(ddp, jw) Die Fraktion der PDS im Brandenburger Landtag fordert die Entlassung von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wegen seiner diffamierenden Äußerungen zu Ursachen von Kriminalität in Ostdeutschland. Die Fraktion habe einstimmig einen Antrag zur nächsten Landtagssitzung Ende August/Anfang September beschlossen, in dem Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) aufgerufen wird, Schönbohm als Innenminister zu entlassen, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der PDS-Fraktion, Heinz Vietze, am Mittwoch in Potsdam. Schönbohm solle aber besser schon vorher freiwillig seinen Hut nehmen.
Bundeswehrgeneral a. D. Schönbohm hatte im Zusammenhang mit der neunfachen Kindstötung in Frankfurt (Oder) erklärt, die »erzwungene Proletarisierung« in der DDR sorge noch heute für Gewaltbereitschaft und Werteverlust in Ostdeutschland. Nach massiven Protesten in der Bevölkerung und selbst innerhalb der CDU war er vor einigen Tagen zurückgerudert. Dies lasse die PDS-Fraktion aber nicht gelten. Schönbohm habe seine Meinung nicht zurückgenommen, sondern er habe nur bedauert, sie geäußert zu haben, sagte Vietze.
In dem Antrag heißt es, »mit seinen beleidigenden Äußerungen gegenüber der Bevölkerung des Landes Brandenburg und Ostdeutschlands« habe Schönbohm »in schwerwiegender Weise den von ihm geleisteten Amtseid mißachtet und dem Ansehen des Landes Brandenburg geschadet«. Die Aussagen Schönbohms reihten sich »in eine Kette von Fehlleistungen« ein. Dazu gehörten die Richteraffäre, sein Verhalten im Zusammenhang mit den Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU), diverse V‑Mann-Affären, die Diskussion um die deutsche Leitkultur sowie das Abstimmungsverhalten des Ministers im Bundesrat zum Zuwanderungsgesetz.
Vietze forderte, spätestens nach der Rede Platzecks auf der SPD-Landesvertreterversammlung am Samstag in Brandenburg/Havel müsse der Regierungschef jetzt auch handeln, um Schaden vom Land abzuwenden. Der SPD-Landeschef hatte die Äußerungen Schönbohms als »falsche und zu kurz gegriffene Schlußfolgerungen« und als »baren Unsinn« bezeichnet. Er hatte hinzugefügt, wer »das Land mitregieren will, der muß auch die Menschen mögen«.
Linkspartei beantragt Entlassung von Innenminister Schönbohm
(thm, Tagesspiegel) Potsdam — Die Linkspartei verlangt von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die Entlassung von CDU-Innenminister Jörg Schönbohm. Er habe die Menschen mit seinen Äußerungen zu den Ursachen von Gewalt in Ostdeutschland verletzt, hieß es zur Begründung. Über den Antrag wird voraussichtlich am 31. August abgestimmt. Die SPD-CDU- Koalition hat im Parlament nur eine knappe Mehrheit. Unterdessen sind nach einem Bericht der „Berliner Zeitung“ gegen Schönbohm sechs Strafanzeigen unter anderem wegen Volksverhetzung und Beleidigung erstattet worden.