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Enttäuschte Jugend wandert aus

(ND, Christoph Schulze) Mit gepack­ten Kof­fern ging es per Zug von Pots­dam nach Berlin: Rund 30 Vertreter Bran­den­burg­er Jugend­ver­bände nah­men am Mittwoch sym­bol­isch Abschied von ihrer Heimat, um in die Haupt­stadt auszuwandern. 

Der Grund für die Protes­tak­tion am Pots­damer Haupt­bahn­hof in Sichtweite des Land­tags­ge­bäudes auf dem Brauhaus­berg: Das Bil­dungsmin­is­teri­um plant seit Monat­en mas­sive finanzielle Ein­schnitte in den Lan­desju­gend­plan. Das ohne­hin schmal aus­ges­tat­tete Bud­get für die Jugen­dar­beit soll weit­er zusam­mengeschmolzen wer­den, in den kom­menden zwei Jahren um zweiein­halb Mil­lio­nen Euro. Seit 1999 hät­ten sich– wenn die Lan­desregierung ihre Pläne umset­zt– die Aus­gaben für die Jugend um 57 Prozent ver­ringert. So würde die drama­tis­che Abwan­derung von jun­gen Men­schen aus der Region noch beschle­u­nigt, weil zahlre­iche attrak­tive Ange­bote ersat­z­los weg­fall­en wür­den, befürcht­en die Jugendverbände. 

»Die Lan­despoli­tik spart sich ein­fach die Jugend«, empörte sich Alexan­der Fis­ch­er, Vor­standsmit­glied im Bran­den­burg­er Lan­desju­gen­dring (LJR), in dem 33 Ver­bände zusammenarbeiten.
»In anderen Bun­deslän­dern ist nicht alles rosig, aber dort weiß man Jugen­dar­beit zu schätzen«, begrün­de­ten die Jugend­ver­bände am Mittwoch ihre Auswan­derungsak­tion. »Hier haben wir kaum noch eine Per­spek­tive. In Bran­den­burg scheinen kurzfristig gedachte Spar­vorhaben Vor­rang zu haben vor nach­halti­gen Investi­tio­nen in die Jugen­dar­beit als Standortpolitik.« 

Allein in der außer­schulis­chen Jugend­bil­dung sollen 200000 Euro gestrichen wer­den. Nur noch 11000 anstatt wie im Vor­jahr 16000 Jugendliche kön­nten dann von den Ange­boten prof­i­tieren. Zum Beispiel Bil­dungsar­beit gegen Ras­sis­mus und Recht­sex­trem­is­mus seien betrof­fen, heißt es.
Weit­er­hin unsich­er ist auch, was aus dem 610-Stellen-Pro­gramm für die Jugend­sozialar­beit wer­den soll. Zeitweise kur­sierten Gerüchte, dass es auf 420 Stellen zusam­mengestrichen wer­den soll. Eine Entschei­dung über die Aus­gestal­tung des Lan­desju­gend­plans wird spätestens am 20. Mai im Land­tag fall­en, wenn das Par­la­ment über den Dop­pel­haushalt 2005/2006 befind­et. Bis dahin wer­den an die Jugend­ver­bände kein­er­lei Gelder aus­gezahlt: »Viele Ver­bände leben zurzeit von Rück­la­gen oder auf Pump«, so Melanie Benke, Ref­er­entin beim Landesjugendring. 

Konkret sei durch die Kürzun­gen auch mit der Schließung von Jugen­dein­rich­tun­gen zu rech­nen. Beispiel­sweise dem »Klab« in Luck­en­walde dro­he das Aus. Der Klub wird vom Arbeit­er­ju­gend­ver­band »Die Falken« betrieben. Bish­er küm­mert sich im »Klab« ein Sozialar­beit­er um die jun­gen Men­schen. Der Sozialar­beit­er hat schon jet­zt nur eine Dreivier­tel-Stelle, die nun auch gefährdet ist. 

Mehr Infos: www.ljr-brandenburg.de

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