Zahl der Eheschließungen in Pritzwalk gestiegen
PRITZWALK (Herbert Jeske) Ein “Nein” bei der Zeremonie hat Margitta Gremblewski bislang noch nie erlebt. “Zum Glück”, sagt die Pritzwalker Standesbeamtin. Sie traut bereits seit 1986 Paare und legt Wert auf einen feierlichen Rahmen. Der wurde im vergangenen Jahr 71 Heiratswilligen im Pritzwalker Rathaus angeboten. Dann ertönt oben im Trauzimmer leise Musik, die Standesbeamtin hält eine persönliche Rede und sagt den entscheidenden Satz: “Sind Sie gewillt die Ehe einzugehen, dann antworten Sie mit Ja.” Das “Ja” muss bei beiden dann allerdings deutlich hörbar sein. Sonst fragt die Standesbeamtin nach.
Dabei ist außer diesem Satz heutzutage nicht mehr viel zum Heiraten erforderlich. Weder Verlobungszeit noch Trauzeugen sind nötig. Die Standesbeamtin spricht das Paar zwar auch heute noch als “Verlobte” an, doch das ist nur die vorgeschriebene Anrede.
Der Bund fürs Leben könnte auch parterre im Amtszimmer geschlossen werden. Vormittags anmelden, nachmittags heiraten: Möglich wäre das, wenn es sich um Pritzwalker handelt, deren Stammdaten im Rathaus vorliegen. Auch die Namenswahl ist heute völlig frei. Er kann ihren Namen annehmen, sie den seinen. Jeder kann auch weiterhin den eigenen behalten — oder ihn zu einem Doppelnamen zusammensetzen.
Aber die Paare wollen nach wie vor das Traditionelle. In 94 Prozent der Fälle nimmt sie seinen Namen an. So war es im vergangenen Jahr. Es werden weiter gerne Ringe ausgetauscht. Die lassen sich Paare auch mal von ihren Kindern reichen, wenn der Nachwuchs schon groß genug ist. Und zum Abschluss der Zeremonie kommt der Kuss. “Die Trauung ist feierlich geblieben”, sagt Margitta Gremblewski. Fast 40 Prozent der Paare des vergangenen Jahres kamen sogar von außerhalb: Sie wollten in der alten Heimat den Bund fürs Leben schließen.
Im Amtszimmer gibt es jedes Mal ein Vorgespräch. Das Paar wird nach seinen Wünschen zum Ablauf der Trauung gefragt. “Wir gehen soweit möglich darauf ein.” Arbeitgeber der Standesbeamtinnen ist die Stadt Pritzwalk. Die sei flexibel, freut sich Margitta Gremblewski: “Und wir haben Gleitzeit.” Auch eine Trauung am Sonnabend oder nach “Dienstschluss” ist somit möglich. Nur sonntags ist Ruhetag.
Alle Sonderwünsche können jedoch nicht erfüllt werden. Beispielsweise im eigenen Garten unter der alten Eiche zu heiraten, erlaubt der Gesetzgeber noch nicht. Andere Orte wie das Schloss Wolfshagen könnten dagegen ebenfalls zum Trauzimmer werden. Die Räume müssen allerdings amtlich “deklariert” werden. Auf der Plattenburg sind deshalb Hochzeiten möglich.
Mehr als die Hälfte der Paare gab sich “ledig” das Ja-Wort. Aber Ehen wurden im vergangenen Jahr auch wiederbelebt: Zehn Paare ehelichten sich zum zweiten Mal. Rund 50 Euro Gebühr sind Minimum fürs amtliche Heiraten. Dass es im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2003 insgesamt neun Trauungen mehr in Pritzwalk gab, ist zum Teil auch Hartz VI geschuldet. Die Paare wählen zum Beispiel wegen der Krankenversicherung den festen Bund. Auch ältere Paare heiraten. Dann spielt neben Zuneigung mitunter ebenfalls die gegenseitige finanzielle Absicherung eine Rolle.
Trotzdem wollen die meisten Paare eine besondere Zeremonie. “Und wir sind zufrieden, wenn das Paar zufrieden ist”, sagt Standesbeamtin Gremblewski.