Umstrittene Pflanzen werden in fünf Wochen von Feldern geerntet/ Aussagen über
Erfolg des Experiments im Herbst
In fünf Wochen ist der Spuk vorbei. Dann holen Landwirte aus Märkisch-Oderland
und Oder-Spree ihren Mais von den Feldern. Seit mehr als sechs Monaten
streiten Umweltschützer und Bauern um 254 Hektar Land. Dort wuchs in diesem
Sommer erstmals gentechnisch veränderter Mais heran.
Ein Hubschrauber der Polizei kreist über dem Oderbruch. Der Pilot fliegt dicht
über grüne Felder. Die Beamten sind auf Spurensuche. Umweltschützer wollen
Anfang der Woche irgendwo in Märkisch-Oderland gentechnisch veränderten Mais
zerstört haben. Das haben sie zumindest im Internet verbreitet. Doch die
Suche der Polizei bleibt erfolglos. “Der Einsatz war wiedereinmal umsonst”,
sagt Polizeisprecherin Branka Agotz. Im Potsdamer Agrarministerium glaubt
Peter Rudolph eine Strategiehinter den fingierten Aktionen erkannt zu haben.
“Die Umweltschützer hoffen, dass Leute diese Meldungen für bare Münze nehmen
— und als Nachahmer für wirkliche Zerstörungen sorgen.”
In das Visier der Protestler geriet Brandenburg im Frühjahr dieses Jahres.
Zahlreiche Landwirte hatten sich für den Anbau des umstrittenen Mais
entschieden. Anfangs sollte er auf einer Fläche von rund 500 Hektar
ausgepflanzt werden. Mit dieser Fläche lag die Mark bundesweit an der Spitze.
Nach öffentlichem Druck machten einige Bauern jedoch einen Rückzieher von den
Experimenten. So wuchs am Ende der Mais auf 254 Hektar heran.
Trotz der Halbierung ließen die Proteste nicht nach. Seither liefern sich
Umweltschützer mit Bauern und Polizei ein Katz-und-Maus-Spiel. Nicht immer
endeten die Aktionen so glimpflich wie vor dem Einsatz des Hubschraubers der
Polizei.
Erst an diesem Mittwoch erstattete ein Landwirt aus Heinersdorf
(Märkisch-Oderland) Anzeige bei der Polizei. Unbekannte knickten auf einem
Feld Maispflanzen um oder rissen sie gänzlich aus dem Boden. Möglich wurden
solche Aktionen auch, weil die Lage der Felder seit diesem Jahr im
bundesweiten Anbauregister des Bundesamtes für Verbrauerschutz und
Lebensmittelsicherheit veröffentlicht wurde. Große Hoffnungen, die Täter zu
überführen hat die Polizei indes nicht. “Wir warten auf Hinweise von Zeugen”,
sagt Polizeisprecher Detlef Lüben.
Ob das Experiment mit einem Erfolg endet, wird sich wohl erst nach der Ernte
zeigen. Dann entscheiden die Landwirte, ob sich die Investition in den teuren
Genmais gelohnt hat — und der Anbau seinen Ärger wert war. “Mein Eindruck
ist, dass der Trend zurückgehen wird”, sagt Achim Wesin vom Agrarministerium,
ohne bislang Zahlen nennen zu können. Das Ministerium in Potsdam hatte sich
aus dem Streit um die genetisch veränderten Pflanzen herausgehalten.
Auf einen Erfolg hoffen vor allem die Bauern aus dem Oderbruch. Dort hatten
sich einige Landwirte für den umstrittenen Mais entschieden, weil sie Ärger
mit dem so genannten Maiszünsler haben. Die Raupen des zimtbraunen
Schmetterlings bohren sich in die Stängel und Kolben der Pflanzen ein und
bringen sie zum Umbrechen. Der Genuss des veränderten Maises ist für die
Raupen tödlich, weil ihm im Genlabor das Gift eines Bakteriums eingepflanzt
wurde.
“Das Oderbruch bietet mit seinem wärmeren Klima gute Bedingungen für den
Schädling”, erklärt Peter Rudolph aus dem Hause von Agrarminister Dietmar
Woidke (SPD). Er rechnet im Oktober mit ersten Ergebnissen des Projektes.
Dazu werden die Erträge der verschiedenen Anbauflächen miteinander
verglichen.
Erneut Genmais-Feld beschädigt
Erneut ist in Ostbrandenburg ein Feld mit Genmais
beschädigt worden. Nach Polizeiangaben war diesmal ein Acker des
Tierzuchtgutes Heinersdorf betroffen. Auf einer Fläche von 70 mal 10 Metern
wurden Pflanzen herausgerissen oder umgeknickt. Der Schaden wird auf 100 Euro
geschätzt. Zu den Tätern gebe es keine Hinweise. In den vergangenen Wochen
hatten Genmais-Gegner mehrere Felder im Oderbruch und bei Strausberg
beschädigt.