MOZ
06.05.05 brn
Bernau (MOZ) Nicht nur ein Gedenktag, auch ein Tag gegen neuen
Rechtsextremismus soll der 8. Mai, der Tag der Befreiung, in Bernau werden.
Mehrere Aufmärsche von Neo-Nazis in der Stadt haben in der jüngeren
Vergangenheit Entsetzen und Empörung hervorgerufen. Dabei war es auch
aufgrund der Kürze der Zeit nicht immer gelungen, gut besuchte
Gegenveranstaltungen zu organisieren. Der 8. Mai soll nun ein Tag werden, an
dem Bernau ein eindeutiges Zeichen gegen den Rechtsextremismus setzt.
Bürgermeister Hubert Handke hat für den 8. Mai einen Wunsch: An diesem Tag
sollen viele Bernauer zeigen, dass das Bild der Stadt in der Öffentlichkeit,
das durch rechte Aufmärsche geprägt wurde, falsch ist. Er ermutigt alle
Bürger, am 8. Mai ein Zeichen zu setzen und an den Veranstaltungen in Bernau
teilzunehmen (siehe Kasten). “Den unzähligen Opfern des Krieges können wir
keine bessere Würdigung erweisen, als dass wir unsere ganze Kraft daran
setzen, den Frieden zu erhalten.”
Rechte Aufmärsche in Bernau — das war auch in der letzten
Stadtverordnetenversammlung ein Thema. Am Vortag der Versammlung hatten
Teilnehmer eines MHS-Aufmarsches versucht, bis auf die Rathaustreppe zu
gelangen. “Bernau muss ein klares Zeichen gegen rechts setzen”, lautete der
Tenor der Stadtverordneten.
“Der 8. Mai hat auch einen aktuellen Bezug”, sagt die Stadtverordnete Dagmar
Enkelmann. Unter den Teilnehmern rechter Umzüge hat sie nicht nur angereiste
Jugendliche entdeckt, sondern auch Bernauer. Auch aus diesem Grund sei es so
wichtig, dem Rechtsextremismus mit einer gemeinsamen Veranstaltung etwas
entgegenzusetzen. Ein Höhepunkt ist in ihren Augen die Versammlung an der
Friedenssäule um 12 Uhr vor dem Praetorius-Gymnasium.
Gerade weil die vier Aufmärsche von Rechtsextremen in den vergangenen zwei
Jahren stets kurzfristig anberaumt wurden, und viele Bernauer deshalb an
einer Gegenveranstaltung nicht teilnehmen konnten, plädiert sie für eine
gemeinsame Veranstaltung am 8. Mai.
Professor Carl-Jürgen Kaltenborn sieht dies ebenso. “Solch ein Tag ist
langfristig wichtig. Dies war der Grund, warum wir vor einem Jahr mit der
Friedensfeier am Schönfelder Weg begonnen haben”, sagt der emeritierte
Theologe. Die christlichen Kirchengemeinden haben dabei von Anfang an
bewusst die Jüdische Gemeinde mit einbezogen. “Wer die Jüdische Gemeinde
antastet, tastet uns an”, sagt Kaltenborn und erinnert daran, dass viele
ihrer Mitglieder aus der ehemaligen Sowjetunion kommen.
“Es ist unsere gemeinsame Aufgabe zu zeigen, welcher Geist wirklich in
Bernau herrscht”, appelliert auch Eva Maria Rebs vom Netzwerk für Toleranz
und Weltoffenheit an alle Bernauer, am 8. Mai zu den Gedenkveranstaltungen
zu kommen.