(Frankfurter Antifas) Mit der bundesweiten Ausdehnung der Partei Rechtsstaatliche Offensive (PRO) oder einfach Schill-Partei nach dem furiosen Wahlerfolg des Rechtspopulisten Ronald Schill bei den Hamburger Senatswahlen Ende 2001 schwappte die rechte Law-and-Order-Partei auch nach Brandenburg.
Den Aufbau des hiesigen Landesverbandes übernahmen im wesentlichen der Seelower Buchhalter und Brandenburg-Koordinator Falk Janke sowie der Bernauer Zahnarzt Dr. Dirk Weßlau. Weßlau, der zur Bundestagswahl 2002 als Brandenburger Spitzenkandidat für die PRO antrat, wurde auch deren erster Landesvorsitzender.
Als größtes Problem beim Aufbau landesweiter Schill-Strukturen stellte sich die schleppende Entwicklung der Mitgliederzahl der Partei in der Mark heraus. So wurde auf dem Parteitag im Juni 2002 die Herabsetzung der benötigten Mitgliederzahl in Orts- und Kreisverbänden von 30 auf 10 beschlossen, um überhaupt die für die Gründung eines Landesverbandes benötigten fünf Kreisverbände zusammenzubekommen. Erst nach mehreren Anläufen konnte im September 2002 in Potsdam der Landesvorstand gewählt und offiziell die Gründungsphase der PRO in Brandenburg abgeschlossen werden.
Öffentlich bisher kaum in Erscheinung getreten, hat sich die PRO seit ca. einem Jahr in Frankfurt (Oder) mit einem Stadtverband etabliert. Hatte die Partei während des Bundestagswahlkampfes gerade mal fünf Mitglieder, war deren Zahl schon vier Monate später auf elf angewachsen. So konnte sich am 11. Dezember der Stadtverband Frankfurt (Oder) gründen.
Inzwischen spricht die Partei schon von 24 “Mitstreitern” in Frankfurt. Von ihnen werden sich neun am 26.Oktober zur Wahl stellen. Damit ist die PRO in vier der fünf Wahlkreise mit jeweils zwei Kandidaten vertreten. Das Zurückgreifen auf eine 19-jährige Kandidatin zeigt aber, dass sich die Partei hier eher sich selbst etwas beweisen will, als dem Anspruch gerecht zu werden, fähige Politiker ins Rennen zu schicken.
Als Vorsitzender des Stadtverbandes und 1. Stellvertreter in der Bezirksversammlung Süd der PRO fungiert der 48jährige Meinhard Gutowski aus Güldendorf. Er betreibt die “Fahrschule Gutowski” oder auch “City-Fahrschule” in der Leipziger Str. 36 in Frankfurt. Gleichzeitig stellt er die Räumlichkeiten der Fahrschule dem Stadtverband der Schill-Partei als Geschäftstelle zur Verfügung.
Das Amt seines 1. Stellvertreters im sechsköpfigen Vorstand bekleidet Werner Voigt (50). Voigt, der eine gleichnamige Fahrschule in der Bahnhofstrasse betreibt, kandidiert bei der Wahl zur Frankfurter Stadtverordnetenversammlung auf Listenplatz 1 im Wahlkreis IV.
Seit Anfang des Jahres unterhält der Stadtverband eine eigene Homepage, auf der er sich vorstellt, Termine bekannt gibt und zur aktuellen Politik der Region und des Landes Stellung bezieht. Zu lokalpolitischen Themen Frankfurts allerdings finden sich bisher kaum Veröffentlichungen. Domaininhaber der relativ aktuellen Seite ist Thomas Göckeritz, Kandidat der Partei im Wahlkreis V. Als Inhaber des “IT-Service Frankfurt (Oder)” (Friedrich-Ebert-Straße), der sich mit “Netzwerk- und Internetlösungen” befasst, liegt ihm die Gestaltung des Internetauftritts wohl nahe.
Öffentliche Veranstaltungen oder Informationsstände des Stadtverbandes vor dem beginnenden Kommunalwahlkampf wurden bisher nicht bekannt. Jedoch luden die Rechtspopulisten des öfteren zu “Mitglieder- und Interessentenabenden” in das Hotel und Restaurant “Grünhof” in der August-Bebel-Straße 54. Hier fand am 30. August auch die schlecht besuchte öffentliche Präsentation der Frankfurter PRO-Kandidaten zur Kommunalwahl statt. Die bisher einzige größere öffentliche Veranstaltung der PRO in Frankfurt fand im August 2002 in Rahmen des Bundestagswahlkampfes statt und wurde vom Landesverband getragen. Das dilettantische Auftreten der Rechtspartei und die Anwesenheit zahlreicher Antifas ließ die geplante Wahlkampfshow jedoch zur Farce werden.
Wohl um die Nase im Rennen um die Sitze in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung besonders weit vorn zu haben, begann die Partei schon am 1. September mit dem Hängen ihrer landesweit einheitlichen Wahlplakate. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Drei Tage später brüskierte sich die Partei in einer Stellungnahme über “fein-säuberlich entwendete” Schill-Plakate, die nun wieder gänzlich aus dem Stadtbild verschwanden.
Rechtspopulismus als Programm — Das Parteiprogramm der Brandenburger PRO
Das Programm des Brandenburger Landesverbandes der Schill-Partei, taufrisch vor fünf Monaten verabschiedet (April 03), spricht eine deutliche Sprache.
Die Partei präsentiert sich als “neue politische Kraft”, die die “verkrustete” auf “Machterhalt” ausgerichtete Politik endlich durch “tiefgreifende Reformen” ändern möchte. Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt steht in den Augen der Schill-Jünger katastrophal da. Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit, PISA-Studie und der drohende Kollaps der Sozialsysteme rufen nach dem selbsternannten mutigen Retter der Nation.
Durch eine radikale Simplifizierung der Probleme und dem Kampf gegen das Establishment versucht PRO, sich zum Anwalt des unzufriedenen Bürgers zu machen.
Beispielhaft dafür die Forderung der Partei, die “Steuerlast” herabzusetzen, “die unsere fleißigen Bürger nicht verdient” hätten. Auch sonst verspricht das Programm rosige Zeiten für den deutschen Wähler: Da werden kommunale Investitionen verstärkt, Unternehmen erhalten bzw. neu angesiedelt, die Arbeitsmarktstrukturen verbessert, die Leistungsfähigkeit der Hochschulen erhöht und Kindergartenplätze gar kostenlos bereitgestellt.
Wer jedoch nicht in das Bild des anständigen Deutschen passt, bekommt schnell und deutlich die Repression des Staates zu spüren. Die “deutliche Anhebung von Mindeststrafen”, die “Verhinderung vorzeitiger Haftentlassungen”, der Abbau des “hohen Haftkomforts” und die “Konsequente Bestrafung von Schwarzarbeit” gehören zu den Forderungen der Partei. Um diese auch effektiv durchzusetzen, fordert die Partei, “dass die Politik uneingeschränkt hinter der Polizei steht”.
Ein wesentliches Ziel der Schill-Partei in Brandenburg stellt auch die “Durchsetzung einer effektiven Ausländerpolitik” dar. Die Forderungen in diesem Bereich schreien regelrecht nach “Ausländer raus” und schnell wird klar, was sie unter “effektiv” verstehen.
Das ohnehin faktisch abgeschaffte Asylrecht soll aus dem Grundgesetz gestrichen werden. Zuwandern soll, wenn überhaupt, nur, wer dem Land wirtschaftlichen Nutzen bringt. Mit der Forderung nach “rigoroser Ausweisung kriminell gewordener Ausländer”, “Ausweispflicht bei polizeilichen Vorbeugekontrollen”, “vorbehaltloser Zusammenarbeit” der Behörden “bei Verdacht auf Straftaten mit terroristischem Hintergrund” bei ImmigrantInnen und der Einführung einer bundesweiten Kartei “Politisch und religiös bedingte Ausländerkriminalität” betreibt die PRO im Programm jene Vorurteils- und Angstpolitik die das Wesen des Rechtspopulismus beschreiben.
Rocco Fetting und die PRO
Älteres NPD-Wahlplakat mit Rocco Fetting, jetzt PRO
Mit diesem Programm wohl auf einer Linie scheint auch der 23jährige Rocco Fetting im Frankfurter Stadtverband der Schill-Partei seine neue politische Heimat gefunden zu haben. Fetting fungierte jüngst als “Ansprechpartner” für die im August 2002 gegründete “Junge Offensive Deutschland e.V.”, die als zukünftige Jugendorganisation der PRO gelten kann. Für die Kommunalwahlen wurde er anfangs als Kandidat im Wahlkreis III (Süd) präsenti
ert, später aber wieder zurückgezogen.
Damit hätte er sich in durchaus vertraute Gewässer begeben, wäre es doch nicht die erste Wahl gewesen, der er sich gestellt hätte. Bereits 1999 trat er zur Wahl zum Brandenburger Landtag an, damals aber auf der Landesliste der NPD, der er treu ergeben war. Fetting diente in diesen Jahren an der Seite von Jörg Hähnel nicht nur als Kontaktperson zur Koordination von Versammlungen der NPD, sondern auch als Organisator ihrer Aufzüge. Als Anmelder und Versammlungsleiter trat er beispielsweise bei einem Fackelmarsch am 20.07.1999 in Eisenhüttenstadt auf, als zahlreiche Rechtsextremisten unter dem Motto: “Meinungsfreiheit für Nationalisten” durch die Stahlstadt zogen.
Dass diese Partei mit Rechtsextremisten eine Sache macht, muss niemanden wundern, sondern verdeutlicht eher die Ausrichtung der Partei. Hoffen und sorgen wir gemeinsam dafür, dass die PRO bei den Kommunalwahlen am 26. Oktober gehörig Schiffbruch erleidet.
Es gibt kein Platz für Rechtspopulisten! Nicht hier und nirgendwo!
(Inforiot) Ergänzend zitieren wir aus einer E‑Mail an Inforiot:
“Nach einem Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 27.09.2003 hat die Schillpartei im Barnim nun einen Kreisverband gegründet. Die Partei tritt zu den Kommunalwahlen für den Kreistag als auch in den
Gemeinden Eberswalde, Bernau, Werneuchen, Biesenthal, Wandlitz und Ahrensfelde an. Vorsitzender des Kreisverbandes ist der Bernau Thomas Strese
(55), weitere Vorstandsmitglieder sind Olaf Schmidt, Dr. Randolf Hankel, Thomas Polinski, Rene Rothe, Dr. Dirk Weßlau und Bernd Semmerau. In Bernau wurde bereits vor einigen Wochen eine Postwurfsendung der
Schill-Partei verteilt und seit letzter Woche tauchen immer weider Plakate der Schill-Partei auf, die dann von Unbekannten wieder entfernt oder beschmiert werden. Diese werden von der Schill-Partei immer wieder erneuert.”