(Berliner Zeitung) POTSDAM. DVU-Fraktionschefin Liana Hesselbarth hat bei der Wahl zur
G‑10-Kommission im Landtag insgesamt elf Stimmen erhalten. Die DVU-Fraktion
zählt aber nur sechs Mitglieder. Dieses Abstimmungsergebnis geht aus dem nun
veröffentlichten vorläufigen Landtagssitzungsprotokoll hervor. Das heißt:
Fünf Abgeordnete von SPD, PDS oder CDU haben am 28. Oktober bei der Wahl der
stellvertretenden G‑10-Kommissionsmitglieder für Hesselbarth gestimmt. Die
G‑10-Kommission hält Kontakte zu den Geheimdiensten und muss über
geheimdienstliche Abhörmaßnahmen und Verletzungen des Postgeheimnisses
informiert werden. Hesselbarth reichten aber auch die zusätzlichen Stimmen
nicht aus.
Umgang mit der DVU im Parlament umstritten
Jörg Schönbohm warnt vor Aufwertung der Rechtsextremen — Koalition lehnt
alle Anträge der Partei ab
(BM) Potsdam — Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat vor der Aufwertung der
rechtsextremen Parteien in Brandenburg gewarnt. Es sei richtig gewesen, der
Deutschen Volksunion (DVU) in den vergangenen Jahren kaum Bedeutung
zuzumessen, zeigte er sich überzeugt. Den erneuten Sprung in den Landtag
habe die rechtsextreme Partei vor allem ihren Parolen gegen Hartz IV zu
verdanken. Die DVU des Münchner Verlegers Gerhard Frey schaffte mit 6,1
Prozent der Stimmen den Wiedereinzug in den Landtag. 71 045 Brandenburger
wählten die Partei, 0,8 Prozent mehr als 1999. Die NPD war nach einer
Absprache mit der DVU nicht angetreten.
“In Brandenburg ist die NPD mittlerweile stark zerstritten und die Deutsche
Volksunion immer noch eine Phantompartei, die von der Zentrale in München
ferngesteuert wird”, sagt Schönbohm. Der gemeinsame Landesverband
Berlin-Brandenburg der NPD hat sich aufgelöst. Ein Teil der NPD-Mitglieder
in Brandenburg hat sich der “Bewegung Neuer Ordnung” (BNO) zugewendet. Die
NPD hat im Land laut Verfassungsschutzbericht etwa 180 Mitglieder, die DVU
rund 230.
Der Potsdamer Landtag ist sich seit den Wahlen über den künftigen Umgang mit
der DVU uneins. Der neue SPD-Fraktionschef Günter Baaske hatte einen harten
Kurs gegenüber den DVU-Abgeordneten angekündigt. Die DVU sei eine
demokratiefeindliche Nazi-Partei, attackierte er die rechtsextreme Partei.
Diese prüft nun, ob sie klagt. CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek warnt die
SPD davor, die DVU mit “überzogenen Angriffen zu erhöhen”. Auch Schönbohm
sagt: “Mit solchen Verbalattacken drängen wir die DVU nur in eine
Opferrolle.” Einig sind sich beide Regierungsfraktionen, daß sie sich
künftig mit parlamentarischen Initiativen der Rechtsextremen auch inhaltlich
befassen wollen. Es bleibe aber dabei, daß sämtliche DVU-Anträge abgelehnt
werden.