen mit dem Zug von Belzig Richtung Berlin fuhr. An gleich zwei Zwischenstopps befanden sich größere Gruppen von Rechten, die die Bahninsassen angriffen. Es wird eingeschätzt, dass die Angriffe nicht geplant zu stande kamen, also die Rechten nicht wegen der Antifademo vor Ort waren: In vielen brandenburgischen Städtchen nutzen Rechte die Bahnhöfe als Treffpunkt. Durch einen Steinwurf auf den
Zug ging eine Scheibe zu Bruch. Beim nächstfolgenden Stopp stiegen BGSler hinzu.
Weitere DemoteilnehmerInne fuhren von Belzig nach Teltow-Seehof. Dort fand eine weitere Antifa-Demo statt. Anlass: In Teltow-Seehof setzt sich derzeit eine Bürgerinitiative (BI) mit kruden Argumenten gegen die Entschädigung der ehemaligen jüdischen Grundbesitzer ein, die ihr Land 1933 durch die “Arisierung” verloren. Über den Verlauf der Aktion in Teltow-Seehof ist bis jetzt noch nichts näheres bekannt. In der BI sind auch PDSler aktiv. Aus den Reihen der PDSler, die in Belzig mitdemonstrierten war zu hören, dass sie die Antifaaktion in Teltow-Seehof nicht billigen aber wegen des ntinazi-Schwerpunkts sich dennoch an der Demo in Belzig beteiligen.
Bilder von der Demo in Belzig werden in den nächsten Tagen auf diese Internetseite gestellt. Ebenso werden alsbald möglich Berichte der Demo in Teltow veröffentlicht. Im Inforiot-Archiv gibt es Hintergründe zu der derzeitigen Situation in Belzig sowie zur Auseinandersetzung in Teltow-Seehof. Laut rechten Internetseiten plant die “Preußische Aktionsfront” übrigens für den 8. Mai eine Demo in Belzig.