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Eine Stadt wehrt sich

(MAZ, Fred Has­sel­mann) BELZIG — Bis Sonnabend­mit­tag waren allein vor dem Jugend­freizeitzen­trum Pogo schon mehr als 100 Unter­schriften gesam­melt. Unter­schriften, mit denen sich
die Bürg­er einem offe­nen Brief aller Frak­tio­nen der
Stadtverord­neten­ver­samm­lung anschließen, in dem dazu aufge­fordert wird, ein Kli­ma in der Kur- und Kreis­stadt zu schaf­fen, in dem Frem­den­feindlichkeit, Ras­sis­mus, Anti­semitismus und Faschis­mus keinen Nährbo­den finden. 

Ob auf dem Gelände des Hage­bau­mark­tes, wo an diesem Tag viele Men­schen dessen zehn­jähriges Beste­hen feiern, oder in der Straße der Ein­heit, wo der nor­male Sam­stagvor­mit­tags-Einkaufs­bum­mel ange­sagt ist, stoßen die
Unter­schriften­samm­ler auf aufgeschlossene Bürg­er, die sich mit der Aus­sage iden­ti­fizieren kön­nen und wollen, dass Belzig kein Hort faschis­tis­chen Gedankengutes und erst recht keine “nation­al befre­ite Zone” ist. 

Auch Ramona Stuc­ki ist an diesem Tag unter­wegs, um möglichst viele Unter­schriften zu sam­meln. Vor dem Ede­ka-Markt im Klinken rund spricht sie die Pas­san­ten an. Viele bleiben inter­essiert ste­hen, hören sich ihre
Argu­mente an und unterschreiben. 

Denn empört haben die meis­ten Belziger zur Ken­nt­nis genom­men, dass die Preußis­che Aktions­front in Per­son des als Neon­azi bekan­nten Belzigers Pas­cal Stolle für den Sonnabend erneut einen Auf­marsch angemeldet hatte. 

Jene, die es noch nicht wussten, sind spät­stens seit der sicht­baren Polizeipräsenz in Bahn­hof­s­nähe informiert. Wie Götz Dieck­mann, städtis­ch­er Koor­di­na­tor gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus, betont, ist das angekündigte
Mot­to “Gegen den Ter­ror der Hoch­fi­nanz” dem früheren NSDAP-Pro­gramm entlehnt. Deshalb wollen es einige Mit­glieder des Belziger Forums nicht nur bei Flug­blät­tern und Unter­schriften belassen. Am Park­platz vor dem
Jugend­freizeitzen­trum Pogo haben sie mehrere Trans­par­ente aufge­hängt. Ein Megaphon liegt bere­it. Doch es kommt nicht zum Einsatz. 

Rel­a­tiv schnell ver­bre­it­et sich unter den engagierten Forums-Mit­gliedern die Nachricht, dass der Auf­marsch der Recht­en von ihnen selb­st bei der Polizei abge­sagt wor­den ist. 

Bran­den­burgs Schutzbere­ich­sleit­er Burkhard Neu­mann über­bringt den Ein­satzkräften die Infor­ma­tion selb­st, um mit ihnen anschließend die weit­ere Vorge­hensweise zu besprechen. “Von den einge­set­zen Beamten wur­den keine
Per­so­n­en­be­we­gun­gen von möglichen Teil­nehmern des Aufzugs zum beziehungsweise am Ver­anstal­tung­sort fest­gestellt”, teilt Press­esprech­er Torsten Ringel offiziell mit. Im Ver­lauf des Ein­satzes sei es zu keinen Störun­gen der
öffentlichen Sicher­heit und Ord­nung gekommen. 

Indes wer­den weit­ere volle Unter­schriften­lis­ten bei Götz Dieck­mann abgegeben. 1000 Schriftzüge sprich Beken­nt­nisse der Belziger gegen Rechts sollen in den näch­sten Tagen nach Vorstel­lung der Organ­si­a­toren zusammenkommen. 

Und wenn auch nur die Hälfte der Unterze­ich­n­er am 3. Mai zur
Gedenkver­anstal­tung anlässlich der Befreiung der Stadt Belzig vom Hitler­faschis­mus in den Grü­nen Grund kom­men würde, wäre dies ein weit­eres bemerkenswertes Zeichen.

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