WALSLEBEN “Wir können nicht mehr die Augen verschließen”, sagte Steffen
Decker. Der Kriminalhauptkommissar sprach am Mittwochabend vor
Bürgermeistern und Gemeindevertretern des Amtes Temnitz über aktuelle
rechtsextremistische Straftaten. Auf Einladung von Amtsdirektor Mathias
Wittmoser informierte er über die Lage im Schutzbereich Ostprignitz- Ruppin,
berichtete über das Ausmaß der rechtsextremen Angriffe, über Tatorte
und ‑zeiten.
Der Amtsdirektor hatte die Veranstaltung zusammen mit dem “Mobilen
Beratungsteam für Integration und Toleranz” aus Neuruppin organisiert. “Denn
wie die Erfahrungen der letzten Monate gezeigt haben, bleiben auch unsere
Gemeinden nicht von rechtsextremen Aktivitäten unberührt”, sagte Mathias
Wittmoser. Das Treffen im Walslebener Feuerwehrgebäude war ausschließlich
für die Temnitzer Lokalpolitiker bestimmt, um deren Blick für die Zeichen
und Methoden der Rechtsextremen zu schärfen.
Etwa 25 Gemeindevertreter waren gekommen. In offener, lebendiger Atmosphäre
ließen sie sich über die neuen Strategien der Rechtsextremen aufklären.
Zurzeit würden diese beispielsweise vermehrt Flugblätter verteilen, in denen
die hohen Abtreibungszahlen, der Sozialabbau und die gestiegenen
Abwasserpreise angeprangert werden, berichtete Gabriele Schlamann vom
mobilen Beratungsteam. Methode sei es auch, gezielt auf 12- bis 13-jährige
Kinder zuzugehen, denn diese seien am leichtesten zu beeindrucken und zu
beeinflussen. “Doch es sind nicht nur die Jugendlichen, die rechtsextreme
Gedanken haben, sondern auch etliche ältere Menschen”, weiß die Expertin.
Zusammen mit Teamkollege Nico Scuteri informierte sie über die Bedeutung
germanischer Schriftzeichen und häufig verwendeter Symbole.
Die Gemeindevertreter, die aus allen Temnitz-Dörfern angereist waren,
schienen sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst. Den Jugendlichen müssen
attraktive Alternativen angeboten werden, waren sich alle einig. Nur sei
dies schwierig, wenn die Finanzen der Gemeinden immer knapper werden.
Trotzdem solle es nicht bei der einen Veranstaltung bleiben: Vorschläge zu
einem gemeindeübergreifenden Aktionstag oder zu einem “Tag der Demokratie”
wurden bereits geäußert. “Diese Ideen wollen wir gerne unterstützen”, sagte
Gabriele Schlamann vom mobilen Beratungsteam.