Seit dem 8. September ist der Kampf von Flüchtlingen für ihr Recht, als gleichberechtigte Menschen behandelt zu werden, in eine neue Phase eingetreten. Es begann in Würzburg, als im Januar ein Flüchtling aus dem Iran, Mohammad Rashepars, sich das Leben nahm, weil er das Leben im Lager nicht mehr aushielt. Mohammads Tod wirkte wie eine Initialzündung für eine Welle von Protesten. Seine Freunde verließen die Lager und protestierten in Zelten auf den Marktplätzen bayerischer Städte. Im August, als es schon acht Protestcamps gab, die mit Hungerstreiks auf die Lage von Flüchtlingen in diesem Land aufmerksam machten, beschlossen sie, einen 600 km langen Fußmarsch von Würzburg nach Berlin zu wagen, dorthin, wo die Gesetze gemacht werden.
Am 29. September, nach 500 km, nach Strapazen und Kälte, werden sie die Landesgrenze nach Brandenburg überschreiten. Wir sind voller Bewunderung für diese entschlossene Aktion. Wir teilen ihre Forderungen: Es muss endlich Schluss sein mit dem Paria-Status von Flüchtlingen in Deutschland. Menschenrechte sind unteilbar oder sie sind keine Menschenrechte.
Wir unterstützen die Forderungen der streikenden Flüchtlinge:
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Schluss mit der Residenzpflicht, die das Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit verletzt.
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Schluss mit der zwangsweisen Unterbringung von Flüchtlingen in Lagern, oft isoliert im Nirgendwo.
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Schluss mit den entwürdigenden Esspaketen und Wertgutscheinen, die zu nichts als der Stigmatisierung dienen.
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Schluss mit den jahrelangen Asylverfahren, die die Flüchtlinge zu einem Leben im Wartezustand verdammen.
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Schluss mit den unmenschlichen Abschiebungen, die Menschen den Regimen und der Not ausliefern.
Aus diesen Gründen haben sie sich im September auf den Weg gemacht und bewusst die unsichtbaren Grenzen in Deutschland überschritten. Mit jeder Grenzüberschreitung machen sie sich nach den deutschen Gesetzen strafbar. Doch das nehmen sie in Kauf, weil sie wissen, dass sie dieses Recht als Menschen innehaben.
Am 3. Oktober, wenn die politische Klasse die »Wiedervereinigung« bejubelt, ohne ihrer Opfer zu gedenken, werden sie Potsdam erreichen.
Wir möchten den Flüchtlingen auf dem Protestmarsch einen würdigen Empfang bereiten. Angedacht, noch nicht beschlossen sind folgende Aktionen:
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Begleitung des Protestmarsches.
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Begrüßung und Diskussionen mit den Bewohner.innen des Sammellagers Schlaatz.
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Vokü und Bericht vom Protestmarsch im »Freiland«.
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Donnerstag, 4. Oktober: Kundgebung auf der Glienecker Brücke.
Nähere Infos auf der Veranstaltung zur Situation in Kenia im Flüchtlingsheim Schlaatz.
Donnerstag, 27. September
18.30 Uhr
An der alten Zauche 2b
Potsdam-Schlaatz
Die Planung der Aktionen ist noch im Fluss und ändert sich täglich. Deshalb: Informiert Euch über den aktuellen Stand auf www.fluechtlingsrat-brandenburg.de