15 Zuhörer bei Informationsabend im Mittendrin über Neonazis im Land
NEURUPPIN — Mit welchen Methoden Neonazi-Strategen versuchen, den Einfluss der rechten Szene im Land Brandenburg zu stärken, war am Donnerstagabend Thema im Neuruppiner Jugendprojekt “Mittendrin”. “Keine Entwarnung”, proklamierte Referent Sven Biczyk, der aus Potsdam für den Jugendverband “Jungdemokraten / Junge Linke” angereist war. Die Anzahl rechter Gewalttaten stabilisiere sich auf hohem Niveau, ideologisch sei eine weitere Radikalisierung zu beobachten.
“In der Prignitz war dem lokalen NPD-Verband um Mario Schulz ihre eigene Partei noch nicht rassistisch genug”, so Biczyk. Der Verband löste sich auf, weil in Trier ein Bosnier für die Rechtsaußen-Partei kandidieren durfte. Mittlerweile hat sich eine Nachfolgeorganisation gegründet, “mit klar nationalsozialistischem Profil”. In Belzig agitiert ein Neonazi — gerade aus der Haft nach einem rechtsmotivierten Überfall entlassen — für die “Nationale Aktionsgemeinschaft Freies Deutschland” und feiert mit Gesinnungsgenossen Daten wie die Machtübernahme Hitlers 1933.
Rechte treten bürgerfreundlich auf
Im Nordosten des Landes ist indes eine Kameradschaft unter dem Namen “Märkischer Heimatschutz” aktiv. Auf bis zu 50 Mitglieder wird die Organisation geschätzt, die bundesweit bei rechten Demonstrationen wie jüngst in Dresden mitmarschiert. “Diese Neonazis haben kaum etwas zu tun mit dem Klischee vom betrunkenen, dumpfen Nazi-Skinhead”, so Biczyk. Äußerlich träten sie “bewusst bürgerfreundlich” auf. Ihre Kleidung sei an den Szenedress eigentlich antirassistischer Jugendkulturen wie Hardcore oder HipHop angelehnt.
Auch Palästinenser-Tücher, ehedem Symbol der Linken, entdeckten Neonazis inzwischen als modisches Accessoire für sich. Selbstbewusst werde auch das Internet genutzt. “Das sind moderne, zeitgemäße Neonazis.”
Unverändert sind lediglich die Inhalte. Doch auch hier werde zum Beispiel der Hass auf Juden “geschickt verpackt in eine augenscheinlich zivile Opposition” zum Irakkrieg. “Nur für Eingeweihte wird deutlich, wie die Rechten das meinen: Saddam hasste Israel und die USA, die sehen sie als Vasall einer jüdischen Weltverschwörung.”
Viele diffus Rechtsextreme
Am Ende der Veranstaltung fragten die Zuhörer im “Mittendrin”, ob auch in Neuruppin organisierte Neonazis aktiv seien. Referent Sven Biczyk wiegelte ab: Es gebe zwar viele “diffus rechtsextreme Jugendliche und junge Erwachsene”. Doch organisiert seien sie seit der Schließung des “Bunkers” vor vier Jahren kaum mehr und würden eher mit Pöbeleien als durch politische Aktionen auffallen.