Am Freitag, den 12.10.2007 sollte der Master-Studiengang Military Studies/Militärsoziologie am Neuen Palais an der Uni Potsdam feierlich eröffnet werden- doch dazu kam es nicht, jedenfalls nicht im Sinne der Veranstalter_innen.
Die Kampagne “no military studies” rief im Vorfeld zum lautstarken Protest gegen den neu geplanten Studiengang, an welchem das Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr(MGFA) und dem Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr(SOWI) mitwirken soll, auf. Gegen 16 Uhr sammelten sich einige Protestierende vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät. Die Eingangstür wurde mit dem Schild “Munitionsausgabe” beklebt, 2 Demonstrant_innen hielten davor in Ritterkleidung Wache, während am Eingang mit Marschmusik und Flugblättern weitere Protestierende begrüßt wurden.
Nach etwa zehn Minuten schlossen sich ca. 30 Gegner_innen der Veranstaltung lautstark an- Tischklopfen, Marschschritte, Sprüche wie “Mehr, mehr,mehr, Militär muss her” störten die Ausführungen des Referenten und Dekan Koerner.
Transparente wie “Bundeswehr raus aus der Uni” und “Militaristen stören, egal wie” hingen an der Tafel.
Da es so laut war, musste in einen anderen Raum umgezogen werden- wieder schlossen sich die Protestierenden lautstark in Marschrhythmus dem Zug an. Der Raum war jedoch weitaus kleiner, so dass der weitere Protest im Flur des Unigebäudes kundgetan werden musste. Dort diskutierten die Protestteilnehmer_innen mit dem Dekan, der zunächst auf sein Hausrecht beharrte. Jedoch stehe er Rede und Antwort und freue sich über kritische Diskussionsbeiträge, allerdings nur, wenn diese im Hörsaal auf akademischer Basis geführt würden. Körner: “Die Sache war spannend und lustig, aber jetzt sollten Sie uns an die Reihe lassen!”. Die Forderung der Protestierenden war eindeutig — die Bundeswehr soll “abhauen”. In folgenden Diskussionen auf dem Flur verteidigte Koerner den neuen Studiengang, da trotz der organisatorischen und finanziellen Einbindung der Bundeswehr eine angemessen kritische Auseinandersetzung mit dem Militär in den Lehrveranstaltungen gewährleistet sei. Eine klares Statement formulierte ein Protestteilnehmender: Wissenschaft müsse kritisch sein, jedoch sei dies nicht möglich wenn eine finanzielle wie auch personelle Abhängigkeit von der Bundeswehr gegeben ist. Wissenschaft dürfe nicht interessengeleitet sein. Und für eine freie, unabhängige Wissenschaft plädierte auch die vierköpfige Clowns-Army. Sie schloss sich mit Gesang, schrillen Trompetengeräuschen, theatralischen Inszenierungen und einem “Kriiieech-Spiel” dem Protest an.
Trotz Sekt und Brezeln, welche von den Veranstalter_innen an die Demonstrierenden verteilt wurde, hielt der Protest weiterhin an. Nach über 90 Minuten verließen die ca.10 Veranstaltungsteilnehmer_innen durch den “besetzten” Flur das Gebäude.Ein erster Erfolg für die Antimilitarist_innen- oder wie es ein Protestierender zwischendurch formulierte: “Gut, dass wir in diesem Rahmen für die Vorlesungen üben!” Letztendlich konnte die Veranstaltung weder feierlich eröffnet noch durchgeführt werden.