Update 04.10.2012: Die Partei hat gegen die Auflage, keine Musikbands spielen zu lassen, geklagt und Recht bekommen.
INFORIOT Der mittlerweile dritte sogenannte Preußentag der Brandenburger NPD kann nach dem derzeitigen Stand nicht wie geplant durchgeführt werden. Auf einer eigens für diesen Event eingerichteten Internetseite ist zu lesen, dass die angekündigten Bands zur Zeit per Auflage verboten seien. Die Nazipartei kündigt dagegen Klage an. Am 6. Oktober will der Brandenburger NPD-Verband zusammen mit Rechtsrockbands und Rednern aus den eigenen Reihen den Preußentag auf dem Gelände der Familie Mann in Finowfurt (Gemeinde Schorfheide, Landkreis Barnim) begehen.
Die NPD zeigt mit ihrem Event, welchen historischen Kontinuitäten sie folgt: Den Preußentag sieht die Partei als Gegenveranstaltung zu den Einheitsfeierlichkeiten der Bundesrepublik um den 3. Oktober. Zu der von ihr gewünschten “echten” Wiedervereinigung gehören die ehemals deutschen Ostgebiete — das geht unter anderem aus einer auf der Internetseite abgebildeten Landkarte hervor. “Verzicht ist Verrat — Dieses Land bleibt Deutsch”, heißt es auf der Website. Auch sind verschiedene geschichtsrevisionistische Texte auf der Seite zu finden, in denen der deutsche Angriff auf Polen am 1. September 1939 als “Lüge” betitel wird.
Angekündigt sind, wie schon 2011 und 2010, wichtige Personen der Szene, darunter Parteiaktivisten wie Klaus Beier (Landeschef NPD Brandenburg) und Udo Voigt (Ex-NPD-Bundeschef), aber auch parteiungebundene Nazis wie der Hildesheimer Dieter Riefling. Der Ex-FAP-Aktivist tritt auch sonst als Redner auf diversen Naziaufmärschen auf und wird für den 6. Oktober als Vertreter der Gedenkmärsche von Magdeburg und Dresden angekündigt.
Für die musikalische Begleitung der Nazifeierlichkeiten sind die Beeskower Rechtsrockband “Frontfeuer”, die Dresdener Gruppen “Priorität 18” und “Sachsonia”, die seit Mitte der 1990er Jahre aktive Naziband “Sleipnir” und der Liedermacher Barny angekündigt. “Sachsonia” spiete zuletzt auf dem Pressefest der Deutschen Stimme in Viereck bei Pasewalk (Mecklenburg Vorpommern). Als “knallharter RAC” werden die Bands auf dem Flyer der NPD angepriesen. Das Kürzel RAC steht für “Rock againt Communism” (dt. “Rock gegen Kommunismus”), eine Selbstbezeichnung für neonazistische Rockmusik. Die sächsischen Nazis von “Priorität 18” traten bereits im Vorjahr, am 1. Oktober 2011, in Finowfurt auf. Auch die Cottbuser Band “Frontalkraft” war damals dabei. Ob die Auflagen gegen das diesjährige Fest bestand haben, ist anzuweifeln. Das Gelände der Familie Mann ist ein Privatgrundstück und seit mehreren Jahren der wichtigste Veranstaltungsort für Nazikonzerte in Brandenburg.
Mitverantwortlich für das Nazitreiben am 6. Oktober 2012 ist, wie bereits im Vorjahr, Manuela Kokott, NPD-Kreistagsabgeordnete im Landkreis Oder-Spree. Für die Internetseite des Preußentages posiert sie mit Ostpreußen-Flagge, vor einer Landkarte mit den deutschen Namen polnischer Städte. Im Reisebericht durch die “Ostgebiete” schwenkt sie unter anderem eine schwarz-weiß-rote Fahne vor der Marienburg im polnischen Malbork.
Auf der Facebook-Seite für den “Preußentag” steht hingegen noch nichts von dem Livemusik-Verbot. Dafür haben sich dort bereits diverse Nazis aus der Region angekündigt. Auch Matthias Faust aus Hamburg (Ex-DVU-Bundesvorsitzender und mittlerweile im NPD-Bundesvorstand) hat seine Teilnahme zugesagt. Wie immer dabei, wenn die NPD aufruft: die Kombo des ehemaligen, inzwischen verbotenen Berliner Frontbann 24 um Gesine Hennrich und Uwe Dreisch.