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Antifaschismus

Ein Blick zurück

Pots­dam — Am 15. Dezem­ber 2001 zogen rund 150 Demonstrant_innen die Karl-Liebknecht-Straße ent­lang, in der sich der Neon­aziladen “Union Jack” befand.

Unter dem Mot­to “Smash the Union Jack — Ras­sis­tis­che und neo­faschis­tis­che Struk­turen aufdeck­en und angreifen!” ver­anstal­teten die AAPO (Antifaschis­tis­che Aktion Pots­dam) und die AJAP (Antifa Jugend Aktion Pots­dam) eine Demo um auf das Geschäft und Pots­damer Nazistruk­turen aufmerk­sam zumachen. Unter­stützt von weit­eren Berlin­er und Bran­den­burg­er Grup­pen wurde in Pressemit­teilun­gen, Fly­ern und Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen über die Hin­ter­gründe des “Union Jack” informiert und aufgeklärt.

Betreiber des Geschäfts war Dan­ny Prange, der der mil­i­tan­ten Neon­aziszene zuzurech­nen ist. Er war tätig in der neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tion “Nation­al­is­tis­che Front” (NF) und fungierte in deren Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion “Direk­te Aktion Mitteldeutschland/JF” als Stützpunk­tleit­er für den Bere­ich Beelitz/Michendorf. Dabei hat­te er nicht nur “poli­tis­ches Engage­ment” im Sinn son­dern beteiligte sich auch selb­st an mil­i­tan­ten Aktio­nen gegen seine poli­tis­chen Gegner_innen. So war er beispiel­sweise an einem Über­fall auf das – damals noch beset­zte — Haus- und Kul­tur­pro­jekt “Archiv” in der Leipziger Straße beteiligt. Die Angreifer_innen benutzten dabei ver­schiedene Schlag­w­erkzeuge und Luft­druck­pis­tolen. Bis zum Ver­bot der “NF” gab es nur wenige eben­so bedeut­same Vere­ini­gun­gen der mil­i­tan­ten neon­azis­tis­chen Szene in Deutsch­land. Regelmäßig wur­den mil­itärische Übun­gen durchge­führt. “Wehrsport” sollte dem Auf­bau ein­er Ter­ror­gruppe, dem “Nationalen Ein­satzkom­man­do” (NEK), dienen.

Dan­ny Prange kon­nte weit­ge­hend unbe­hel­ligt sein Geschäft führen. Dass dabei ein offen­sichtlich gewaltaffin­er und organ­isiert­er Neon­azi, der ter­ror­is­tis­chen Aktiv­itäten á la “Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grund” (NSU) offen­bar sym­pa­thisierend gegenüber­stand, die hiesige rechte Szene mit Infra­struk­tur, Musik und Klei­dung ver­sorgte und dabei seinen eige­nen Leben­sun­ter­halt ver­di­ente störte nur wenige. Das Geschäft “Union Jack”, das später in “Jacks Fash­ion & Army Store” umbe­nan­nt wurde, war ein fes­ter Anlauf­punkt für die organ­isierte und unor­gan­isierte Naziszene aus Pots­dam und der näheren Umge­bung. Verkauft wur­den legale und ille­gale Nazide­vo­tion­alien, wie „Thor Steinar“ oder aber auch indizierte CDs der Band “Landser” und “Blue Eyed Devils”.

Eine Kam­pagne gegen den Laden wie in anderen Städten gab es in Pots­dam jedoch nicht. Die Demon­stra­tion bildete den Abschluss öffentlichkeitswirk­samer Aktio­nen gegen das Treiben in Babels­berg. Lediglich nach­fol­gende kleinere direk­te Aktio­nen störten das unbeschw­erte Geschäft­sleben Pranges. Erst Mitte 2010 musste der Laden schließen. Das Ende wurde jedoch nicht wegen antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tio­nen ein­geläutet son­dern wohl wegen finanzieller Eng­pässe seit­ens des Besitzers. So been­dete ein finaler Ausverkauf das let­zte Kapi­tel des “Union Jack” in Babels­berg. Sowohl die Stadt Pots­dam, als auch die hiesige Zivilge­sellschaft oder Antifaszene haben es nicht geschafft dauer­haft Kri­tik an dem Laden zu üben und ihn somit — wie in anderen Städten erre­icht — zur Schließung zu bewegen.

Aufruf: https://inforiot.de/artikel/demo-gegen-naziladen-potsdam
Bericht iNFORi­OT: https://inforiot.de/artikel/kurzbericht-zur-demo-smash-union-jack
Bericht Pots­damer Neuste Nachricht­en: https://inforiot.de/artikel/gegen-nazi-laden-demonstriert

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