Kein Rabehl-Auftritt in Frankfurt (Oder) / Graffitis und Plakate gegen Einladung für rechten Prof an der Europauni
Für Mittwoch, den 7. Mai hatte die Studenteninitiative LAHODA Belarus e.V. zu einer Veranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion zum Thema Medien und Krieg in den Mensa- und Hörsaalkomplex der Universität Viadrina in Frankfurt eingeladen. (Siehe auch: Querfront in Frankfurt/Oder)
Referieren bzw. diskutieren sollten die drei Mitglieder des Philosophischen Salons e.V. Stefan Pribnow (Vorsitzender), Dr.Harald Wessel und auch Prof. Dr. Bernd Rabehl.
Dazu kam es allerdings nicht. Am Mittwoch, wenige Minuten vor Veranstaltungsbeginn, beschloss LAHODA das Date mit Rabehl platzen zu lassen. Vorrausgegangen war dieser Entscheidung offenbar die Umgestaltung des gegenüberliegenden Bauzauns mit der Parole: “7.5. Keine Räume für Rassisten! Rabehl verpiss Dich!”. Daneben waren mehrere Plakate welche die Beendigung von Rabehls Lehrtätigkeit forderten geklebt worden. (Der Text ist im Anschluss dokumentiert)
Erst durch diese Aktion war LAHODA, von denen zumindest Teile schon vor einer Woche Informationen über Rabehls Rechtslastigkeit hatten, klar geworden, wen sie sich dort eingeladen hatten. Der Grund für die Absage war aber leider nicht die Ablehnung Rabehls, sondern die Angst “linke Autonome” könnten die Veranstaltung kippen. Ein echtes Armutszeugnis. Die VeranstalterInnen zeigten sich jedoch etwas düpiert, das der Philosophische Salon e.V. ihnen diesen dubiosen Rabehl vermittelt hatte.
Das nächste mal sollte also für LAHODA gelten: Mal recherchieren wen man sich als Gäste einlädt.
Frankfurter Antifas
Der Plakat-Text:
Berlin, 14.07.1999
BEENDEN SIE DIE LEHRTÄTIGKEIT DES RECHTSEXTREMEN BERND RABEHL AN DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie Ihnen spätestens seit dem 10.2.1999 (!) durch die Vorlage der Fachschaftsinitiative des OSI an den ehemaligen Fachbereichsrat des OSI und seit dem 17.2.1999 durch die Frage an das Präsidium der FU von Dr. Neugebauer bekannt ist, ist der wissenschaftliche Angestellte Bernd Rabehl auf einer Veranstaltung der pflichtschlagenden Burschenschaft Danubia in München mit einer rassistischen und rechtsextremen Rede aufgetreten. Diese Rede ist in redigierter Form in der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit (vom 18.12.1998) und in der neurechten Zeitung “Wir selbst” veröffentlicht worden.
In dieser Rede behauptet Bernd Rabehl, daß der “ethische und moralische Zusammenhalt der zentral€päischen Völker durch die Partisanenformationen der internationalen Bürgerkriege und Kriegsschauplätze” bedroht sei. In Europa bedeutet, so Rabehl, “diese politische Überfremdung die grundlegende Zerstörung von Volk und Kultur, vor allem dann, wenn die Auflösung der nationalen Identität bereits so weit fortgeschritten ist durch die kapitalistische Umwertung der Werte wie in Deutschland”.
Bernd Rabehl ist bis zum heutigen Tage nicht von seinen rassistischen und rechtsextremen Positionen abgerückt, sondern führt diese in der universitären Öffentlichkeit weiter aus, so geschehen am 16.6.1999 im Henry-Ford-Bau. Auf der von Professoren des OSI ausgerichteten Veranstaltung spitzte Bernd Rabehl seine Haltung mit dem Ausspruch: “Ausländer haben keine Werte”, nochmals zu. Er nutzte auch dieses Forum zur Verbreitung seiner rassistischen Thesen.
Der Rechtsextremismusforscher Dr. Richard Stöss wertet die Aussagen Bernd Rabehls als rechtsextremistisch. Gleichfalls wird im Verfassungsschutzbericht der Hansestadt Hamburg von 1998 (S. 25f) im Kapitel “Rechtsextremismus” auf den Zusammenhang zwischen Aktivitäten Bernd Rabehls, Horst Mahlers und Reinhold Oberlerchers im rechtsextremen Spektrum aufmerksam.
Bernd Rabehl verbreitet seine politische Überzeugung an der Universität und nutzt seine Lehrveranstaltungen zur Verbreitung rechtsextremer Ideologie, so geschehen im Januar 1999 im Hauptseminar “Krise und Existenz. Rechter und linker Dezisionismus im Nachkriegdeutschland”, wo er seine Rede verteilte und in diesem Zuge auch die Glaubwürdigkeit der Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung in Frage stellte. Außerdem erschien der Neonazi Horst Mahler am 17.12.1998 auf Einladung Bernd Rabehls und Jochen Staadts in dem bereits genannten Hauptseminar als Referent. Bernd Rabehl ging im Sommersemester sogar soweit, Studierenden, die ihn auf seine rechtsextreme Betätigung ansprachen, mit den Worten zu drohen: “Ich werde mir ihr Gesicht merken! Sie kommen mir nicht davon. Sie entschuldigen sich noch”.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden rassistischen Angriffe und Morde in Deutschland und dem Erstarken rechtsextremer Parteien und Organisationsstrukturen ist die Verbreitung rechtsextremer Positionen unter dem Deckmantel eines vermeintlich wissenschaftlichen Diskurses im Namen des Otto-Suhr-Instituts nicht hinnehmbar.
Es ist unverantwortlich, daß ein wissenschaftlicher Angestellter seine privilegierte Position und das Vertrauensverhältnis gegenüber den Studierenden für menschenverachtende, antiegalitäre Zwecke instrumentalisieren kann.
Aus diesem Grund fordern wir sie auf, ihrer institutionellen Verantwortung gerecht zu werden:
Beenden Sie den unerträglichen Zustand, daß ein ausgewiesener Rechtsextremist seine Parolen im Namen und mit Hilfe der Freien Universität verbreiten kann.
Distanzieren Sie sich öffentlich von den Äußerungen Bernd Rabehls.
Leiten Sie die erforderlichen Maßnahmen ein, um die Lehrtätigkeit Bernd Rabehls am Otto-Suhr-Institut und die Tätigkeit im “Forschungsverbund SED-Staat” so schnell wie möglich zu beenden!
UnterzeichnerInnen:
Studentinnen und Studenten des Otto-Suhr-Instituts; Fachschaftsinitiative am OSI; Feministisches Frauenplenum OSI; Café Asyl FU; AStA FU; Hochschulgruppe der AAB; AusländerInnen gegen Rassismus; AusländerInnen Liste; Unabhängige Antifa an der FU; AK Wissenschaft und Politik; Antifaschistische Aktion Berlin (AAB); Berliner Institut für Faschismus — Forschung und Antifaschistische Aktion e. V.; Jugendverband IG-Medien Berlin — Brandenburg, Dr. Abbas Alidous Azarbaijani (Priv. Doz. OSI); Bundesverband Jungdemokraten / Junge Linke; Berliner Bündnis gegen Rassismus — Gleiche Rechte für alle; Demokratische Linke (DL)