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Antifaschismus

Ein Wochenende voller Naziärger beim Bernauer Hussitenfest

15 Nazis bedro­ht­en Fre­ita­gnacht Jugendliche des Jugendtr­e­ff DOSTO, die auf dem Mit­te­lal­ter­markt des Bernauer Hus­siten­fests einen Getränke­stand betreuten. NPD´ler verteil­ten am Sonnabend Schnipsel auf dem Rum­mel. Am Son­ntag bedro­ht und bespuckt ein Nazi eine Jugendliche am DOSTO-Stand.

Die Bernauer und ihr Hus­siten­fest: Jedes Jahr, immer am zweit­en Woch­enende im Juni find­et das Hus­siten­fest, eine Mis­chung auf Mit­tel­spek­takel und Kirmes in Bernau, statt. Dass sich davon nicht nur Mit­te­lal­ter­f­reaks und Dorf­pro­lls, son­dern auch Nazis ange­sprochen fühlen, ist seit Jahren bekan­nt. Die Stadt ist um ihr Image bemüht und ver­sucht den Ärg­er einzudäm­men. Doch immer wieder tre­f­fen sich hier NPDler und Kam­er­ad­schaft­snazis um gemein­sam Bier zu trinken. Zwis­chen den vie­len “Thor Steinar”- und Thorham­mer ‑Träger_innen und den mit Runen-Tätowierten fall­en sie ohne­hin kaum auf. Für Bernau der­weil ist das Fest der kul­turelle Höhep­unkt des Jahres.

Am let­zten Woch­enende steigerten sich die üblichen Pöbeleien zu geziel­ten Pro­voka­tio­nen und tätlichen Angrif­f­en. Was war passiert?

Vor­fall Nr. 1. – Fre­ita­gnacht auf dem Mit­te­lal­ter­markt des Hussitenfestes

Es ist nach 22 Uhr – ger­ade hat der Ein­lass des Mit­te­lal­ter­mark­ts geschlossen. Da nun die Besucher_innen keinen Ein­tritt mehr zahlen müssen, strö­men die Men­gen vom anliegen­den Rum­mel herüber. Auch Andreas Rokohl und Pas­cal Rosin (bei­de NPD), nutzen die Gele­gen­heit und näh­ern sich dem Getränke­stand des Jugendtr­e­ff Dos­tos. Nach­dem Bei­de einige Minuten den Stand, die Leute und ins­beson­dere die schwarz-rote Fahne am Stand mustern und dabei pro­vokant ihre Nazishirts zur Schau stellen, näh­ern sie sich dem Auss­chank und ver­lan­gen “Zeck­en­wein”. Als den Bei­den mehrfach gesagt wird, sie sollen ver­schwinden, an Nazis würde hier nichts verkauft, dro­ht Andreas Rokohl “Um die Ecke ste­hen noch mehr von uns”. Kurz darauf ent­fer­nt die Fest-Secu­ri­ty die bei­den Nazis vom Dosto-Stand.

Knapp einein­halb Stun­den später ste­ht Andreas Rokohl erneut am Stand des Dos­tos. Er reist die schwarz-rote Fahne herunter. Hin­ter ihm ste­hen nun etwa 15 Nazis. Rokohl schlägt einen Jugendlichen, die Brille fällt zu Boden und wird später zer­brochen aufge­fun­den. Rokohl zieht sich zurück. Die übri­gen, vor allem aus Bernau stam­mende Nazis, bleiben, um die Besucher_innen und Aktiv­en des Dos­to-Standes zu beschimpfen und zu bedro­hen. Es dauerte einige Minuten, bis die Secu­ri­ty die Nazis vom Stand ver­weist. Die Polizei trifft erst ein, als die Nazis bere­its ver­schwun­den sind. Durch Zufall laufen drei der Angreifer erneut am Dos­to-Stand und der ank­om­menden Polizei in die Arme.

Vor­fall Nr. 2 – Sam­stagabend auf dem Rum­mel des Hussitenfestes

Erneut tum­meln sich diverse Nazis auf dem Fest, darunter auch die Berlin­er Aktivistin Gesine Hen­nrich (ex NPD, ex Frontbann24) und der ehe­ma­lige KMOB-Chef Robert Geb­hardt aus Bad Freien­walde. Eben­falls vor Ort ist Andreas Rokohl, der am Vor­abend den Angriff anführte. Einen erneuten Angriff wagen die Nazis jedoch nicht, sind dochun­ter­dessen viele Antifaschist_innen aus Bernau zusam­mengekom­men um das DOSTO zu unter­stützen. Stattdessen beg­nü­gen sich einige Nazis damit, Schnipsel mit NPD-Wer­bung auf dem Rum­mel zu verstreuen.

Vor­fall Nr.3 – Son­ntagabend auf dem Mit­te­lal­ter­mark des Hussitenfestes

Es ist nach 18 Uhr – die Händler_innen sind dabei ihre Stände abzubauen und auch die Jugendlichen des Dos­tos räu­men die let­zten Kisten weg. Ein Nazi, der sich selb­st als “Anti-Antifa Bernau” beze­ich­net, nähert sich dem Getränke­stand des Dos­tos und ver­langt ein Bier. Als ihm dies ver­wehrt wird, beschimpft er die Jugendlichen und bespuckt eine von ihnen.

 

Aktivis­mus der Nazis hat zugenommen

Seit mehreren Wochen zeigt sich die Bernauer Naziszene aktiv. Mit Unter­stützung von anderen Aktivis­ten aus der Region kleben sie Aufk­le­ber, beschmieren Plakate, verteilen Fly­er und ver­anstal­teten auch einen Infostand.

Eine kleine Auswahl der Ereignisse:  Schon im Jan­u­ar verteilt die NPD auf dem Bernau Wochen­markt Fly­er um ihre ver­meintliche Sol­i­dar­ität mit den Mark­thändlern auszu­drück­en. Seit April verteilen Aktivis­ten der NPD die soge­nan­nte “Barn­imer Stimme“. Am 19. Mai hat­ten u.a. Aileen Götze (NPD, Bernau) gemein­sam mit Burkhard Sah­n­er vom NPD Ver­hand Ober­hav­el einen Info­s­tand am Eber­swalder Mark­t­platz druchge­führt. Neben ver­mehrten Aufk­le­bern im Stadt­ge­bi­et, gehören auch Zer­störung von Plakat­en der Linkspartei  zum Aktivis­mus der Szene. Darüber hin­aus hat­ten die Kreisver­bände der NPD Barn­im Uck­er­mark und Ober­hav­el den Barn­imer Ver­band der Partei Die Linke wegen ver­mein­tichen Aufrufes zur Straftat angezeigt.  Die Linke war eine von vie­len Organ­i­sa­tio­nen, die die Proteste gegen den Nazi­auf­marsch im Feb­ru­ar in Dres­den unterze­ich­neten. Im Ver­gle­ich zum Vor­jahr und dem KMOB-Flop 2010 haben die Aktiv­itäten wieder deut­lich zugenommen.

Sol­i­dar­ität mit den Betroffenen

Auch der Jugendtr­e­ff Dos­to ist in jedem Jahr Teil des Mit­te­lal­ter­spek­takels beim Hus­siten­fest – neben dem oblig­a­torischen Getränke­stand, tra­gen die Jugendlichen durch Feuer­jonglage ihren Beitrag zur Gestal­tung des Festes bei. Als antifaschis­tis­ch­er Jugend­club stellt der Dos­to-Stand den­noch etwas Anderes dar und bleibt den Nazis ein Dorn im Auge. Nicht ver­wun­der­lich also, dass es sie in fast jedem Jahr Nazis in die Nähe des Standes treibt. Über Blicke und dumme Sprüche ging es in den let­zten Jahren jedoch nicht hin­aus. Die Pro­voka­tio­nen und die anschließen­den Angriffe in diesem Jahr sind daher ein Novum und deuten auf ein erhöht­es Selb­stver­trauen der Naziszene im Barn­im hin. Wie auch in anderen Teilen Bran­den­burgs schla­gen auch die organ­isierten Nazis von NPD und Co, den gewalt­täti­gen Weg ein.

Das Hus­siten­fest ist und bleibt ein Ort mit Anziehungskraft für Nazis und andere Arschlöch­er! Nazis, ob auf dem Hus­siten­fest oder ander­swo, stellen immer eine Gefahr für Linke, Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und alle Anderen, die nicht ins beschränk­te Welt­bild der Nazis passen. Eine kleine rote Oase allein kann daran nichts ändern.

Wir, als Bernauer Antifaschist_innen, ste­hen den Aktiv­en des DOS­TOs sol­i­darisch zur Seite! Es gilt die linken Jugendlichen und auch jene Opfer rechter Gewalt, die kein Gehör find­en und den­noch Jahr für Jahr beschimpft, belei­digt und bedro­ht wer­den, zu unterstützen.

Sol­i­dar­ität mit dem Jugendtr­e­ff DOSTO

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