SEELOW (Doris Steinkraus) Es sei mitunter erschreckend, wie wenig junge Leute von den Geschehnissen wissen, die sich vor 60 Jahren in ihrer Region abspielten, so Christoph Berendt in der gestrigen Pressekonferenz in der Gedenkstätte. “Manch ein Jugendlicher weiß nicht, dass Polen erst seit 1945 an der Oder leben und warum”, so der Leiter der vom amtierenden Landrat Michael Bonin berufenen Arbeitsgruppe, die sich seit einigen Monaten der Vorbereitung des 60. Jahrestages des Endes des Krieges widmet. Derzeit stehen 26 Veranstaltungen im Kalender, von Ausstellungen über Jugendbegegnungen bis hin zum geplanten zentralen Gottesdienst des Kirchenkreises Oderbruch am Weltfriedenstag, dem 1. September, in Neuküstrinchen.
60 Jahre nach Kriegsende verblassen die Bilder jener schrecklichen Wochen und Monate immer mehr. Dabei begegnet man den Spuren der großen Schlacht bis heute auf Schritt und Tritt. Allein 2003 wurden in Märkisch-Oderland 36,4 Tonnen Munition geborgen. Jeder, der im Oderland einen Meter in die Erde will, braucht bis heute eine Munitionsfreiheitsbescheinigung. Es dauert noch Jahrzehnte, ehe die gesamte Fläche des einstigen Kampfgebietes abgesucht ist. Bei Arbeiten werden noch immer Überreste Gefallener geborgen. Seit 1991 sind allein auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Lietzen 1150 Soldaten umgebettet worden. Die genaue Zahl der Opfer ist bis heute nicht bekannt, so gestern der Leiter der Gedenkstätte Gerd-Ulrich Herrmann auf Nachfrage. Die immer wieder genannten 50 000 Toten — 33 000 Soldaten der Roten Armee, 12 000 Soldaten der Wehrmacht und 5000 Soldaten der polnischen Armee — bezögen sich auf vier Kampftage um den 16. April. “Gekämpft wurde aber in der Region seit Januar”, machte Herrmann deutlich.
Die Erinnerung an das tausendfache Sterben und die Folgen des Krieges will der Kreis auch künftig wachhalten. In Schulprojekten, Workshops und Begegnungen sollen vor allem junge Menschen über die Ereignisse unterrichtet werden. Zur Konferenz am 31. Januar im Kreiskulturhaus, bei der Historiker viele vermitteln werden, sind Vertreter aller Schulen eingeladen. “Es ist hoch zu werten, dass dieser Kreis bis heute den Erhalt der Gedenkstätte gesichert hat”, so der Historiker Dr. Richard Lakowski. Die Stätte sei wichtig, um die leidvolle Geschichte objektiv darzustellen und sie nicht in Heldentum zu verklären.