(klassenbewusster Anarchist auf Indymedia) Trotz des Naziübergriffs in Schweden, konnten Faschisten trotz zahlenmässiger Stärke die Antifa-Demo nicht angreifen. Die Antifa-Demo dafür war keine Gedenkdemo an Erich-Mühsam sondern eine Beleidigung an alle die Erich Mühsam schon einmal gelesen haben. Ausserdem wurden zum Grossteil nur Lügen über ihn verbreitet und die “AntifaschistInnen” machten nur grosse Angebersprüche gegen die dort heimische Bevölkerung und gedachten Mühsam gar nicht. Ein Bericht aus Anarchistischer Sicht.
Wenn Mühsam noch Leben würde, wäre er in O‑Burg Irre geworden.
Wir kamen mit als erste an in Oranienburg (bei Berlin) an. Ich lief die Treppe herunter da kam mir schon ein Nazi aus “East Berlin” entgegen. Ich fragte ihn im vorbeigehen ob er aus Hohenschönhausen käme, da nervte mich schon ein Potsdamer Bulle das ich hier lang zu gehen hätte.
Ich wurde durchsucht und mir wurde gesagt das ich alle “Fahnenstangen” auf 1,50 m zu brechen hätte. Also die Polizei war von vornherein aggressiv. Nun standen wir zu zehnt aufm Bahnhofsvorplatz. Um uns herum waren circa 25 bis 30 Nazis die sich das ganze mal anschauen wollten. Mensch kann nicht sagen das sie besonders aggressiv waren. Zumindest verzogen einige von ihnen die Miene.
Als sie immerwieder an uns vorbeiliefen rief Ich ihnen zu: “Schwarz Front! Es lebe die Anarchie!” und wollte sie provozieren indem ich sie als “Genossen!” ansprach, doch die vierer Gruppen antworteten nicht. Naja das war alles relativ langweilig, weil die Nazis alle ca 50 Meter weit weg waren, aber verteilt standen und nicht zusammen. Insgesamt 4 Gruppen. Vom Bahnhof ganz links ca 7 bis 10 Black Block Nazis, einer mit grossem Anarchie “A” aufm Sweatshirt, weiter rechts an der Ampel zwei bis drei Beobachter. Noch weiter rechts wieder eine andere 10er Gruppe “classic style” und am Bahnhof direkt in der Bus-Halte-Stelle 5 einheimische Nazis. Die meisten Oranienburger Nazis waren wohl “Spass haben” in Berlin bei der Love-Parade-Ersatz Demo.
Einen Zug später kamen Poser-AntifaschistInnen. Eine zehner Gruppe ging zu den Black-Block Nazis und rotzte sie an.
Die Demonstration ging erst circa halb vier oder später los. Es waren insgesamt 200 Menschen. Vorne waren eine Schwarze, eine Rote und eine Schwarz-Rote Fahne. Und ein Bündnistranspi. Hinten lief ein 10 anarcho-syndikalistische Fahnen und ein circa 30 bis 50 Menschen starker anarcho-syndikalistischer Block der FAU (Freie ArbeiterInnen Union). Zur Demo aufgerufen hatten ja Gruppen wie: die Antifaschistische Gruppe Oranienburg, VVN-BdA Berlin-Pankow, JungdemokratInnen/Junge Linke Brandenburg, Antifa Weißensee, Naturfreundejugend Berlin, Jugend Antifa Friedrichshain, das Allgemeine Syndikat Berlin (FAU), Antifaschistische Aktion Potsdam (AAPO), Novo Berlin, Antifaschistsiche Initiative Reinickendorf (AIR), Kleine Fiese Antifa (KFA) Bernau, Jugend Antifa Belzig (JAB), HUmmel Antifa Berlin, AK Antifa Potsdam, Antifa Erkner, Zeuthener Antifa Gruppe (ZAG), Antifa Wedding (AKW), Autonome Antifa Frankfurt/Oder (AA-FO) usw.usf.
Eine Gruppe die ich unbedingt noch erwähnen möchte ist eine Greifswalder Antifa-Gruppe. Mensch kann ein Grossteil der Gruppen zu dem Anti-Nationalen und auch ein paar andere (auch vertretene) zu dem (gemässigteren) Antideutschen Spektrum zurechnen. Da Zeitgleich in Kreuzberg eine Antideutsche Demo stattfand waren keine Israelisch-Nationalistischen Fahnenschwenker in Oranienburg.
Die Demo hieß “Game Over Oranienburg!” und der Grundtenor war: Alle Oranienburger sind Nazis. Das wurde den OranienburgerInnen auch so die ganze Zeit über vermittelt. Leute wurden als Nazis angepöbelt, die keine waren und andere “offensichtliche” Nazis nicht beachtet.
Die Demo ging die Stralsunder Strasse hoch zur Bernauer: “Wir sind toll, wir sind krass! Antifa da geht noch was.”. Wir liefen vorne und aussen. Da riefen Kommunisten zu uns: “Reiht euch in den Block ein!”
Ich brüllte ihnen zurück ich sei Anarchist und würde nicht darauf achten was mir das ZK der Kommunisten befehle!
Ich lief die ganze Zeit mit einem Oranienburger Anarchisten, der mir zeigte wer Nazi ist und wer nicht. Wir liefen die meiste Zeit ausserhalb der Demo, mussten uns aber immerwieder von irgendwelchen “Schwarzen Kaputzen” die sich wohl selber auch als AnarchistInnen sehen sagen lassen was wir zu tun hätten und was nicht.
Die grab [Gruppe Raus Aus Berlin] hatte einen “Offenen Brief an die Berliner Linke” rausgeschickt, indem sie empfahl auf “Linke Strukturen” vor Ort einzugehen und ihr Anliegen zu berücksichtigen. Das ist überhaupt nicht geschehen. Die A.G.O., selber Sympathisierend mit den Antideutschen Kommunisten, hielt entgegen Bündnis-Absprachen eine “Solidaritäts-Erklärung” mit der Berliner Antideutschen Demo in Berlin-Neukölln-Kreuzberg obwohl in dem Bündnis ganz klar Anarchistische Gruppen dagegen waren. Die Oranienburger AnarchistInnen mit denen ich unterwegs war, waren zum Anfang der Antifa aufgeschlossen gegenüber. Zum Schluss schmissen sie alle “Antifa-Sticker” in den Dreck und meinten, das die Antifa nicht wesentlich besser sei als die Rechten in Oranienburg. Warum? das erfahrt ihr gleich!
Die ganze Demo über schwirrten circa 70 bis 100 Nazis um die Demonstration herum sie waren zum grossteil zwischen 14 und 18 Jahre alt. Die Demo lief die Bernauer Strasse und die Berliner Strasse. Bog bei der Polizeiwache in die Erich Mühsam-Strasse und lief durch den Plattenbau. Immerwieder hielten uns nicht nur Bullen, sondern auch Antifas davon ab, zu den Nazis zu gehen.
Der FAU-Block sang “A las Barricadas” auf Deutsch und Ton Steine Scherbens “Die letzte Schlacht gewinnen wir” als die Demo bei fünf 16 jährigen Nazis stehen blieb und gegen sie Protestierte.
Mit dem Oranienburger sah ich viele Interessierte Jugendliche am Rand stehen, die “unpolitisch” angezogen waren. Als sie aber Sprüche wie “Wir hauen alles kurz und klein!” und Anti-Deutsche Sprüche hörten waren sie ziemlich angepisst und gegen die Demo.
Nun nahm die Demonstration eine “hemmungslose” Wende. Als wir aus dem Plattenbau wieder raus kamen und die Berliner Strasse nach Norden gingen lief die Demonstration am Erich-Mühsam-Denkmal vorbei. Nur der FAU-Block blieb stehen und ehrte Mühsam. Als einige FAUistas “Ihr seid Doof!” riefen blieb auch ser Rest der Demo 30 Meter weiter stehen. Beim Denkmal standen Leute aus dem FAU-Block und machten “Schweige-Minuten”. Endlich legte der “VVN-BdA” seinen Kranz nieder.
Die Dummen Menschen im Lautsprecherwagen erzählten: “Erich Mühsam war ein Antideutscher Kommunist. Der die Deutsche Gesellschaft abgrundtief hasste…ausserdem war er gegen die Deutsche Volksgemeinschaft” Es waren Proteste der AnarchistInnen von der FAU zu hören. Es wurde erzählt das Erich Mühsam “vergasst” worden sei und dann (in meinem Gedächtnis) mit einem Lachen: “Hihihihi, tschuldigung” wieder revidiert.
Erich Mühsam sei nätürlich nicht nur Kommunist sondern auch noch “JUDE” gewesen. Soweit ich weiss war er Anarchist und das schliesst das “religiös sein” aus. Jeder Historiker weiss das Erich Mühsam nach ein paar Wochen KPD-Mitgliedschaft anfang der Weimarer Zeit sich den “kommunistischen Anarchisten” Kropotkins anschloss, dort Auseinandersetzungen mit dem späteren Stalinisten und Sozialdemokraten Herbert Wehner hatte. Im letzten Jahr der Weimarer Republik ging er mit der Begründung: “Er gehe zu den Arbeitern” nicht zur KPD sondern zur FAUD/AS (Freie Arbeiter Union Deutschlands /Anarcho-Syndikalisten) ist dort eingetreten und im Zuge des sogenannten “Röhm Putsches”, der auch vor 70 Jahren war, von der SS in Oranienburg ermordet worden. Der kommunistische Anarchismus hat nichts mit ”
marxistischem” Kommunismus wie ihn die Antifa versteht zu tun!!!
Die Demo ging los und erst als die Antifa-Demo 100 Meter weitweg war gingen die Leute mit den Schwarz-Roten und FAU-Fahnen los. Allerdings auf Drängen der Polzei: “Der Veranstalter habe gesagt…” Nun lief die FAU mit einem 50 Meter Abstand zur Antifa-Demo.
Die Antifa-Demo, die aus dem LAUTI erfahren hatte, dass Mühsam: Ein Jude und Ein Antideutscher war der “vergasst” wurde, wurde nun Belehrt das Mühsam ein Anhänger des “Proto-Faschisten Silvio Gesell” gewesen sei…
Es ist wahr, dass Mühsam und Gesell sich aus der Münchener Räterepublik kannten, wo Gesell ja Finanzminister war. Aber genauso gut könnte mensch behaupten Mühsam und Landauer seien Anhänger vom Führer des “National-Revolutionären Widerstandes” Ernst Niekisch gewesen. Denn der “National-Bolschewist” Niekisch war ja eine Zeit lang Vorsitzender der Münchener Räterepublik wo Mühsam und Landauer beteiligt waren. Gustav Landauer wurde ja schon bei der Zerschlagung der Münchener Räterepubik bestialisch gefoltert und abgeschlachtet. Etwas ähnliches geschah ja auch mit Erich Mühsam in Oranienburg.
Aber Erich Mühsam noch nicht genug durch den Dreck gezogen wurde jegliche Kompetenz abgesprochen. “Schliesslich war er ja nur ein Künstler und kein Theoretiker”. Aus dem weiter hinten entfernten FAU-Block kamen immer wieder Protest-Rufe und “Lügner” rufe, ausserdem Buchtitel wo er programmatisch war: “Ihr habt Mühsam ja gar nicht gelesen!”. Wenn das Demo-Motto: “Sich fügen heisst Lügen!” war, so kann doch festgestellt werden das sich die Antifa-Demo gefügt hat. Trotz weitervermittelter Erfahrung aus der Gruppe Raus Aus Berlin benahm sich die Berliner Linke (aber auch die andere Auswärtige Linke) voll daneben. Und kippte die Stimmung nicht FÜR SICH sondern GEGEN SICH! Der FAU-Block lief bis zum Bahnhof in relativem Abstand zum Rest der Demo.
Breite-Berliner-Bernauer beschlossen AnarchistInnen, einer sogar mit Krücken die von den Nazis am Vorabend zerstörten “Geschichtstafeln” wieder aufzustellen um die “Ehre” von Mühsam wieder herzustellen. Als diese Gruppe wieder zur Demo wollte, war diese schon 200 m entfernt. Die Potsdamer Einsatzhundertschaft schubste und pöbelte die Gruppe von 10 Leuten an und wollte dem mit den Krücken anzeigen, weil er nicht schneller konnte. Immer wieder schubsen und abfällige Bemerkungen.
Es muss wohl Lehnitz-Strasse gewesen sein das diese Gruppe die Demo wieder einholte. Inzwischen erfuhren wir vom Lautsprecherwagen, das Erich-Mühsam auch nur ein Mensch war. Die Oranienburger AnarchistInnen und Normal-Jugendliche mit denen ich die Ganze Zeit lief waren von der Antifa angekotzt und sangen Parolen gegen die “Antifaschos” weil die ja meinen “dass alle Oranienburger Menschen Nazis seien”. Sie liefen mit mir auf den Rückweg im FAU-Block (oder Demo) und sahen schon einen Unterschied zwischen “der FAU” und “den Antifas”.
Kaum war die Demo am Bahnhofsvorplatz schon war sie in den S‑Bahn-Zügen und der Albtraum fuhr wieder Richtung Berlin.