11 006 Zweitstimmen bekam die Allianz freier Wähler (AfW) bei den Landtagswahlen im September 2004. Das entspricht 0,99 Prozent. Bei einem Prozent wären Wahlkampfkosten erstattet worden. »Wir haben einen Fehler gemacht«, ärgert sich der Landesvorsitzende Wolfgang Paschke noch heute darüber, dass man seinerzeit vor allem um Erststimmen kämpfte. 41 102 Kreuze bei den Direktkandidaten – also 3,5 Prozent – das hört sich schon besser an. Aber unter dem Strich bleibt die Erkenntnis: Die Fünf-Prozent-Hürde vermochte die Allianz, in der sich rund 70 regionale Bürgerinitiativen und Wählergruppen zusammengeschlossen haben, nicht zu knacken. Direktmandate waren auch nicht drin.
Die Chancen, dass es bei der nächsten Landtagswahl im Jahr 2009 anders aussehen könnte, sind überaus gering. Das weiß auch Paschke. Er sondiert deshalb schon einmal vorsorglich ein Bündnis mit der Linkspartei. Am 21. Januar befasst sich der Landesvorstand der Linkspartei bei einer Klausur mit der geplanten Fusion mit der Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG). Auf der Tagesordnung steht jedoch auch eine mögliche Kooperation mit der Allianz freier Wähler. Der AfW-Vorstand sei dazu eingeladen, verrät Linkspartei-Sprecherin Gerlinde Krahnert. In die Nähe zur Linken geriet die Allianz quasi im Schlepptau der Wahlalternative, mit der man schon eine Kooperationsvereinbarung geschlossen hat.
Zu der im Februar 2004 in Groß Köris gegründeten Allianz freier Wähler gehören Gruppen wie »Wir vom Dorf« (Belzig), das Alternative Bündnis Falkensee oder das Luckenwalder Komitee für Gerechtigkeit. Angeschlossen sind auch die Initiative der Kahnfährleute Unterspreewald, die Initiative für sozialverträgliche Abwassergebühren, die Initiative gegen den Flugplatzausbau Finow oder die Initiative gegen überzogene Nutzungsentgelte für Garagen- und Erholungsgrundstücke. Paschkes Gruppe ist der Unabhängige Bürgerbund.
Sehr bescheiden wirkt die 56 Mitglieder zählende AfW gegenüber den rund 10 000 Genossen der Brandenburger Linkspartei. Aber die AfW-Mitglieder sind jeweils nur die Vertreter für eine oder mehrere der in der Alllianz vereinigten Gruppen, erläutert Paschke. Hinter der AfW stehen im Grunde 2500 bis 3000 Männer und Frauen, die sich in den einzelnen Initiativen engagieren, rechnet Paschke hoch. Nicht unbeträchtlich ist der Einfluss auf kommunaler Ebene. Die AfW-Gruppen stellen Gemeindevertreter, Stadtverordnete, Kreistagsabgeordnete und Bürgermeister.
Paschke selbst ist Ortsteilbürgermeister im zu Rüdersdorf gehörenden Hennickendorf und darüber hinaus Vorsteher in der Rüdersdorfer Gemeindevertretung. Die Geschicke von Hennickendorf leitet der Fachökonom für den Binnenhandel schon seit 1992. Fast 14 Jahre gehörte er der SPD an, bevor er 2003 austrat. Den Ausschlag gab die ungeliebte Fusion mit Rüdersdorf, gegen die noch eine Klage läuft. Die Kommunalreform drückte das CDU-geführte Innenministerium durch. Der Regierungspartner SPD trug dies aber mit. Die Kommunalreform brachte für Paschke das Fass zum Überlaufen. Unzufrieden machte ihn zuvor schon, wie die SPD sozialdemokratische Werte aufgegeben und Sozialabbau betrieben habe.