Vor 75 Jahren, am 10.05.1933, fanden die ersten Bücherverbrennungen im nationalsozialistischen 3.Reich statt. In mindestens 51 Städten wurden Bücher von Autoren wie Bertolt Brecht, Sigmund Freud, Kurt Tucholsky, Erich Kästner und noch sehr vielen weiteren vorwiegend von nationalsozialistischen Studenten und Professoren auf Scheiterhaufen verbrannt. Die Autoren, deren Werke zerstört wurden, waren zumeist Juden oder Kommunisten, generell aber wurde alles verbrannt, was dem deutschen Geist widersprach. Begleitet wurde der symbolische Akt der Bücherverbrennung von den so genannten neun Feuersprüchen, in denen Forderungen an das deutsche Volk gestellt wurden, sowie auch einige der Autoren genannt wurden.
Diese lauteten:
1. Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung. Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.
2. Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.
3. Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Förster.
4. Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele! Ich übergebe der Flamme die Schriften des Sigmund Freud.
5. Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann.
6. Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Georg Bernhard.
7. Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkrieges, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque.
8. Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr.
9. Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist. Verschlinge, Flamme, auch die Schriften der Tucholsky und Ossietzky!
Im Gedenken an dieses Vergehen, veranstaltete das Bertolt-Brecht-Gymnasium aus Bad Freienwalde in Zusammenarbeit mit der Hans-Keilson-Bibliothek eine Gedenk- und Informationsveranstaltung der etwas anderen Art. Ungefähr ein dutzend Schüler der Sekundarstufe II des Gymnasiums waren an der Darstellung beteiligt. In einer Mischung aus literarischen Darbietungen und musikalischen Beiträgen wurden die Inhalte und die Ernsthaftigkeit des Themas in einem Programm von 60 Minuten vermittelt. Es wurden verschiedene Werke, die damals verbrannt wurden, einige Biografien, die Feuersprüche und allgemeine Informationen über den Grund, der die Nationalsozialisten dazu bewog tausende von Büchern zu verbrennen vorgestellt. Untermalt wurde dies dann mit musikalischen Beiträgen wie zum Beispiel die ?Moritat von Mackie Messer?, verfasst von Bertolt Brecht. Das Publikum, welches so zahlreich erschienen war, das der Platz im kleinen Saal der Bibliothek bei Weitem nicht ausreichte, zeigte sich im Anschluss begeistert.
Leider ist nicht zu vergessen, dass es nicht nur gegen Nationalsozialismus engagierte Schüler am Bad Freienwalder Gymnasium gibt, sondern auch gegenteilig Eingestellte. Thor Steinar-Kleidung ist schon seit langem keine Rarität mehr, in Bänke und Stühle sind SS-Runen eingeritzt, sowie Sprüche wie Zecke verrecke. An Wände werden Hakenkreuze geschmiert und in Wörterbüchern verewigen sich rechte Schüler mit Sprüchen wie Odin statt Jesus, Stoppt den Rotfrontterror oder Zeckenschweine an die Leine.
Aber aufgrund des Engagements einiger Lehrer und der Bereitschaft der Schulleitung aktiv und gezielt gegen diese Problematik vorzugehen, ist zu erwarten, dass diese Zustände nicht auf Dauer geduldet werden. Und dies zeigt sich auch an solchen Veranstaltungen wie am letzten Freitag. Im Gedenken an die Vergangenheit wird auch an der Gegenwart gearbeitet, und dies haben immerhin einige Gymnasiasten aus Bad Freienwalde verstanden, was auf eine effektive Arbeit in Zukunft hoffen lässt.