(MAZ, Fred Hasselmann) DAHNSDORF — Sie kamen per Rad zu den 36 Hektar großen Versuchsflächen des
Instituts für integrierten Pflanzenschutz bei Dahnsdorf — die Mitglieder und
Sympathisanten des Barnimer Aktionsbündnisses gegen gentechnische
Freilandversuche. Was bei strahlendem Sonnenschein wie ein gemütlicher
Sonnabendnachmittagsausflug aussah, war in Wirklichkeit stiller Protest und
das Verlangen, den eigenen Wissensdurst zu stillen. Sinn und Unsinn, Gefahren
und Chancen der Gen-Versuche — die bei Dahnsdorf auf einigen wenigen
Parzellen stattfinden — sollten an diesem Tag auf dem Prüfstand stehen.
Bereits seit 1996 kämpft das Barnimer Aktionsbündnis gegen gentechnische
Freilandversuche. Die Gründung sei eine Reaktion auf den Beginn der
Freilandversuche der Firma Agrevo in Schönfeld gewesen, betonen die
Aktivisten. Mit Podiumsdiskussionen, Protestradtouren und ‑wanderungen,
Feldbesetzungen und aktiver Öffentlichkeitsarbeit will das Bündnis die
Bevölkerung über die Freilandversuche und das Thema Gentechnik informieren.
“Wir wollen den Versuchsfirmen das Leben schwer machen”, heißt es offiziell.
“Es wird Zeit, auch die Versuche bei Dahnsdorf stärker in das Licht der
Öffentlichkeit zu rücken”, so die Haltung des Aktionsbündnisses. Sprecher
Thomas Janoschka weist zwar eine Mitbeteiligung an den Zerstörungen von
Versuchsparzellen im vorigen Jahr zurück (MAZ berichtete), zeigt aber ein
“gewisses Verständnis” für die Aktionen der extremen Gen-Versuchsgegner. Im
März beziehungsweise im Juni vergangenen Jahres hatten Unbekannte je ein
Raps- und ein Kartoffelfeld mit genmanipulierten Pflanzen zerstört. Die
Polizei ermittelt noch immer und war auch am Sonnabend vor Ort präsent.
Betroffen von den Zerstörungen war auch Agraringenieurin Pia Roppel. Sie
betreut den Feldversuch mit gen-veränderten Kartoffeln und hat freilich kein
Verständnis für die “willkürlichen Zerstörungen auf den Feldern”, die auch
ihre wissenschaftliche Arbeit zerstört hatten.
Doch die Informationsveranstaltung verlief — trotz der unüberhörbaren
grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten — in einer sachlichen Atmosphäre.
Nicht zuletzt ein Verdienst der verantwortlichen Wissenschaftler wie Bernd
Hommel, dem Entomologen, Bernhard Pallutt, dem wissenschaftlichen Leiter der
Versuchsflächen, oder Stefan Kühne, dem Insektenexperten. Sie erläuterten
ausführlich und auch für Laien verständlich, die auf den einzelnen Parzellen
durchgeführten Versuche. “Wir wollen uns nicht abschotten, nehmen die
Bedenken und Sorgen durchaus ernst”, betont Hommel.
Hauptsorge der Gen-Versuchsgegner: Mit den Freilandversuchen wird der
Auskreuzung des gentechnisch veränderten Pflanzenmaterials Tür und Tor
geöffnet. Die Verbraucher werden über kurz oder lang keine Wahl mehr haben
zwischen gen-manipulierten auf der einen und ökologisch oder konventionell
erzeugten Produkten auf der anderen Seite. “Daran”, so der
Sozialwissenschaftler Janoschka”, “ändert auch nichts die geführte
Schwellenwert-Diskussion.”