(Ulrike Strube, PNN) „Ein kleines Stück Freiheit“ hat Fidèle Touoyem gefunden. Mitte April lernte der in Potsdam lebende Asylbewerber Petra Baumgart und ihre Familie kennen. Beide fanden über das Projekt „Eine Patenschaft für Integration“ vom Ausländerbeirat der Stadt zueinander, das Anfang des Jahres initiiert wurde.
Der Ausländerbeirat möchte Bürger gewinnen, die den Zuwanderern helfen bei ihren ersten Schritten in der neuen Heimat, sagt Albana Gjoka, stellvertretende Vorsitzende des Ausländerbeirates. Integration von Migranten sei nicht nur die Aufgabe des Staates, sondern sollte Anliegen aller Bürger sein. Durch den Kontakt zu Einheimischen erhalten die Zuwanderer Einblick in den hiesigen Alltag und Hilfe. Dadurch, so Albana Gjoka, können sie schneller integriert werden. Auf den Aufruf des Beirates in Zeitungen meldeten sich neun Asylbewerber und acht deutsche Paten, die sich dann vor gut zwei Monaten das erste Mal trafen. Darunter auch Fidèle Touoyem und Petra Baumgart. Der Kameruner lebt seit 18 Monaten in Potsdam. Zunächst wohnte er im Übergangswohnheim in der Kirschallee, dann zog er zum Lerchensteig. In seiner Heimat, erzählt der 26-Jährige, habe er die Opposition unterstützt. Dafür kam er ins Gefängnis. „In einer Nacht- und Nebelaktion wurde ich nach Deutschland geflogen.“ Der Alltag hier sei für ihn schwer. Er kann Fernsehen gucken, ins Internet gehen und Freunde treffen. Doch arbeiten darf er nicht. Kontakte zu Potsdamern habe er zuvor kaum gehabt. Dabei belegte er an der Volkshochschule zwei Deutschkurse. Nun könne er „endlich Freunde finden“.
Auch Petra Baumgart ist begeistert von der Idee des Ausländerbeirates. Die Neu Fahrländerin ist Lehrerin für Französisch, Chemie und Biologie in Caputh. Seit längerem habe sie Kontakte zu hier lebenden Ausländern gesucht. Mittlerweile werden nicht nur ihr Leben und das ihrer Familie durch die Treffen und zahlreichen Telefonate mit Fidèle Touoyem bereichert. In den vergangenen Wochen habe er die Realschule in Caputh besucht und den Schülern über das Leben in seiner Heimat berichtet. Auch fand dort ein Fußballspiel zwischen Asylbewerbern und den Schülern statt. Für den kommenden Herbst plant die 46-Jährige Lehrerin eine Unterrichtsreihe zum Thema Kamerun. „Gerade für Schüler ist der Kontakt zu Menschen anderer Kulturen wichtig“, meint Petra Baumgart.