INFORIOT Eine NPD-Demonstration in Cottbus hat am Samstag nur mit immensen Verzögerungen stattfinden können. Mehrere Blockaden mit insgesamt etlichen hundert TeilnehmerInnen verstellten den Neonazis an verschiedenen Punkten die Wegstrecke. Die geplante Route musste deshalb abgeändert und um die Hälfte verkürzt werden. An der rechten Demo nahmen nur etwa 100 Neonazis teil.
Antifademo mündet in Blockade
An einer Antifademonstration unter dem Motto “Naziaufmarsch blockieren, sabotieren, verhindern! Linke Politik verteidigen!” beteiligten sich zum Auftakt des Tages etwa 600 Personen. Der Aufzug endete am Cottbusser Hauptbahnhof — dem Treffpunkt der Neonazis. Prompt formierte sich dort eine Blockade mit etwa 400 Menschen, die über mehrere Stunden hielt.
Erst gegen 13.30 Uhr, also mit großer Verspätung konnten die Neonazis loslaufen. Die Polizei hatte in einer wenige Sekunden dauernden Aktion hierfür eine etwa drei Meter breite Schneise am Rand der Blockade freigegeschlagen. Die Rechten mussten eilig und unter heftigen Protest durch diese Lücke bugsiert werden.
Am Puschkinpark kam es zu einer erneuten Blockade. Die Polizei versuchte vehement zu verhindern, dass sich weitere Protestierende der Blockade anschließen. Wieder kam es zu einer Verzögerung. Und wieder räumte die Polizei eine Randstück der Straße frei, um die Neonazis passieren zu lassen.
Eine etwa 200 Personen starke Blockade auf der Brücke an der Sandower Straße hielt die Neonazis sodann erfolgreich auf. Die Rechten wichen zur Brücke an der Franz-Mehring-Straße aus. Auch dort wurde blockiert. Wieder kam es zu Verzögerungen und am Ende räumte die Polizei die Blockade.
Am Samstagmorgen fand im Brunschwigpark zur Ergänzung der Proteste übrigens auch ein “multikulturelles Frühstück” statt, an dem unter anderem Beate Klarsfeld teilnahm.
Verletzungen durch Polizei und Neonazis
Am Rande der Nazidemonstration wurde mehrere Menschen von den frustriert und aggressiv auftretenden Rechten verletzt. Dies teilte eine Sprecherin des Bündnis Cottbus Nazifrei mit, berichtet die Lausitzer Rundschau. Auch durch das Vorgehen der Polizei wurde mindestens ein Gegendemonstrant verletzt. In verschiedenen Situationen kam es zur Anwendung von Schmerzgriffen, Einsatz von Pfefferspray, Faustschlägen, Fußtritten und dem Einsatz von Schlagstöcken, wird auf Indymedia berichtet.
Die Polizei teilte mit, dass es im Laufe des Tages vier Festnahmen gegeben habe.
Blockaden vermiesen Naziaufmärsche
Bereits im Februar hatte die NPD in Cottbus demonstriert. Gegen die 180 Neonazis hatten sich auch damals mehrere Blockaden formiert und für Störungen gesorgt. Am jetzigen Samstag waren nur noch etwa 100 Neonazis zusammen gekommen.
Durch die beständige und erfolgreiche antifaschistische Blockadepolitik haben die rechten Demonstrationen offenbar einiges an Anziehungskraft und Attraktivität verloren. Die letzten Neonaziaufmarschversuche in Brandenburg Mitte April in Neuruppin (80 Rechte) und am 1. Mai in Wittstock (200) hatten ebenfalls nur eine unterdurchschnittliche Beteiligung. Die NPD hat unterdessen angekündigt, noch in diesem Jahr in Potsdam demonstrieren zu wollen.
Nazi-Esel gegen den Euro
Die NPD-Demo am Samstag in Cottbus war Teil der derzeitigen Anti-Euro-Kampagne der Nazipartei. Wie schon bei anderen Gelegenheiten trugen mehrere Teilnehmer Eselsmasken und Schilder mit der Aufschrift “Ich Esel glaube, dass der Euro uns Deutschen nutzt”.
Redebeiträge kamen unter anderem vom Cottbusser NPDler Ronny Zasowk und vom sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Andreas Storr. Mehrfach wurde aus der Demonstration die Parole “Nationaler Sozialismus — Jetzt!” skandiert.