Die Auseinandersetzung für die zivile Nutzung der FREIen HEIDe hat schon einige Verteidigungsminister überlebt. Der Bundeswehr dagegen hält an diesem Projekt fest, obwohl es vom Ausmaß der Übungen gar keine Begründung dafür gibt: 1990 besaß die Luftwaffe noch 892 Kampfflugzeuge, heute etwa die Hälfte und 2015 sollen es 262 sein. Die Zahl der Tiefflugstunden verringerte sich seit 1990 auf 16 %. Der Grund für das Festhalten der Luftwaffe an diesem Platz hat andere Ursachen:
1. Laut Nutzungskonzept der Bundeswehr sollen auf dem Platz Tiefflüge und Einsätze aus großen Höhen bis 4000 Meter stattfinden. Also Abstandswaffen in der Heide:
Die Luftwaffe wird in Zukunft mit 177 Eurofightern und nur noch 85 Tornados ausgerüstet sein. Der Eurofighter dient als Jagdflugzeug und zur Bekämpfung von Bodenzielen – wie es nüchtern in der Militärsprache heißt. Auf den Internetseiten der Bundeswehr heißt es zum Eurofighter: „Der Schwerpunkt der Rollenanpassung liegt bei der Integration von Laser- und GPS-gestützten Abwurfwaffen sowie von Luft/Boden-Lenkflugkörpern mittlerer und großer Reichweite.(1)
Diese „Rollenanpassung“ hat mit Verteidigung nichts zu tun. Die Nach-Vorne-Verteidigung ist eine Verschleierung des grundgesetzlich verbotenen Angriffskrieges.
2. Außerdem soll hier auch der “Schulterwurf” wie er für den Einsatz von Atombomben benutzt wird, geübt werden. Die Lagerung von und das Training mit Atombomben durch die BRD verstoßen gegen den Atomwaffensperrvertrag und sind völkerrechtswidrig.
3. Die Luftwaffe erwähnt in ihrem Nutzungskonzept ausdrücklich taktische Einsätze, in denen Angreifer aus der Luft und Luftabwehr auf dem Boden verschiedene „Rollenspiele“ trainieren. In ihren strategischen Stellungnahmen; die unmittelbar mit den Auslandseinsätzen zusammen hängen wird die Bundeswehr jedoch noch deutlicher.
So will die Luftwaffe in den nächsten Jahren, „Führungsfähigkeit“ durch das sichere Zusammenwirken verschiedener Waffengattungen, sicheren Informationsaustausch auch im mobilen Einsatz und über große Entfernungen hinweg erreichen will. Die Soldaten schwärmen in diesem Zusammenhang in der Bundeswehrpresse von internationalen „Hochwertübungen“, zu denen unter anderen auch eine in Deutschland durchgeführte Übung zur elektronischen Kriegsführung gehört.
Ganz klar: Die aufwendige Logistik, das Aussuchen und richtige Einprogrammieren der Ziele muss gut geübt werden, sonst sind die neuen und sündhaft teuren Abstandswaffen verpufft! Außerdem werden bei solchen Übungen auch die Verbündeten in die Kommandostrukturen eingebunden und im nächsten Luftkrieg kommt keiner mehr an der deutschen Führung vorbei.
Der Krieg aus der Luft birgt natürlich viel kleinere Risiken für das eigene Personal, als der Einsatz von Bodentruppen. So bleibt die Bevölkerung in der Heimat eher ruhig, als wenn viele Tote unter „unseren Jungs und Mädels“ zu beklagen wären.
4. Der neue Minister Jung wollte Ende 2005 nicht die zahlreichen Einzelentscheidungen in den Gerichtsverfahren um die Kyritz-Wittstock-Ruppiner Heide abwarten. Teile der Jagdbomber-Geschwader 31 b, 32 und 33 waren nämlich ab 1.1.2006 für die Bereitschaft in der schnellen Eingreiftruppe der NATO vorgesehen. Bisher trainierten diese Einheiten vor allem im Ausland. Während ihrer Bereitschaft bleiben sie aber am Heimatflugplatz, um innerhalb von 10 Tagen weltweit verlegt werden zu können. Außerdem müssen sie täglich üben, um ihre Einsatzbereitschaft zu erhalten, sodass das Verteidigungsministerium fordert: „Um in dieser Phase dennoch die geforderten Fähigkeiten umfassend erhalten zu können, ist die Verfügbarkeit des Übungsplatzes Wittstock als einziger qualitativ geeigneter und schnell erreichbarer Übungsplatz im Inland ab Januar 2006 zwingende militärische Notwendigkeit. (2)
Alle, die bisher die Inbetriebnahme des Bombodroms verhindert haben, können sich sicher sein: Sie sind tatsächlich ein Hindernis in den erweiterten Kriegsplänen der Bundeswehr.
Die Bundeswehr will diesen Platz also aus vier wesentlichen Gründen in Betrieb nehmen:
1. um neue Bewaffnung wie Eurofighter und Abstandswaffen zu trainieren;
2. um ihre völkerrechtswidrige nukleare Einsatzfähigkeit aufrecht zu erhalten;
3. um ihre Führungsstrukturen und ihre Führungsrolle in zukünftigen Kriegseinsätzen zu etablieren;
4. um ihre Flugzeuge in den Eingreiftruppen der NATO und EU immer einsatzbereit zu haben.
Die militärischen Abenteurer in Deutschland und in Europa gehören weiterhin klar in die Schranken gewiesen! So hat die Kooperation für den Frieden auf ihrer Strategiekonferenz am 22.1.2006 eine Resolution verabschiedet, in der sie die Bundesregierung auffordert, auf die nukleare Teilhabe zu verzichten und keine Soldaten mehr zum Abwurf von Atombomben auszubilden. Weiterhin soll die Bundeswehr auf die Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide als Bombodrom verzichten und den Platz der Bevölkerung zurückgeben. Für den Fall der Inbetriebnahme des Bombodroms durch die Bundeswehr kündigten die Teilnehmer breiten Protest und Widerstand an.
Gemeinsam können wir dieses zentrale Projekt der Bundeswehr verhindern.
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Legende:
(1) GPS ist das satellitengestützte, von den USA betriebene globale Navigationssystem.
(2) BMV, Ergänzende Begründung zur Notwendigkeit der sofortigen Inbetriebnahme des TRÜbPl Wittstock durch die Bundeswehr als Luft-Boden-Schießplatz, 16.12.2005, voller Text dokumentiert unter www.sichelschmiede.org
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