Am Dienstag, den 30. November 2004, findet um 13:00 Uhr vor dem
Amtsgericht
Prenzlau, Baustr. 37, Raum 110, ein Prozess gegen einen
Rechtsradikalen wegen Körperverletzung und rechtsextremer Propaganda
statt.
Der 23-jährige Ronny K. soll im Juni 2003 einen 15-jährigen
HipHopper
bei einem Dorffest in der Uckermark geschlagen und gejagt
haben.
Für alternative Jugendliche, für Punks und HipHopper sind Dorffeste in
Brandenburg
in der Regel “No-Go Areas”, besonders wenn sie in der
Uckermark
liegen. Zu groß ist das Risiko, auf eine alkoholisierte
Clique Rechtsradikaler zu treffen, die den Platz für sich beanspruchen
und Andersdenkende vertreiben wollen. Ein unrühmliches Beispiel dieser
Art
ist der kleine Ort Flieth-Stegelitz bei Templin, unweit von
Potzlow.
Dort wurde in diesem Jahr eine Gruppe Punks, kaum dass sie
den Festplatz betreten hatte, angegriffen und verjagt. Im Jahr zuvor
passierte
dasselbe, zum Teil denselben Opfern. Eine Episode aus dem
Angriff des letzten Jahres kommt jetzt zur Verhandlung.
Der
damals 15-jährige HipHopper Kevin M. saß am 7. Juni 2003 mit
seiner Freundin auf einer Bank am Rande der Tanzfläche, als sie hinter
sich “Heil Hitler”-Gegröle, “SA SS”-Rufe und Sprüche wie “Ob Ost, ob
West,
nieder mit der Zeckenpest” hörten. Plötzlich wurde ihm von
hinten
die Mütze vom Kopf gezogen, ein Rechtsradikaler, der ein
T‑Shirt
mit der Aufschrift “Heil AIDS” und “Fuck America” trug,
versetzte ihm einen Kopfstoß. Kevin und seine Freundin rannten in ein
Feld, verfolgt von einer größeren Gruppe Rechtsradikaler, die sie mit
Taschenlampen
suchten, doch es gelang ihnen, sich in Sicherheit zu
bringen. In der Nähe wurden zwei Punks angegriffen.
“Das Erschreckende an diesen Angriffen auf Dorffesten”,
so Kay Wendel
vom Verein Opferperspektive, “ist
die Gleichgültigkeit, mit der die
Anwesenheit gewalttätiger Cliquen Rechtsradikaler geduldet wird. Weder
Festverantwortliche
noch Festbesucher greifen ein. Solange
Rechtsradikale
als “normale Jungs” verharmlost werden, breiten sich
“national
befreite Zonen” weiter aus, bis Landstriche wie die
Uckermark von Andersdenkenden völlig gesäubert sind.”