Die Neonazi-Gruppierung “Freie Kräfte Königs Wusterhausen” rief für den 8. Mai zu einer geschichtsrevisionistischen Veranstaltung beim Fontane Center auf. Zum 67. Jahrestag der Befreiung Europas vom deutschen Faschismus versuchten die Neonazis sich wie gewohnt als Opfer der alliierten Siegermächte zu inszenieren.
Schon um 17:30 Uhr fanden sich zahlreiche Menschen auf dem Platz bei der Einkaufspassage ein, die dem Aufruf des örtlichen „Bündnis gegen Rechts“ folgten, um gegen die Kundgebung der Neonazis Stellung zu beziehen. Auf der anderen Seite wurde erst mit einer Stunde Verspätung begonnen, weil noch auf die angereisten Neonazis aus Berlin gewartet werden musste.
Provokation gegen Teilnehmende der Gegenkundgebung
Die in der Vergangenheit so oft enttäuschten Berliner Neonazis wichen diesmal auf das vermeintlich ruhige Berliner Umland in Erwartung auf ein Erfolgserlebnis aus. Gleich nach ihrer Ankunft mischten sich einige Neonazis aus dem Umfeld der Gruppierung „Nationaler Widerstand Berlin“, darunter Julian Beyer, Marco Oemus und David Eichner unter die Gegenkundgebung und versuchten Teilnehmende zu fotografieren. Die Polizeikräfte vor Ort zeigten wenig Interesse, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und reagierten erst, nachdem der Versammlungsleiter sie mehrmals darauf aufmerksam machte.
50 Neonazis nahmen teil
Inzwischen wuchs die Gruppe der Gegendemonstrant_Innen auf mehr als 100 Leute an. Gegen 19:00 Uhr begann der Königs Wusterhausener Neonazi Mike Turau mit dem ersten Redebeitrag. Insgesamt waren etwa 50 Rechte zusammengekommen. Jedoch musste dieser seinen Vortrag mehrmals unterbrechen, da er von sowjetischer Marschmusik der Gegenkundgebung übertönt wurde.
Desweiteren versuchte der Berliner NPD-Chef und mutmaßliche Führungsfigur des „Nationalen Widerstand Berlin“, Sebastian Schmidtke, seine Freundin Maria Frank sowie ein aus Schweden angereister Neonazi die Passant_Innen der Einkaufspassage zu erreichen. Jedoch gingen auch ihre Beiträge im lautstarken Protest der Gegendemonstrant_Innen unter. Inhaltlich stützen sich die Neonazis auf die bekannten Mythen und bedauerten den Untergang des Dritten Reiches.
Auffällig war außerdem die Beteiligung regionaler NPD-Funktionäre an der Kundgebung der „Freien Kräfte Königs Wusterhausen“. Neben dem NPD-Stadtverordneten Michael Thalheim aus Königs Wusterhausen, erschienen Florian Stein aus Schöneiche, Frank Knuffke und Dennis Härtel (beide NPD-Dahmeland), Marc Michalsky aus Märkisch Buchholz sowie Bärbel Redlhammer-Raback, Bereichsleiterin der NPD Teltow Fläming.
Fackelmarsch untersagt
Nachdem die Kundgebung der Neonazis beendet war, versuchten diese noch einen Fackelmarsch durchzuführen, was jedoch von der Polizei untersagt wurde. Im Anschluss wurden noch einige Antifaschist_Innen von Neonazis verfolgt und bedroht. Verletzt wurde jedoch niemand.
Vermehrt zieht es Neonazis aus dem Spektrum des „Nationalen Widerstand Berlin“ zu Veranstaltungen nach Brandenburg, zuletzt bei verhinderten Demonstrationen am 24. März in Frankfurt (Oder) und am 01. Mai in Wittstock/Dosse. Im Hinblick auf die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen, ist durchaus mit einer Unterstützung der lokalen NPD Strukturen durch die gewaltbereiten Neonazis aus Berlin zu rechnen.