POTSDAM In Brandenburg hat der Drogenkonsum weiter zugenommen. Zugleich werden die Tatverdächtigen bei Rauschgiftdelikten immer jünger. Darauf verwies Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern während einer Aktuellen Stunde im Landtag. Die Zahl von Drogendelikten an Schulen stieg von 241 im Jahre 2003 auf 295 im vorigen Jahr an — jeweils bezogen auf die Monate Januar bis Oktober. “Wir müssen gerade junge Menschen vor den Gefahren des Drogenmissbrauchs schützen und ein Abgleiten in kriminelle Karrieren verhindern”, betonte Schönbohm und forderte eine “Kultur des Hinsehens”. Es komme darauf an, frühzeitig in Kitas und Schulen über die Gefahren von Drogen aufzuklären.
Im vergangenen Jahr sind acht Menschen in Brandenburg an illegalen Drogen gestorben, teilte Schönbohm mit. Er kündigte eine entschiedene Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität an, die 2004 um 16,8 Prozent gegenüber 2003 zugenommen habe.
In der Debatte lieferten sich die Fraktionsvertreter einen heftigen Schlagabtausch. Der PDS-Abgeordnete Torsten Krause forderte, die Konsumenten von Cannabis nicht zu kriminalisieren. Hanf müsse freigegeben werden, sagte der 23-Jährige. Im Vergleich zu Tabak und Alkohol seien deren Auswirkungen auf die Gesundheit eher geringer, wie Untersuchungen zeigten.
Schönbohm wies diese Position als “nicht akzeptabel” zurück. “Sie gehen einen Irrweg”, sagte er an die PDS gewandt. Im Kampf gegen Drogen müssten Prävention, Repression, Therapie sowie Überlebenshilfe für Süchtige miteinander verbunden werden. Der innenpolitische Sprecher der CDU, Sven Petke, warf der PDS eine Verharmlosung der Probleme vor. Die Androhung von Strafen habe eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Täter, hob Petke hervor.
Dem widersprach der PDS-Abgeordnete Stefan Sarrach. Das Strafrecht sei ein untaugliches Mittel zur Bekämpfung des Drogenkonsums, sagte er. Die SPD-Abgeordnete Britta Stark sagte, der Schwerpunkt in der Drogenpolitik sollte weniger auf Repression als auf Prävention gelegt werden. Ziel müsse es sein, den Konsum von Suchtmitteln “messbar” zu reduzieren.
Cannabis: Krause will Legalisierung
Vorstoß von PDS-Landtagsabgeordneten
OBERHAVEL/ POTSDAM Die Legalisierung von Cannabis für den Eigengebrauch fordert Torsten Krause, PDS-Landtagsabgeordneter aus dem Nordkreis. Anlässlich einer von der CDU im Landtag beantragten aktuellen Stunden zum Thema Drogen zitierte Krause gestern das Bundesverfassungsgericht, welches bereits vor elf Jahren feststellte, dass “das Suchtpotential der Cannabisprodukte als sehr gering eingestuft” wird.
Außerdem verwies er auf eine Studie, die im Auftrag der amerikanischen Regierung erstellt wurde. Danach entwickeln 32 Prozent der Erstkonsumenten von Nikotin später eine Abhängigkeit. Bei Heroin sind es 23, bei Kokain 17, bei Alkohol 15 und bei Cannabis neun Prozent. Eine €päische Schülerstudie von 2004 ergab, dass mehr als jeder dritte Jugendliche sich selbst als Raucher bezeichnete, aber nur fünf Prozent mehr als einen Joint pro Monat rauchen.
Angesichts der größeren Wahrscheinlichkeit, durch den Genuss von Tabak und Alkohol abhängig zu werden und der weitaus größeren gesundheitlichen Folgeschäden dieser legalen Drogen tendiere er zur Legalisierung von Cannabis, so Krause. Mit der Legalisierung einhergehend müsse aber eine verstärkte Aufklärung und Prävention über alle Arten von Drogen.