Thilo Kabus nicht im Jugendhilfeausschuss / Demokratische Parteien stimmten geschlossen gegen ihn
(ND, Bernd Baumann) Da die rechtsextreme DVU den Sprung in den Landtag schaffte, kann sie auch Vertreter in die Ausschüsse entsenden. Dagegen ist kaum ein Kraut gewachsen. Die Abgeordneten der anderen Fraktionen enthalten sich gewöhnlich. So werden die DVU-Kandidaten dann nur mit den DVU-Stimmen, aber ohne Gegenstimme gewählt.
Nicht so gestern. Bei der Wahl der Mitglieder des Landesjugendhilfeausschusses (LJHA) fiel einer der beiden DVU-Kandidaten glatt durch. Gegen ihn stimmten sowohl die Koalitionsfraktionen SPD und CDU als auch die PDS-Opposition. Abgelehnt wurde der als stellvertretendes LJHA-Mitglied nominierte Thilo Kabus. Dieser verfüge über eine lange NPD-Vergangenheit, sagte der SPD-Fraktionschef Günter Basske. Damit sei Kabus für den vorgesehenen sensiblen Bereich völlig ungeeignet.
Bis 2003, fast 20 Jahre lang, war Kabus Mitglied der neofaschistischen NPD. Von Herbst 1992 bis Oktober 1998 führte er den Landesverband der Partei. 1998 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. In den Jahren 1989 und 1990 agierte Kabus als Bundesvorsitzender der NPD-Jugendorganisation »Junge Nationale«. Inzwischen ist er Pressesprecher der DVU-Fraktion im Potsdamer Landtag.
Die Wahl der DVU-Abgeordneten Birgit Fechner als ordentliches Mitglied im Jugendhilfeausschuss stand am Donnerstag nicht zur Debatte. Die SPD forderte eine Splittung des DVU-Wahlvorschlags und damit eine separate Abstimmung über die beiden Kandidaten. Fechner wurde mit den sechs Stimmen der DVU gewählt, während sich die Abgeordneten aller anderen Fraktionen wie bisher üblich enthielten. Damit entschieden die Stimmen der Rechtsextremen.
Nach diesem Verfahren wurden Fechner und Kabus bereits 1999 in den Ausschuss gewählt. Sie sollen an den LJHA-Sitzungen jedoch kaum teilgenommen haben. Der Ausschuss befasst sich mit allen Aufgaben der Jugendhilfe. Ihm gehören 20 Mitglieder an. Neun davon sollen in der Jugendhilfe erfahrene Frauen und Männer sein, die auf Vorschlag aller Fraktionen vom Landtag gewählt werden. Für jedes stimmberechtigte Mitglied muss außerdem ein Stellvertreter bestimmt werden. Die Amtszeit des Ausschusses entspricht der Wahlperiode des Landtags und befragt somit ebenfalls fünf Jahre.
SPD-Fraktionschef Baaske begrüßte die Ablehnung des DVU-Mannes. Alle Fraktionen der demokratischen Parteien wollten keinen Rechtsradikalen im Ausschuss und hätten deshalb ein klares Nein gesagt. Die DVU-Fraktion will nach der Ablehnung von Kabus am kommenden Dienstag über einen neuen Kandidaten beraten. Außerdem lasse sich eine mögliche Klage vor dem Landesverfassungsgericht juristisch prüfen, hieß es.