(FRED HASSELMANN) BELZIG Nach der Ermordung des Münchner Modemachers Rudolph Moshammer geht der politische Streit um die Rechtmäßigkeit und den Sinn einer weiteren Ausdehnung von DNA-Proben von Tatverdächtigen weiter. Auch dort, wo täglich mit Spuren gearbeitet wird — bei den Kriminaltechnikern der Polizei — wird die Diskussion aufmerksam verfolgt.
Die offizielle Haltung ihres obersten Dienstherren, CDU-Innenminister Jörg Schönbohm, deckt sich dabei zumeist mit ihren Erfahrungen vor Ort. Schönbohm fordert die Ausweitung und Erleichterung der DNA-Analyse. “Sie muss überall dort möglich werden, wo wir auch jetzt schon Fingerabdrücke von Tatverdächtigen nehmen”, so der Politiker.
Auch für Kriminaltechniker Dieter Zinke von der Belziger Polizeiwache ist eine DNA-Analyse kein größerer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Tatverdächtigen als die Abnahme von herkömmlichen Fingerabdrücken. “Sie ist auf jeden Fall sauberer”, meint er.
In der Vergangenheit hatten er und seine Kollegen während ihrer Ermittlungen zu Straftaten im Fläming schon “einige Treffer”, wie sie sagen. So wurden bereits einige Einbrüche aufgeklärt, weil am Tatort Blutspuren, Kippen oder auch einmal ein Haar sichergestellt worden waren. Deren Untersuchung erbrachte konkrete Hinweise auf Täter, die in einem anderen Zusammenhang schon einmal erkennungsdienstlich behandelt wurden und dabei auch freiwillig eine Speichelprobe abgegeben hatten. Allerdings betont der Spezialist, dass ein DNA-Test nicht mit einem Gen-Test gleichzusetzen ist, wie von Kritikern befürchtet wird.
Auch sein Vorgesetzter, Kriminalhauptkommissar Lutz König, hebt hervor, dass für kriminaltechnische Belange lediglich der nicht codierte Bereich des Erbmaterials untersucht wird.
Wie die beiden Kriminalisten sagen, bedarf es derzeit erst eines richterlichen Beschlusses, um von einem Tatverdächtigen eine Speichel- oder Blutprobe nehmen zu dürfen. Obwohl Zinke glaubt, dass es aus Kosten- und Personalgründen kaum realistisch ist, von jedem kleinen Ganoven und von jedem Ladendieb eine DNA-Analyse machen zu lassen, reizt die Vorstellung schon, wie jetzt im Fall Moshammer, den Täter besonders schnell zu überführen, weil in der Vergangenheit vom Täter eine Speichelprobe genommen und gespeichert wurde.
Zinke ist sich sicher, dass ein DNA-Test der Fingerabdruck des 21. Jahrhunderts ist. Denn während jeder halbwegs intelligente Kriminelle inzwischen Handschuhe bei seinen “krummen Dingern” benutzt, würde man fast immer irgendwo ein Haar oder eine andere Spur vom Täter finden.